(K)Ein unbeschriebenes Blatt sein (können)
… wenn Vorgängergenerationen nicht nur Testamente, sondern damit verbundene Vorschriften hinterlassen
Von Menschen, die sich ihr Leben und ihre Zukunft (mit Hilfe der Grenzlinien, die andere ihnen willkürlich gesetzt haben, ohne dass jemand Anstoß daran finden oder daran rütteln könnte) nur ausmalen (können) oder von anderen kopieren bzw. abpausen – statt sich auch die (Ab-)Pausenzeit zu nehmen, um eigene (Lebens-)Entwürfe zu machen und ihre eigene Lebensgeschichte frei-künstlerisch zu gestalten (völlig ohne anderen vorschreiben zu wollen, dass sie selbst damit etwas anfangen können müssen)
Es ist nicht leicht, ein Mensch mit einem (Selbst-)Bewusstsein sowohl für das eigene Leben, die eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten bzw. Möglichkeiten, eigene Bedürfnisse zu befriedigen als auch für das Bewusstsein „anderer“ – für ihre besonderen Talente, Gefühle und Absichten – zu sein; selbst dann noch, wenn sie bereits gestorben sind. Seitdem Menschen sich nicht mehr nur an „die vor ihnen“ erinnern „müssen“, sondern es Erinnerungsfotos und –gegenstände sowie auch persönlichere Hinterlassenschaften wie selbstständig verfasste oder sogar gesprochene Texte und Videoaufnahmen von unseren Toten gibt, wird unser Leben bzw. das Leben der jüngsten Generationen mehr und mehr von ihnen beherrscht.
Es mag Menschen geben, die sich moralisch dazu verpflichtet fühlen, anderen ewig dankbar für etwas zu sein, was die in ihrem Leben für sie getan haben. Andere können etwas dankend annehmen, ohne sich ewig schuldig zu fühlen, wenn sie nichts dafür zurückgeben können.
Wer nicht aus freiem Herzen – ohne daran geknüpfte Erwartungen – schenken oder anderen etwas zu ihrer völlig freien Verfügung hinterlassen und sich mit einem „Vergelt’s Gott“ friedlich zur Ruhe legen kann, sollte es meiner Meinung nach entweder lieber rechtzeitig gegen etwas anderes eintauschen, zu Asche verbrennen oder mit ins eigene Grab nehmen (und vielleicht zukünftigen Grabräubern oder -räuberinnen hinterlassen).
Dann könnten auf dieser Welt – vielleicht sogar vorschriftsmäßig – irgendwann (wieder?) völlig (schuld/en-)freie Menschen geboren werden, die sich – wenn sie nicht darunter leiden wollen – nicht erst im Laufe ihres Lebens von dem befreien können müssen, was ihnen oft schon am Tag ihrer Geburt, meistens bevor sie lesen und schreiben können, aufgelastet bzw. „gesetzlich“ vorgeschrieben wurde.
Möglicherweise könn(t)en sich dadurch sogar ältere Menschen aus ihrer nostalgischen Wehmut – den Gedanken an „gute alten Zeiten“ und Traditionen – lösen und erkennen, was sie dadurch verpasst haben, dass sie auch damals schon in bestimmte (Denk-)Richtungen gelenkt wurden und – aufgrund fehlender, als unwichtig erachteter oder von anderen zensierter Informationen – keine wirklich freien Entscheidungen treffen konnten.
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Dank für das Foto gebührt Customerbox (auf Unsplash)!
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