Sinn oder Unsinn gesellschaftlicher Glaubenssätze und Propagandasprüche im Alltag hinterfragt

Wir alle werden im Laufe unseres Lebens geprägt von dem, was wir von vielen anderen Menschen gelernt haben, nicht nur von dem, was sie uns gezeigt oder anders erfahrbar gemacht, sondern auch von dem, was sie einmal gesagt haben. Besonders gut behalten wir Sätze, die uns oft genug vorgebetet wurden und die einfach nur dadurch – durch wiederholtes Hören – für uns einen Sinn ergeben (haben).

Wer in den Worten oder zwischen den Sätzen Zeilen z.B. ein bestimmtes Ziel, einer Absicht oder einen „Verkaufszweck“ heraushören kann, erkennt auch oft leicht, wie willkürlich anwendbar viele der Sprüche oder „Lebensweisheiten“ anderer Menschen sind/waren – je nachdem, was damit erreicht werden soll(te).

Aus (verhaltens-)ökologischer Sicht ist an jedem Sprichwort (bzw. Werbeslogan für besondere Zwecke) etwas anmerken, das den Sinn oder Rahmens, der ihnen vielleicht zugeschrieben wird, fragwürdig erscheinen lässt:

Das Auge ist mit. – Vor allem das von Menschen, die wenig Vertrauen in ihre anderen Sinnesorgane haben und besonders viel Wert auf Äußerlichkeiten legen (vielleicht weil sie von „inneren Werten“ häufig enttäuscht wurden?). Bei mir isst zumindest in erster Linie der Mund (der sich vorher möglichst viele ehrliche Informationen über das Essen eingeholt hat), die Nase (der keine unangenehmen oder eigenartigen Duftmoleküle auffallen sollten) und alle weiter innen liegenden Geschmacks- und Verdauungsorgane. Ich vermute sogar oft, dass es gesünder für viele Menschen wäre, mit geschlossenen Augen zu essen, damit ihnen vielleicht eher auffällt, was dem Rest ihre Körpers eigentlich gar nicht gefällt.

Das Fass zum Überlaufen bringen“ können – auch wenn sie es gar nicht beabsichtigen – vor allem Menschen, die sich zu wenig Zeit nehmen, um sich ihrem Ziel, es zu füllen, vorsichtiger zu nähern; aber auch nur, wenn es nicht gleichzeitig andere gibt, die sich daran bedienen oder einen Spaß daraus machen, anderen dabei zuzuschauen, wie sie es versuchen, während sie – zur Sicherheit, dass es wirklich niemals überläuft – lieber Löcher hinein bohren.

„Das ist erblich bedingt, dagegen kann man nichts tun“ (außer gezielt Familienplanung zu betreiben oder „kranke“ Gene künstlich zu manipulieren, also ab- und neue, „gesunde“ einzuschalten). – Wieso leugnest Du die Möglichkeiten der Epigenetik, ich meine die Möglichkeit zu verhindern, dass bestimmte Gene (mit unerwünschten Folgen) exprimiert werden, also wirksam werden – indem Du ein anderes, gesünderes, natürlicheres Leben führst als Deine Vorfahren, die unter dem Ausbruch bestimmter Krankheiten gelitten haben?

Der bzw. die Klügere gibt nach. – Oder gibt nicht eher der- oder diejenige nach, der oder die keine guten Argumente oder sonst nichts mehr zu sagen hat?

Du musst Dir um nichts Sorgen machen. – Ist das vielleicht ein Wunschtraum von Menschen, die glauben wollen, dass sie mit autogenem Training oder anderen Entspannungsmethoden alle ihre Probleme oder Krankheiten in den Griff bekommen könnten?

Geld verdirbt den Charakter. – Davor haben nur arme, bescheidene Menschen Angst. Alle anderen wissen, dass Geld allein keinen Charakter verderben kann, der sich vorher gar nicht entwickeln konnte oder musste. Eine rein ökonomische, gewinnorientierte Nutzung von Geld, zur Not auch mit betrügerischen Mitteln, sogenannten GönnerInnen oder auch mit Hilfe von geschulten InvestorInnen oder – vielleicht sogar manipulierten – Glücksspielen, die Menschen ins Elend stürzen können, trägt meiner Meinung nach auch nicht gerade zu einer wünschenswerten Charakterentwicklung bei.

Geteiltes Leid ist halbes Leid. – Wenn nicht nur ein Mensch leidet, sondern auch andere daran teilhaben lässt, überträgt er oder sie es genauso auf sie wie wenn er oder sie etwas Erfreuliches mit ihnen teilt. Es mag leidenden Menschen eine gewisse Erleichterung verschaffen, sich vorstellen zu können, dass sie sich nicht alleine in ihrem Elend befinden. Leichter für uns alle wäre das Leben allerdings, wenn wir dem Leid, das wir noch nicht verstehen, gemeinsam auf den Grund gehen würden, um herauszufinden, warum es eigentlich da ist und wofür es sogar gut sein könnte (meiner Meinung nach, um Menschen, die sie gerne verdrängen, ihre Endlichkeit ins Bewusstsein zu rufen und sie daran zu erinnern, dass es überlebenswichtig ist, frühzeitig zu erkennen, wer oder was das eigene Leben gefährden könnte – um sinnvoll, achtsam, damit umzugehen).

Ich will so bleiben, wie ich bin. – Willst Du das wirklich, also hast Du nichts, was Du gerne noch lernen möchtest, worin Du Dich weiterentwickeln willst, was Du gerne ablegen oder am liebsten hinter Dir lassen würdest?

Kleider machen Leute – Aber wofür brauchen wir eigentlich Leute oder Kleidung außer dafür, dass es uns nicht kalt wird und wir uns wohl in dem fühlen, was wir am Körper tragen?

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. – Erhalten kleine Geschenke nicht eher unsinnige Geschenke-Teufelskreise und Diskussionen um das schönere oder wert- bzw. sinnvollere? Nennt man Menschen nicht erst Freunde, wenn man sich sicher ist, dass man ihnen vorher nichts Besonderes, nicht einmal etwas Kleines geschenkt haben muss, damit sie im Notfall immer da sind, wenn man sie – ihr Ohr, ihren Rat, ihre Hilfe, Begleitung oder einen Notfall-Schlafplatz bei ihnen – braucht?

Reden ist silber, Schweigen ist gold – Für Menschen, die sich lieber Geschichten von anderen erzählen lassen statt sich selbst welche einfallen zu lassen bzw. auszudenken; die nicht gerne Erklärungen abgeben für das, was sie tun; also sich auch nicht gerne Fragen stellen lassen; für Menschen also, die wenig bis nichts zu sagen oder keine eigene Meinung haben, die sie gerne auch laut sagen würden, so dass sie sich „ihren Teil“ lieber nur denken anstatt darüber zu kommunizieren; oder natürlich für Menschen, die Geheimnisse haben und davon profitieren, dass vielleicht andere sie wenigstens nicht weitererzählen, wenn sie sich selbst mal „verplaudert“ haben (weil es natürlich bzw. menschlich ist, sich von allem freisprechen zu wollen, was auf der eigenen Seele lastet).

Steter Tropfen hölt den Stein nur, wenn es sich 1. um einen Naturstein handelt, der nicht „oberflächenbehandelt“ wurde, so dass alles an ihm abperlt, und der 2. nicht viel zu heiß, also energiegeladen, ist als dass er nicht alles, was dem nicht „gleichwertig“ ist, nicht einfach – ohne Mühe – verdampfen lassen, also sozusagen zum Platzen bringen oder in Luft auflösen könnte.

Träume nicht Dein Leben, sondern lebe Deinen Traum! – Vor allem, wenn es einer ist, für den Du Dich verschulden musst, der Dich also entweder erspartes oder erarbeitetes Geld kostet oder für den Du hinterher, wenn er endet, bezahlen musst. Stattdessen könntest Du auch Deine Träume kritisch hinterfragen, mit wachem Bewusstsein durchs Leben gehen und mit Hilfe anderer Menschen, denen Du vertraust, möglichst wenig Unsinn anstellen, den Du hinterher bereuen könntest.

Unser Körper sagt uns, was wir brauchen. – Warum sehen dann viele Körper so aus, als würden sie denken bzw. sagen, dass sie einfach alles bräuchten, worauf sie Lust bzw. Heißhunger haben?

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. – Will Hans vielleicht einfach nichts mehr dazulernen, weil er überzeugt ist, er wüsste schon alles und vor allem besser als jedes Hänschen, dem er vorschreiben darf, was gelernt werden muss?

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. – Könnte das gezielt genutzt werde, um Streit zu schüren und davon zu profitieren, dass andere sich bekriegen?

Wer lästert, lügt. – Versuchen Menschen, die über andere lästern, nicht eher die Wahrheit über das, was andere tun, auf Dritte abzuladen – während sie zu „gutmütig“ bzw. feige sind, es ihnen persönlich ins Gesicht zu sagen? Lügen nicht eher die, die mitlästern – wenn sie Menschen, die mit dem Lästern beginnen, nicht ehrlich ins Gesicht sagen, dass es ehrlicher wäre, nicht über andere, sondern mit ihnen über ihr lasterhaftes Verhalten zu reden.

Wir kümmern uns um alles/Ihre Sicherheit/Ihre Gesundheit/… – Ist es nicht naiv, die Verantwortung für bestimmte Dinge/die eigene Sicherheit/Gesundheit in die Hände anderer, womöglich sogar fremder Menschen zu legen?

Zufriedenheit macht reich. – Zumindest Menschen, die sich mit allem zufrieden geben können, was ihnen (an-)geboten wird; vor allem, wenn es für sie nicht mit Kosten verbunden zu sein scheint, und die nicht um etwas bitten „müssen“, können oder wollen, was ihnen in ihrem Leben zu ihrem Glück fehlt. Da zum Glück aber z.B. auch Gesundheit gehört und weil Besitz bzw. Eigentum oder „Reichtümer“ immer auch Verpflichtungen oder Verantwortung gegenüber anderen, die weniger besitzen, mit sich bringt, hat (äußerliche bzw. behauptete) Zu-Friedenheit meist wenig mit echtem, innerem Frieden zu tun, wenn Menschen sie im (kulturellen) Wohlstand oder Luxus statt in einem möglichsts einfachen, (natur-)gesunden Leben suchen.

 

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Dank für das Foto gebührt Metin Ozer (auf Unsplash)!