Aus dem Auge, (nicht) aus dem Sinn – dem eigenen und/oder der aller anderen
Oder: „Das will ich lieber gar nicht genauer wissen“/ „Davon will ich nichts hören“/“Schalt das weg“/“Das verbitte ich mir“ (bzw. „verbiete ich Dir“) und was Menschen noch so sagen (oder denken), um Gewalt – vermeintlich friedliche oder ungefährliche – zu vermeiden
Unser Leben in einer Peep Show, während uns andere genauer im Auge behalten können als wir sie (oder das, was wichtig für uns wäre, wenn wir es als ganzes Bild wahrnehmen könnten
Mich hat es schon immer fast wahnsinnig gemacht, wenn ich beobachten konnte, gehört oder gespürt habe, wie selektiv viele Menschen die Welt wahrnehmen (wollen), wie Menschen sich nur das herauspicken, was sie sehen oder hören wollen, – nicht, um etwas daraus zu lernen, sondern um Bescheid zu wissen, also entspannt mitreden und mitdiskutieren zu können, wenn andere sich unterhalten – während sie das ausblenden,
- was ihnen nicht gefällt oder nicht gefallen könnte;
- was sie lieber nicht wissen wollen, was es sie zum Nachdenken bringen oder neue Fragen aufwerfen könnte, mit denen sie sich beschäftigen müssten;
- was sie verletzen, ihnen also weh tun könnte, weil sie schmerzhafte Erinnerungen – Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein – damit verbinden oder – weil sie sich das Leid anderer gut vorstellen können – Mitleid empfinden könnten.
Ich habe gelernt, mich in meinem Leben mit „Dingen“ zu konfrontieren, auch wenn sie mich fast zur Verzweiflung gebracht haben oder immer noch bringen: Tierquälerei, Naturzerstörung, Menschenrechtsverletzungen.
Es ist für mich nicht das Schlimmste, dass es all das gibt, sondern feststellen zu müssen, dass es die meisten Menschen nicht interessiert: nicht nur Menschen mit Pelzmänteln oder Ledertaschen und so viel Geld und Dingen, dass man in anderen Ländern alle Kinder mit Nahrung, sauberem Wasser und Lernmaterial versorgen und deren Eltern die Sorgen nehmen könnte. Eine viel größere Anzahl von Menschen beteiligt sich täglich als schweigende Zuschauer und Zuschauerinnen oder als Mitläufer und Mitläuferinnen bzw. als „Finanziers“ daran, dass alles so bleibt, wie es ist, bzw. einfach nur besser vor der Öffentlichkeit versteckt oder mit einer „guten“ Marketingstrategie (für die sie selbst vorher mit Steuergeldern oder anderen „Investments“ oder spätestens – wenn sie gut funktioniert – hinterher bereitwillig zahlen; notfalls mit ihrer Gesundheit): Menschen, die
- sich einreden (wollen), sie könnten oder würden sogar Fleisch, Milch und Eier von gesunden, glücklich lebenden und „human“, respektvoll geschlachteten Tieren konsumieren – obwohl es kaum noch kleine Bauern- und Schlachthöfe, geschweige denn Tiere (seien es Schweine, Kühe, Hühnen, Wasserbewohner, Bienen oder mittlerweile auch viele andere Insekten) gibt, deren natürliches Erbgut – zur „Effektivitätssteigeung – nicht künstlich „hochgezüchtet“ wäre, die also keine Qualzuchten wären oder regelmäßig mit Medikamenten behandelt werden müssten (um überhaupt noch auf dem „freien Markt“ bzw. zum Verzehr zugelassen zu werden);
- entgegen der wissenschaftichen Studienlage immer noch „überzeugt“ sein, also – möglicherweise aus Gewohnheit oder Traditionsbewusstsein – glauben wollen, dass Menschen obligate Allesfresser wären, die für eine gesunde Ernährung sowohl tierische als auch pflanzliche Organismen bzw. deren Teile verspeisen müssen;
- nicht darüber sprechen möchten, dass Flüchtlingsströme und Einwanderung nicht die Ursache von Probleme in einem Land, sondern eine Folge dessen sind, dass Menschen bzw. Regierungen ihre (zwischenmenschlichen) Probleme mit Geld bzw. (Ablenkungs-)Arbeit zu lösen versuchen bzw. mit einer auf finanziellen Wohlstand und Arbeitsplätze ausgerichteten (Auslands-, „Friedens“-, Finanz-, … -)Politik;
- tatsächlich zu glauben scheinen, dass die Umwelt mit zusätzlichen, „neuen“ – umweltschädlichen – Technologien gerettet werden könnte statt – um Rohstoffe zu sparen – damit, auf deren Gebrauch möglichst zu verzichten;
- sich Naturschützer und Naturschützerinnen oder Tier- und Menschenrechtler und Menschenrechterinnen nennen, aber ohne schlechtes Gewissen (zu zeigen) neue Geräte und vielerlei andere Güter des täglichen Gebrauchs kaufen, für deren Bau – vermutlich aus gutem Grund – seltene und daher nur unter Lebensgefahr zu gewinnende Erden oder Erdöl und Erdgas sowie gleichzeitig viel Energieaufwand notwendig und nicht nur Menschenrechtsverletzungen begangen werden;
- glauben (wollen), dass es Tier- oder Menschenliebe ist, dafür zu sorgen, dass Tiere oder Menschen mit genug zum Essen und zum Trinken, einem Platz zum Schlafen und einem, um ihre Geschäfte zu vollrichten sowie ein paar täglichen Streicheleinheiten „gut“ oder sogar „liebevoll“ versorgt sind;
- sich, – wenn sie vor allem im Winter feststellen, wie frostig, armselig und kalt(herzig) es vor allem in Deutschland zugeht -, damit zufrieden geben, in die Wärme zu fahren, sich mit ärmeren, aber dafür herzlicheren Menschen zu umgeben, um sich dabei entweder einreden zu können, sie würden sich – trotz Reisestrapazen – erholen und viele der neuen Eindrücke, die sie dabei gewinnen, mit nach Hause nehmen und dadurch etwas in ihrem Leben verändern können, oder etwas von ihrem Wohlstand und schönen Leben in ein anderes Land bringen können, in dem es vielen Menschen schlechter geht als in ihrer Heimat.
Die Krönung (unserer traurigen menschlichen Wertschöpfungsgeschichte) sind für mich als Wissenschaftlerin andere – angeblich „intelligente“, „gut ausgebildete“ oder sogar „ausgezeichnete“ Menschen, die sich so auf ein -„ihr“ – Thema spezialisiert haben, dass sie alle anderen als nebensächlich abtun; insbesondere Ökologen und Ökologinnen, die wissen könnten, dass es in einem Uni-versum keine „Nebenschauplätze“ gibt, sondern alles miteinander verflochten ist bzw. zumindest irgendwie zusammenhängt.
Allerdings haben sich auch noch nicht alle – theoretisch oder praktisch – wissenschaftlich arbeitenden Menschen umfassend mit ihrer eigenen kognitiven Dissonanz beschäftigt bzw. so intensiv damit auseinandergesetzt, dass sie immer auch für möglich halten, dass ihre Wahrnehmung der Welt zu einseitig bzw. ihr Blickfeld von etwas eingeschränkt wird: möglicherweise von anerzogenen bzw. unbewusst von anderen Menschen übernommenen, irrationalen Ängsten (vor bestimmten Krankheiten, Menschen, Tieren, Pflanzen, … oder auch leblosen Dingen und „Geistererscheinungen“) oder traumatischen bzw. lebensgefährlichen Erlebnissen, in denen sie sich so hilflos oder in die Enge getrieben gefühlt haben, dass sie sich „um jeden Preis“ davor bewahren wollen, diese noch einmal durchmachen zu müssen.
Wer rot, schwarz oder die Welt (oder Elefanten) rosa sieht, kann nicht gleichzeitig andere (Echt-)Farben wahrnehmen.
Deshalb ist das halb(herzig)e Hinsehen schon ein kleiner, mutiger Schritt aus einem (vielleicht mit der Zeit doch ungemütlich einsam gewordenen?) Versteck, in dem sich Menschen wie kleine Kinder sicher fühlen – einfach nur, weil sie denken, niemand könnte sehen, was sie dort alles so treiben (bzw. als „Unbeteiligte“ mit voran treiben, weil sich auch viele andere die Augen zuhalten, während andere treiben können, was sie wollen).
Glaub‘ mir, es lohnt sich, Ausschau nach anderen Menschen zu halten, die entweder schon vor langer Zeit oder erst vor Kurzem die Augen ganz aufgemacht und angefangen haben, ihre Meinung nicht hinterm Berg zu halten, also laut zu verbreiten, und/oder (damit) etwas gegen das zu tun bzw. dem standzuhalten, was sie sehen oder auf anderen Wegen erfahren und was ihnen Angst macht oder sie in Bedrängnis bringt.
Natürlich gibt es auch Menschen, die einfach nur – weiterhin mit einem geschlossenen Auge – ihre Perspektive ändern und dann glauben, sie hätten jetzt verstanden, dass ihre Ängste berechtigt oder unberechtigt waren, während sie das Gesamtbild oder ihre eigene Rolle darin immer noch nicht erkennen bzw. wissen, wie sie etwas daran ändern können, dass sie den Anblick oder damit verbundene Gefühle nicht ertragen.
Hab‘ Geduld mit Dir und vertrau‘ darauf, dass es auf einem (Selbst-)Erkenntnisweg immer jemanden oder etwas geben wird, der, die oder das Dich darin bestätigt, dass es (überlebens-)wichtig ist, ihn immer weiter (bis zum Ende) zu gehen und Dich nicht von Peep- und anderen Unterhaltungsshows, persönlichen Erfolgserlebnissen und anderen Höhepunkten – Gipfelerlebnissen – oder Tiefschlägen in Deinem Leben davon ablenken zu lassen.
Im Idealfall begleitet er, sie oder es Dich Dein Leben lang, vielleicht in unterschiedlichster (Lebens- oder auch völlig farbloser, toter Ausdrucks-)Form. Behalte auf jeden Fall Deine Gefühle im Auge, die Dich bei etwas „überfallen“. Auch Ehr-Furcht vor etwas bleibt immer noch eine Form von Angst, und ist nicht nur Liebe. Blind auf etwas oder andere zu vertrauen, die die Möglichkeit haben, Vertrauen auszunutzen (oder die möglicherweise sogar davon profitieren, dass man ihnen Geheimnisse anvertraut) ist vielleicht mutig, kann ich aber auch irgendwann als sehr „dumme Idee“ herausstellen.
Ich würde Dir daher, auch wenn Du weiterhin noch alles glauben willst, was Du bisher für die volle Wahrheit gehalten hast, empfehlen, Dir ab heute wenigstens keine neuen Bären mehr von Menschen aufbinden zu lassen (während Du damit beschäftigt bist, Dich auf etwas zu fokussieren), die wissen, dass Du ihn ihnen hinterher auch abkaufst, wenn Du ihn gar nicht gebrauchen kannst, oder deren Einfluss(reichtum) und Macht davon abhängt, dass Du nicht wahrhaben willst, dass sie Dich – über die Daten, die Du ihnen tagtäglich auf den unterschiedlichsten Wegen freiwillig lieferst – ständig im Auge bzw. genug über Dich in ihrer Erinnerung bzw. in virtuellen (Daten-)Welten gespeichert habe.
Auch wenn für Dich die Sonne heute nicht scheint, heißt das nicht, dass sie auch für alle anderen untergegangen ist; und nur, weil Du Dich nicht geliebt fühlst, heißt das nicht, dass Dich niemand liebt. Aber nur weil für Dich „Deine kleine“ Welt in friedlicher Ordnung ist, heißt das noch lange nicht, dass Du niemanden damit verletzt, in Unglück oder Armut stürzt oder sogar zum Tode verurteilst, dass Du so lebst, wie Du es tust. Es ist der Preis, den wir für unser grenzenloses menschliches Bewusstsein zahlen – dass wir wissen (könnten), zu was wir in der Lage sind. Genauso könn(t)en wir lernen, unsere menschlichen Fähigkeiten dafür zu nutzen, unnötiges, überflüssiges Leid und Sterben in der Welt zu verringern anstatt nur dafür zu sorgen, bestmöglich darin zu (über-)leben: indem wir uns unsere „Verstecke“ sichern, während andere – angeblich für unsere Sicherheit, Gesundheit Erhalt unseres Wohlergehens, -stands oder Territoriums – gegen „unsere gemeinsamen“Feinde kämpfen (die sie sich vorher – weil sie in ihr ängstliches Weltbild passen – selbst ausgedacht und mit Bildern und Zahlen medial verbreitet haben), also bereit sind, dafür gewissenlos zu töten bzw. das Töten „nur“ in Auftrag zu geben, zu dulden, mitzufinanzieren oder sich hinterher um die Kriegsversehrten, die freiwillig „für uns in die Schlacht gezogen“ sind, zu kümmern.
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Dank für das Foto gebührt Rainier Ridao (auf Unsplash)!
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