Denn das Gute liegt so nah …
Mit einheimischem, energiegeladenen Waldduft statt mit (energie-)verbrannten „Röstaromen“ in den Tag
Seit geraumer Zeit entwöhne ich mich vom „Kaffeegenuss„, weil mir bewusst ist, wie unsinnig es ist, sich Energie vom anderen Ende der Welt holen zu wollen, um den Tag beginnen zu können. Glücklicherweise weiß ich als Biologin, dass Kaffee – wie jede Pflanze mit Inhaltsstoffen, die eine starke Wirkung auf den menschlichen Organismus hat – vor allem bei Dauerkonsumenten und -konsumentinnen (denen nicht bewusst ist, dass sich eine Wirkung im Körper schleichend potenzieren kann) unerwünschte Nebenwirkungen mit sich bringt. Sobald sich unser Körper gut mit etwas vorher Ungewohntem abgefunden hat, was uns bzw. ihn anfangs Überwindung, also entweder Mut oder ein paar Nerven gekostet hat (weil wir es nur anderen „zuliebe“ getan haben, denen wir beweisen wollten, dass wir es können), ist es als „Erfolgserlebnis“ abgespeichert und in der Erinnerung mit guten Gefühlen verbunden. Die wenigsten Menschen – vor allem solange sie keine gesundheitlichen Einschränkungen erfahren – hinterfragen jemals, ob die Wirkung in ihrem Körper auch nach Jahren überhaupt noch dieselbe ist, geschweige denn, ob sie noch eine gesunde, lebenserhaltende ist (oder jemals war).
Menschen brauchen – weil es Energie kostet, sich zu bewegen – jeden Tag einen Grund, um aufzustehen – ohne dass vielleicht den meisten bewusst ist, welcher es überhaupt ist:
- Erfüllen sie damit eine (Lebens-)Aufgabe (die ihnen erfolgversprechend erscheint)?
- Wollen sie etwas herauszufinden, was sie noch nicht wissen?
- Freuen sie sich darauf, etwas Neues entdecken zu können (was sie an einem bestimmten Ort vermuten)?
- Versuchen sie, jemanden kennenzulernen (weil sie sich einsam fühlen)?
- Haben sie die Hoffnung, jemanden wiederzusehen, den sie lange nicht getroffen haben?
- Oder brauchen sie den Gedanken an die in einer Tasse Kaffee gespeicherte Energie, um ihren Körper in eine einigermaßen senkrechte Position bringen zu können, in der sie sich wieder erinnern zu können, wofür es sich lohnt aufzustehen?
Vielleicht ist es auch der Traum von einer „besseren Welt“, – da wo der Kaffee wächst – der vielen Menschen den Anstoß gibt, sich dorthin auf den Weg zu machen, also in Bewegung zu setzen? Denn da, wo sie aktuell sind bzw. sich befinden, sind auch all die Probleme, die sie zu lösen haben, an ihrer Seite …
Davon, dass wir unsere Gedanken in die Ferne schweifen oder in schönen Erinnerungen bzw. Gefühlen schwelgen lassen, werden sie allerdings nicht weniger.
Genauso wenig wie davon, wenn Du ab jetzt in den Wald läufst, um Dir ein paar Tannen-, Fichten- oder sonstige Nadelbaumspitzen für einen („Frühstücks-„)Tee zu sammeln, der nach Sauna duftet, Deinen Körper mit Vitamin C versorgt und andere positive Wirkungen mit sich bringen kann.
Allerdings sparst Du sowohl Dir als auch der Industrie (zumindest sobald sie darauf reagiert, dass Du weniger oder keinen Kaffee mehr kaufst) dabei viel Energie – weil sowohl (Wald-)Spaziergänge als auch ätherische Öle in einer Tasse Tee den Kopf freimachen für neue Ideen, Probleme zu lösen (und jeder Freiraum anziehend, also wie ein Katalysator auf Menschen wirkt, die keinen Ausweg aus einer aktuellen Situation sehen).
Es sein denn, Dein Kopf ist schon so hohl dabei geworden, ihn Dir immer wieder nur freizumachen …
Es genügt nämlich z.B. nicht, nur lokal zu denken (oder das zu nehmen, was kostenlos verfügbar ist) und global zu handeln (also in die Ferne zu reisen oder Geld auf anderen Wegen dorthin zu „spenden“) oder die lokale Infrastruktur auszubauen, ohne auch der Natur genug Raum und Zeit (zur Regeneration) zu lassen. Unsere „global players“ mögen selbst denken, dass ihre Strategien – weil sie mit den führenden Köpfen der Welt bedacht oder vielmehr ausgedacht wurden – dem Wohl Aller dienen könnten. Aber niemand, der verschiedenste Orte der nur kurz besucht, sich – oftmals geschönte oder übertriebene – Geschichten von Menschen (die sie bereitwillig erzählen) dazu anhört, also nicht auch über längere Zeit dort gelebt hat, um auch schweigsamere Zeitgenossen und -genossinen zu Wort kommen zu lassen, kann wissen oder auch nur eine Ahnung davon haben, was auf lokaler Ebene wirklich und nachhaltig Sinn macht – sollte man überhaupt allen Altersgruppen und unterschiedlichsten Bedürfnissen „Einheimischer“ sowie „Zugezogener“ gerecht werden wollen.
Ein echtes ökologisches (und generationenübergreifendes Fließ-)Gleichgewicht kann sich nur mit der Zeit entwickeln: wenn sich Menschen viel Zeit füreinander nehmen und untereinander austauschen (können) statt von außerhalb mit Ressourcen und Informationen versorgt werden zu „müssen“.
Ich persönlich werde zukünftig versuchen, öfters in Ruhe zusammen mit anderen einen Fichtennadel-, heimischen Kräuter- oder Früchtetee zu trinken, und mich überraschen lassen, welche Ideen dabei entstehen, die sich auch gemeinsam umsetzen lassen. Mehr kann man oft nicht tun – außer wenigstens gleichzeitig dafür zu sorgen, möglichst wenig Geld und Daten an (Privat-)Unternehmen – Einzel- oder Großhändler und -händlerinnen, Banken, Versicherungen – abfließen zu lassen, weil man damit gleichzeitig auch Verantwortung und (Entscheidungs-)Macht über das, was vor Ort wirklich wichtig (für Mensch und Natur) ist, abgibt.
Bei jedem Kaffee, den ich mir nicht verkneifen kann – weil mich Angebote doch hin und wieder verlocken, „ja“ statt „nein“ zu sagen – werde ich mir wenigstens bewusst sein, dass er nicht von einem Menschen stammt, der friedlich mit der Natur zusammen gearbeitet und zur Zeit der Fruchtreife Kaffeebohnen übrig und abzugeben hat (weil Pflanzen ihre Samen von Natur aus im Überfluss produzieren, damit die Chance besteht, dass einige davon überleben). Alle Menschen, die „unternehmerisch“ tätig sind, können nur profitorientiert – so dass es sich auch für sie lohnt – handeln.
Für mich lohnt es sich zu wissen, dass ich weder die Natur noch ein gesellschaftliches Miteinander schützen kann, indem ich Öko-Labels und anderen Versprechungen von Menschen, die ich nie persönlich treffen werde, vertraue oder einkaufen gehe bzw. Geld an Menschen ausgebe, die für Geld oder Erfolgserlebnisse statt für den Erhalt der – unserer – Natur oder Renaturierungsmaßnahmen arbeiten (die gleichzeitig auch ihrer bzw. unser aller Gesundheit zugutekämen).
P.s.: Nicht für alle Menschen, vor allem Menschen, die sich in ihrer Umgebung so unwohl fühlen, dass sie trotz ihrer Verbindung zur Natur krank davon werden und/oder viel lieber woanders wären (wo sie sich auch anderen Menschen stärker verbunden fühlen), ist es das Naheliegendste, ihr persönliches Umfeld nicht zu ändern und stattdessen krampfhaft zu versuchen, dort, wo sie sind (immer) wieder gesund und glücklich zu werden. Für manche Menschen genügt es nicht, sich ein paar Wochen im Jahr Auszeit von dem zu „gönnen“, was ihnen tagtäglich vor Augen geführt wird und an ihren Nerven zehrt, um sich zu freuen, wenn sie wieder dort zurück sind. Dann ist es womöglich Zeit, weiter zu gehen und sich ein anderes, neues Fleckchen Erde mit anderen Mitbewohnern und Mitbewohnerinnen zu suchen, die womöglich ein völlig anderes Verständnis von Nähe und Ferne oder ihren Nächsten haben.
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