„Dann darf man ja niemandem mehr etwas glauben!“

Oder: Am Ende der Ultima Ratio bzw. aller (anerzogenen oder sich ohne nachzufragen angewöhnten) Glaubenssätze

Wo ein (neues) Hoffen und der Glaube (an das Gute oder Böse in der Welt oder im Weltall) oder der Zweifel, das gute Gewissen und innere Sicherheit oder Schuld und Schamgefühle beginnen

Es gibt Punkte im Leben, – womöglich eines jeden Menschen – an denen wir entweder daran zu zweifeln beginnen, dass das, was wir bisher für „gut“ für uns hielten (weil wir es anderen oder den damit verbundenen „guten“ Gefühlen einfach unseren Glauben geschenkt haben, oder wirklich nicht weiter wissen bzw. die Welt nicht mehr verstehen und spüren, dass sich entweder etwas ändern muss oder eine neue Erklärung oder wenigsten Idee braucht – weil alle bisherigen in eine Zwangslage, Sackgasse oder andere ziemlich ausweglos erscheinende Situation gemündet, also uns genau dahin, wo wir gerade sind, nämlich zu nichts anderem geführt haben als zu einem Gefühl der Verständnislosigkeit.

Mir war zum Beispiel lange Zeit unverständlich, wie andere Menschen Dinge nicht sehen „können“, die ich ihnen völlig klar vor Augen führen konnte. Ich dachte lange Zeit, alle Menschen hätten das gleiche Mitgefühl für andere, die leiden und würden ihr Möglichstes versuchen, um es zu verhindern.
Heute weiß ich, dass über all dem, was Menschen wissen oder sogar am eigenen Leib spüren könn(t)en, der Geist dessen oder derer schwebt, an was bzw. an die sie glauben. Jeder Glaube beherrscht Menschen so lange, bis sie auch dort – im Hoffen auf das Beste bzw. den Sinn in ihrem Leben – ihr schlechtes Gewissen oder Schuldgefühle (bzw. die Scham darüber, dass ihnen nicht früher eine „bessere“ Alternative dazu eingefallen ist) einholen, die sie möglicherweise so lange ignoriert haben, dass sie so unglücklich oder lebensbedrohlich krank davon geworden sind, dass ihnen auch ermutigende Worte in ihrer Glaubensgemeinschaft nicht weiter helfen und sie beginnen, nach etwas Neuem suchen, an das sie (noch) glauben können, weil es sie tröstet und ihnen Hoffnung macht.

Wer selbst hoffnungs- und emotionslos rational ist und sich von der eigenen Vernunft durch Leben leiten lässt, also nur dem folgt, was auch „für alle verständlich“ – ohne viel Tamtam, „beschönigende“, emotionale Worte – erklärt“ werden kann, kann – mit genügend Daten – relativ schnell und einfach herausfinden, was vielen Menschen Trost spendet und wie man ihren Glauben daran bzw. an dessen Sinn – vor allem mit „neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen“ – auf die Probe stellen bzw. mit leicht nachvollziehbaren „Negativbesispielen“ relativ leicht nehmen bzw. in Zweifel ziehen und mit ihrer Angst (bzw. der Hoffnung, baldmöglichst einen Ausweg aus ihr heraus zu finden) spielen kann: Das, was für Spezialisten und Spezialistinnen auf einem Gebiet, die lange Übung darin haben, extrem leicht verständlich bzw. unzweifelhaft klar ist, für andere eine Fremdsprache, deren Wortbedeutungen sie nur erahnen können.
Man muss nicht unbedingt ein natürliches Sprachgefühl haben, um an den Worten von Menschen zu zweifeln, die behaupten, die Wahrheit zu verbreiten, wenn man auch Körpersprache lesen und gekünstelte Sprachmelodien wahrnehmen kann. Es macht im Grunde immer Sinn, allen anderen Menschen – selbst denen, die man schon lange zu kennen glaubt – mit einer gewissen Vorsicht zu begegnen: im Bewusstsein, dass sie – gezielt dezent (indem sie Informationen unterschlagen) oder indem sie es mit ihrer „Fachsprache“ übertreiben (um Menschen das Gefühl zu geben, sie könnten ohnehin nicht verstehen, um was es geht) – lügen bzw. selbst gar nicht wissen oder vorausschauen könn(t)en, was sie für „immer da“ oder „unabwendbar“ halten, also glauben oder predigen.

Natürlich kann man auch immer hoffen, selbst wenn man schon Misstrauen hegt, dass es unbegründet ist, anderen nicht mehr abzunehmen, was sie als glaubhaft und „die einzige Wahrheit“ darzustellen versuchen. Sicherer ist es weiter argwöhnisch zu bleiben bzw. so lange gezielt nach weiteren Erklärungen – vor allem denen nach den Ursprüngen dessen, was jetzt ist – zu forschen, bis alles einen Sinn ergibt und einem entweder der sprichwörtliche Stein vom Herzen oder eher das lebensbedrohliche Gefühl über-fällt, ein Messer ins Herz gerammt zu bekommen.

Ich kann allen Menschen, denen aktuell vielleicht bange ums Herz ist, Hoffnung machen, ohne sie allerdings vollends zu beruhigen: wenn es nicht auf einer akuten Vergiftung, also Toxinen beruht, die schwer (wieder) ausgeleitet werden können (vor allem, wenn sie über viele Jahre aus Unwissenheit schleichend zu sich genommen wurden), bin ich überzeugt, dass jedes Herz, dem man Zeit zum Heilen gibt, indem man es täglich sowohl abwechslungsreich „(heraus-)fordert„, also entweder „nur“ leise anspricht oder kräftig trainiert als auch entspannt und gesund ernährt bzw. mit genügend Flüssigkeit und Sauerstoff versorgt, noch so lange weiterschlägt, bis man selbstständig oder jemand anders – gut oder böse gewillt – beschließt, dass es das jetzt lange genug getan hat (weil irgendwer genug darunter gelitten hat).

 

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Das Titelfoto wurde entdeckt auf https://de.academic.ru.

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