Das ignorierte Glück der Katzenseelen, -geister und -körper
Ich liebe Katzen!
Ich habe schon in meiner Kindheit kurzzeitig immer mal mit Katzen gelebt.
Ich habe selbst zwei aufgenommen, als eine Nachbarskatze vor ihrer Kastration noch unerwünschten Nachwuchs bekommen hatte – die ich dann nach fast 10 Jahren bei meinem Auszug schweren Herzens in ihrem Zuhause zurücklassen „musste“, weil es mir damals in erster Linie um mich ging.
Deshalb leide ich mit Katzen, die Vertrauen zu Menschen aufgebaut haben, die sie irgendwann im Stich lassen.
Aber ich leide auch schon immer mit Katzen, die ich mit sehnsüchtigen (oder leeren) an Fenstern oder auf Balkonen sitzen sehe, weil sie nicht durch Wiesen oder Felder und Höfe streifen können.
Ich leide mit Katzen, die sich daran haben gewöhnen lassen, lieber industrielles Fertigfutter zu fressen statt ihre natürlichen Beutetiere – Mäuse, Käfer, Kanichen, Vögel, Schmetterlinge, Würmer und Raupen, … jagen zu müssen – weil ich weiß, dass ihre Gesundheit auf Dauer darunter leidet; weil ich weiß, dass es mit der Zeit ihre Zähne kaputt macht, weil ihre Kaumuskulatur davon unterfordert bleibt und ihre Zahnfleischdurchblutung leidet.
Ich leide mit der Natur, deren natürliche Kreisläufe vielen Menschen zu „grausam“ sind, wenn ich sehe, dass Mäuse, die – vergiftet oder in Mausefallen gefangen und getötet – in Mülltonnen landen.
Ich leide mit Katzen, die etwas bekommen, was sich – obwohl es eher ein Industriemix ist – „Trockenfutter“ oder „gesunde Leckerlis für ihre Zähne“ nennt, wofür der Rest ihres Körpers gar nicht gemacht ist, worunter häufig ihre Nieren oder anderen Organe leiden.
Ich leide mit Katzen, die ihren Jagdtrieb an Spielangeln und -mäusen oder -bällen ausleben müssen und dabei zusätzlich der Unterhaltung der Menschen dienen, die sie aus „Tierliebe“ halten.
Ich leide mit den Menschen, die zu ihrem Glück eine oder mehrere Katzen brauchen – weil sie sich sonst einsam fühlen und leiden, weil sie sich um niemanden kümmern können, der sie dafür mit Dankbarkeit, die sie mit Liebe verwechseln, belohnt.
Ich weiß, dass Leben auch Leid bedeutet.
Wir Menschen können Leid aushalten, wenn wir es verstehen und annehmen können, weil es sich nicht ändern lässt. So wie wir damit „glücklich“ leben können, können viele Katzen wahrscheinlich auch zufrieden sein mit dem Leben, das sie haben – weil sie gar kein anderes kennen; weil sie nicht wissen, dass es auch anders sein könnte.
Aber niemand, der einen Verstand hat und bei Sinnen ist, kann Leid auf Dauer ignorieren.
Deshalb weise ich immer wieder auf all das unnötige Leid hin, das Menschen damit verursachen, dass sie denken, sie würden etwas tun, was niemandem schadet – nur weil der- oder diejenige es ihnen nicht sagt.
Auch wenn es noch sehr viele Menschen gibt, die unbedingt denken (wollen), sie könnten Katzen – oder anderen Tieren (oder sich selbst alleine) – ein „schönes“ Zuhause, ein gesundes und glückliches Leben in ihren Häusern und Wohnungen bieten bzw. schaffen, nur mit gesundem Futterangebot und genug Zuwendung oder Streicheleinheiten gesund halten, und die deshalb ihre Krankheiten auch nicht verstehen können und für ein unabwendbares Schicksal halten, stellen immer mehr fest, dass Lebewesen noch mehr Bedürfnisse haben, als zu essen, trinken, schlafen und Zuwendung durch andere zu erfahren.
Die freie Natur ist das eigentliche Zuhause der Katzen, das all ihre Bedürfnisse befriedigt, auch wenn es heute „Liebhaberrassen“ – in meinen Augen Qualzüchtungen – gibt, die ohne die Versorgung durch Menschen vielleicht nicht mehr überleben könnten.
Die Natur ist auch einmal unser menschliches Zuhause gewesen.
Ich glaube fast, es gibt echtes menschliches Leid und Verzweiflung erst, seitdem wir sie verlassen und begonnen haben, in Häusern und Wohnungen zu leben und uns auch sonst vor natürlichen Gefahren möglichst abzuschotten, uns von Industrienahrung zu ernähren, nicht mehr unsere natürlichen Bedürfnisse leben und sie in unseren sozialen Gemeinschaften gegenseitig zu kontrollieren, also voneinander zu lernen, sondern dafür arbeiten (sollen), dass sich andere um unsere Sicherheit, Versorgung, Gesundheit und (Aus-)Bildung kümmern („dürfen“, also damit ihr eigenes Leben finanzieren können).
Seitdem wir lieber denken oder glauben wollen, dass sich Leid und Trauer und Schmerz verhindern lassen müssten, weil wir nicht leiden wollen, drehen Menschen sich im Kreis und schaffen immer noch mehr Leid als es vorher schon gab.
Dass es irgendwann immer nicht mehr schlimmer werden kann, dafür sorgt glücklicherweise die Natur, unsere menschliche Natur, der dieses verzweifelte Trauerspiel irgendwann zu langweilig oder zu doof wird.
Ich denke, wir sind gerade kurz vor einem neuen Höhepunkt angekommen: die Spaltung der Menschheit in die, die so weitermachen wollen wie bisher und die, die – wie ich schon seit Jahrzehnten – alles anders haben wollen, ist überdeutlich geworden.
Für mich stellt sich nur die Frage, wie lange sie jeweils um ihre Stellung kämpfen wollen, ob sie vielleicht sogar bereit sind, sich im nächsten Weltkrieg zu „verzetteln“ statt sich an ihre natürlichen, menschlichen Fähigkeiten und unblutigen Waffen zu erinnern, also nicht nur an ihren Körper und Verstand, sondern auch an ihre Seele; ob sie ihr Gewissen sinnvoll einsetzen, um das Leid, die Schmerzen und die Kämpfe in unseren Köpfen und Körpern zu beenden.
Jede/r könn(t)e selbstständig lernen, das zu verstehen, was ihm oder ihr der eigene Geist, Körper und die eigene Seele, also ein Gewissen, sagen will.
Also suche bitte – wenn Du selbst verzweifelt mithelfen willst, das Leid in der Welt zu verringern – nicht immer wieder eine/n DolmetscherIn und bitte dort um Hilfe – es gibt viele, die mittlerweile, auch wenn sie gut dafür bezahlt werden, selbst schon unter ihrer Arbeit leiden, weil sie zur Verzweiflung bringt, wie wenig Menschen über oder von sich selbst wissen (wollen).
P.s.: Menschen, die – im Gegensatz zu LiebhaberInnen – Katzen wirklich lieben, widmet ihnen ihr Leben, begnügen sich also nicht damit, ihnen ein Zuhause zu geben und sie mit Nahrung oder allem, was sie sonst noch brauchen zu versorgen, sondern achten gleichzeitig auch ihre natürlichen Bedürfnisse – wie ihr Revierverhalten oder ihren Jagd- oder Fortpflanzungstrieb – und kümmern sich entweder darum, dass die entweder so ausleben können, ohne dass andere dadurch keinen Schaden erleiden, oder um gesunde Ersatzbefriedigungen, also genügend körperliche, geistige oder seelische Beschäftigung.
P.p.s.: Die treuen Hundeseelen, -geister und -körper lassen sich übrigens in menschlichen Häusern und Wohnungen – als BeschützerInnen oder menschliche BegleiterInnen im Prinzip gesund und glücklich halten, weil sie von Natur aus Allesfresser sind, also auch mit dem, was frisch gekocht auf den menschlichen Teller kommt, gut überleben könnten, wenn sie gleichzeitig noch an Knochen nagen dürfen. Häufig wurde ihnen ihre Körpergröße allerdings so abgezüchtet, dass sie sich nicht mehr auf Augenhöhe zu uns Menschen fühlen können. Andere werden heute gezielt unnatürlich groß und kräftig oder lernbegierig gehalten, so dass sie in unserem menschlichen Alltag körperlich und geistig gar nicht ausgelastet sind, also nicht ausreichend beschäftigt werden können und in ein paar wenigen Jahren vor sich hin kümmern. Die Höhe menschlicher Arroganz stellen für mich allerdings Menschen dar, die Hunde rein nach ihrem „niedlichen“ oder „coolen“ Aussehen wählen und damit verbundene, ganz speziellen Bedürfnisse und Qualen völlig ignorieren. Aber es bringt nichts, deshalb wütend und verzweifelt zu sein, es ihnen also abzunehmen, selbst die Verantwortung dafür zu tragen, und nicht nachzufragen, ob sie eigentlich wissen, womit die Haltung ihrer Tiere verbunden ist, oder ob sie Informationen bräuchten, um nicht in Zukunft weiter unwissend und unnötig für Tierleid in der Welt zu sorgen..
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Dank für das Foto und die Inspiration zum Text gebührt Fina, die gerade unser Kurgast ist, sehr, sehr vorsichtig ein bisschen unbekannte Natur in unserem Garten erforscht und die mich an meine eigene Katzenseele erinnert hat, die schon immer lieber gegangen ist, wenn sie sich eingesperrt gefühlt hat, aber glücklicherweise das unberechtigte Gefühl, dass alle, die ihr nicht all ihre Freiheiten lassen wollen, sie einsperren wollen, abgelegt hat, so dass sie ihre Aufmerksamkeit auf die richten kann, in deren Interesse es wirklich liegt, dass Menschen weiterhin ein Heimtierleben führen: für ihr Geld arbeiten, ihre eigenenen Wohnungen „gemütlich“ einrichten oder Häuser bauen, ihre vorgefertigen Nahrungsmittel und vielfältigen anderen Produkte konsumieren und sich von ihrem Unterhaltungs- und Freizeitprogramm bespaßen und ihre Lebenszeit versüßen lassen.