Lerne Deine eigenen wunden oder verwundbaren Punkte kennen, wenn sie irgendwann heilen oder nicht mehr getroffen werden sollen
Menschen sind soziale, empathiefähige Lebewesen, und die meisten, vielleicht sogar alle Menschen lieben es, anderen ein Freude zu machen oder sich mit ihnen, wenn sie ungerecht behandelt wurden, solidarisch zu zeigen.
Viele sind genug damit beschäftigt, sich um das Wohl und die Gesundheit – die Leidfreiheit – ihrer eigenen Liebsten zu kümmern und dafür zu sorgen, dass es auch ihnen selbst gut dabei geht, um sicher zu stellen, dass sie lange für andere da sein können und nicht selbst irgendwann vom Mitleid anderer Menschen abhängig werden.
Aber dann gibt es auch viele Menschen, die wollen
- ganz besonders viel gegen das Leid in der Welt – ihr eigenes, das anderer Menschen oder auch Tiere und Pflanzen, also der Natur unter bestimmten (un)natürlichen Lebensbedingungen – unternehmen oder
- besonders gut vor anderen als „HelferInnen in der Not“ dastehen;
- sich organisieren und nachhaltig arbeiten, also immer wieder etwas zu tun haben …
Hast Du Dich jemals gefragt, was aus den unzähligen Arbeitsplätzen in großen Hilfsorganisationen und Kirchen werden soll, wenn sie das Leid in der Welt beendet haben; was all die Menschen arbeiten sollen, wenn sie anderen beigebracht haben, wie sie sich zukünftig selbst helfen können?
Hast Du Dich nicht schon mal darüber gewundert, dass es immer noch so viel und immer wieder neues Leid und Elend auf der Welt geben kann, obwohl doch schon so lange so viel – auch zur Vorsorge und Frühwarnung – dagegen getan wird?
Kannst Du Dir nicht auch vorstellen, dass Wohltätigkeitsorganisationen und wohltätige Dienste ein lukratives Geschäft geworden sind in einer Welt, in der viele Menschen so viel mehr und damit automatisch ein schlechtes Gewissen gegenüber anderen, die weniger besitzen, haben?
Als Lebenswissenschaftlerin würde ich den meisten Menschen nicht unterstellen, dass sie schon immer wussten oder jemals wissen werden,
- welche Gelder, auch staatliche, in Hilfsorganisationen oder Kirchen fließen;
- wie mit dem Mitleid der Menschen gespielt werden kann, um sie als nachhaltig zahlende KundInnen zu behalten und
- wie sinnvoll in „Hilfsprojekte“ investiert werden kann, ohne dass Spendengelder dabei dafür aufgebraucht werden müssen, indem sichergestellt wird, dass in der Zukunft aus Dankbarkeit eine „freiwillige“ Rückzahlung geleistet wird.
Vielen Menschen ist nicht im Geringsten bewusst ist, welches zukünftige Leid sie in einer nachhaltig ökonomisch denkenden, nicht darauf bedachten Welt, die Erde nachhaltig zum Besten aller lebenden Wesen zu verändern, damit verursachen, dass sie es selbst nicht ertragen, wenn andere leiden.
Nicht nur Tierheime müssten irgendwann schließen oder ständig ihre Belegschaft wechseln, Kündigungen aussprechen oder neue MitarbeiterInnen suchen, wenn sie nicht für eine möglichst rentable Auslastung ihrer Räumlichkeiten sorgen würden. Kaum jemandem ist wahrscheinlich bewusst, wie viel Leid Kaufsucht, Geldgier oder – statt tatsächlicher Armut, in der Menschen meistens solidarisch zusammenhalten – die Angst vor Armut, also Geiz oder Raffsucht, verursacht.
Ich selbst habe kein Mitleid mehr mit Menschen, die sich nicht ehrlich und umfassend mit dem Leid in der Welt und denjenigen, die es maßgeblich mitverursachen –
- gute VerkäuferInnen oder Marketingabteilungen für Dienstleistungen oder Produkte, in deren Herstellungsprozess die Natur oder Menschen und Tiere ausgebeutet wurden und (oft unnötig) leiden mussten, und durch deren Nutzung oder Verbrauch Schäden angerichtet werden, unter denen Menschen, Tiere oder die Natur leiden;
- LobbyistInnen in Politikerkreisen,
- JournalistInnen in Medien(häusern), denen es um Sensationsmeldungen und Verkaufszahlen (der von ihnen gemachten Meinungen) geht
- WissenschaftlerInnen, die sich immer noch einreden, sie würden „etwas Gutes“ oder zumindest „nichts Schlimmes“ mit ihrer Forschungsarbeit tun;
- ÄrztInnen, die ihren hippokratischen Eid schon lange an ihre PharmavertreterInnen abgegeben zu haben scheinen, sobald die ihnen versichern können, dass ihre Produkte (tier-)leidfrei und sicher sind, also umfassend getestet wurden, –
auseinandersetzen wollen, also nicht lernen wollen, auch Leid zu ertragen und offen darüber zu sprechen, wenn sie selbst (noch) nichts ändern können; weil sie selbst gar nicht genug Zeit oder Lust haben, sich um Leidende oder Hilfesuchende zu kümmern oder ihnen wenigstens etwas zum Essen oder ein Dach über dem Kopf zum Ausruhen oder ein paar benötigte Dinge oder Informationen anzubieten zu können.
Ich habe wenig Mitgefühl mit Menschen, die bereit sind, nur Geld dafür zu investieren, dass andere leidvolle Erfahrungen machen müssen, weil sie sich nicht selbst darum kümmern wollen.
Ich habe kaum Mitgefühl mit Menschen, die Leid nicht mitfühlen wollen, weil es ihnen zu schmerzhaft erscheint; weil sie nicht vor anderen weinen oder schreien wollen und stattdessen lieber nur denken wollen, sie hätten etwas Sinnvolles oder sogar alles in ihrer Macht stehende dagegen getan.
Aber ich vertraue darauf, dass sich in unserem Informationszeitalter immer mehr Menschen nicht mehr vor dem verstecken können, was sie am liebsten nicht sehen oder hören und fühlen würden, weil sie Angst haben, es nicht ertragen zu können, und sich immer mehr Menschen „ein Herz fassen“ – ich meine nicht, dass sie so tun, als würden sie es jemandem herausreißen wollen, sondern dass sie den Mut aufbringen, selbst mehr dagegen zu tun, also solidarisch mit anzupacken, oder zumindest laut zu sagen, dass Menschen sich selbst oder andere belügen, wenn sie denken bzw. behaupten, man könnte irgendjemandem nachhaltig damit helfen, dass man ihm oder ihr freiwillig und gerne hilft – jedes Mal, wenn er oder sie oder ein/e Verwandte/r oder ein/e FreundIn wieder in Not geraten ist und leidend um Hilfe schreit.
Du kannst jederzeit aufhören, Dich selbst nur wie ein Opfer Deiner Gesellschaft aufzuführen, das Mitleid verdient, und stattdessen anfangen, das zu tun, was Du selbst immer tun kannst, um Dir selbst zu helfen und nicht immer wieder in die (Selbst-)Mitleidsfalle zu tappen!
Wenn Du meine ehrliche Meinung dazu hören möchtest, was Du tun könntest, weißt Du ja, wie Du mich erreichen kannst!
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Dank für das Foto gebührt SwapnIl Dwivedi (auf Unsplash)!