Völlig nüchtern betrachtet …

…verschwindet für viele Menschen der verklärte Glanz, in dem sie die Welt betrachten („müssen“), weil sie sie sonst unerträglich – traurig, grausam, hoffnungslos… – finden würden

Oder: Warum es Menschen den Spaß am Leben nehmen kann, wenn für sie „alles klar“ ist

Vieles in unserem Leben lässt sich kaum oder zumindest schlecht ertragen, wenn wir es (mit)ansehen müssen – weil es unseren Verstand bzw. unser logisches Verständnis und auch unsere Fähigkeit zu Mitgefühl bzw. -leid übersteigt (obwohl es andere, die wir für ähnlich fühlende Wesen halten, es als „absolut natürlich“ propagieren und/oder „selbstverständlich“ völlig freiwillig, ohne dass sie jemand unter Gewaltandrohung dazu zwingen würde, tun):

  • gegen- oder auch nur einseitige Gewaltakte, Kriegserklärungen oder auch unterlassene Hilfeleistungen für andere in Not durch Menschen, die sich – vermeintlich,  weil sie genug Zeit und Möglichkeiten hatten, die Folgen ihres Handelns in Ruhe abzuwägen – skrupel- bzw. gewissenlos verhalten;
  • (unsinnige) Naturzerstörung bzw. -verschmutzung, d.h. unnötiges Abschlachten (oder sogar das gesetzlich vorgeschriebene Töten) von Tieren, das Roden ganzer Waldlandschaften oder das Fällen von gesunden Bäumen durch Menschen, die „bessere“, menschen-, tier- oder naturfreundlichere Alternativen zu allem einfallen lassen könnten, was sie auch anderen vorschreiben bzw. verordnen und zum Gesetz machen würden;
  • Eltern, die sich nicht verantwortlich für den Schutz der eigenen, „minderjährigen“ Kinder und ihre Aufklärung (über die Tücken und Gefahren, aber auch Chancen und wichtigen Lernerfahrungen in dieser Welt) fühlen „müssen“ bzw. sollen (weil die angeblich noch nicht erwachsen genug sind, Verantwortung für sich selbst übernehmen und JA zu dem sagen zu können, was ihnen gut tut bzw. was sie gerne freiwillig tun, und NEIN zu dem, worunter sie leiden, wenn es ihnen von anderen aufgetragen oder vorgeschrieben wird, und eine Gesellschaft „besser“ weiß, was wirklich gut für sie ist) .
  • eine Welt bzw. ein (Heimat-)Land, in dem viele Menschen keine echten, familiären Vertrauten oder Geliebte und Liebhaber – also Freunde oder Freundinnen – haben, sondern „freundliche“ Lehrer oder Lehrerinnen, „gutmütige“ (oder zumindest speziell dafür ausgebildete) „Erzieher oder Erzieherinnen“, „gute“ Ärzte oder „einfühlsame“ Therapeutinnen brauchen, denen sie sich – ohne Scham – öffnen können bzw. wollen (weil sie an deren „Schweigepflicht“ glauben oder gar nicht darüber nachdenken, was sie fremden Menschen offenbaren oder auflastenohne die Verpflichtung, ihnen das irgendwann auch wieder abzunehmen).
  • Kinder bzw. Menschen, die gar nicht unbedingt ein „(außerordentlich) schönes“ und „erfolgreiches“ Leben führen möchten, aber schon daran zerbrechen, möglichst sorgenfrei,  ohne sich dabei unnötig viele Probleme einzuhandeln, leben zu können, weil sie dafür nicht einfach sozial, sonder „extrem anpassungsfähig“ sein müssen: an von anderen – mächtigeren, (einfluss-)reicheren oder schlaueren – Menschen vorgegebenen Bedingungen bzw. an Leistungsvorgaben, die – angeblich – allen Menschen gleichermaßen sowie der Erhaltung unserer Lebensräume dienen sollen.

Es gäbe unzählige weitere Gründe, die es rechtfertigen würden, jeden einzelnen Tag dafür zu sorgen, dem eigenen Wohlergehen zuliebe möglichst wenig davon mitzubekommen und die eigenen Sinnesorgane bzw. Eingangspforten der Wahrnehmung möglichst selektiv zu nutzen:

  • sie mit nervenberuhigenden Chemikalien, die Erregungsübertragungen behindern, zu betäuben,
  • den Organismus einseitig zu beschäftigen, z.B. mit etwas „Nervenaufreibendem“, mit dem die Wirkung von Neurotransmittern verstärkt wird, „zuzudröhnen“,
  • sich – mental oder physisch, indem man andere Orte aufsucht – in (realitäts-)ferne Welten zu begeben, also zu (tag-)träumen oder von fremdartigen Eindrücken inspirieren zu lassen, bzw.
  • die eigene Aufmerksamkeit zumindest so zu fokussieren oder abzulenken, dass nur noch die (überraschend) schönen, wundervollen, Seiten des Lebens zu Tage treten können oder es – mit genug Übung – irgendwann gleichgültig wird, ob sich etwas gerade (besonders) gut oder schlecht anfühlt.

Am Ende wird alles irgendwann langweilig, auch jede (Sehn-)Sucht oder Suche; vor allem, wenn man dabei nicht das Erhoffte findet oder immer wieder auch schöne Überraschungen erlebt.
Aus gesundheitswissenschaftlicher, verhaltensökonomischer Sicht kann ich also nur empfehlen, eine gesunde Balance zwischen völlig nüchternen Betrachtungsweisen und rauschartigen Zuständen zu halten, von denen man sowohl physisch als auch psychisch abhängig werden kann – je nachdem, wie angenehm, erregend oder entspannend, die damit verbundenen körperlichen oder geistig-spirituellen Erfahrungen sind (bzw. wie unangenehm die Nebenwirkungen). Ob man sich dazu etwas – der Einfachheit halber – zur Regel machen sollte oder sich stattdessen auf sich selbst verlassen kann (oder auf andere, in die eigenen Vorhaben Eingeweihte , die mit darauf achten, dass man keine „toxische Dosis“ – an zu viel Vernunft oder (Aus-)Gelassenheit – erreicht), ist individuell sehr unterschiedlich und abhängig von der aktuellen Lebenssituation.

Ich bin – Dank (trickreicher) antiautoritärer Erziehung und (alternativ-)wissenschaftlichen (Aus-)Bildung – schon sehr lange überzeugt: Gemeinsam – auch mit völlig Fremden – macht alles mehr Spaß; auch wenn ich den notfalls (sollte mir niemand einfallen, mit dem oder der ich ihn haben könnte, oder der Mut bzw. Ansporn fehlt, mir jemand Neues zu suchen) auch ganz alleine mit mir haben kann!
Ich wünsche – trotz Hitze oder genau deswegen (weil Unvernunft oder Unachtsamkeit manchmal auch sehr schnell tödlich enden kann) – noch einen „schönen“, klaren, nüchternen oder bewusstseinsveränderten bzw. -dernden (Sommer-)Tag; je nachdem, was mehr dazu beiträgt, offen und neugierig bzw. interessiert an der Realität zu bleiben oder zumindest gelassen ertragen zu können, was man Neues dabei und darüber erfährt! Einfach nur (weiter) darunter zu leiden, dient mit Sicherheit vielen anderen Menschen, die sich liebend gerne mit Leidtragenden bzw. ihren „Wehwehchen“ beschäftigen, wenn sie damit ihren Lebensunterhalt bestreiten, aber nicht der eigenen Gesundheit oder Heilung.

 

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Dank für das Foto gebührt Laura Tancredi (auf pexels.com)!