Selbst verarscht (also vergessen, dem Gegenüber ins Gesicht zu schauen) oder von anderen verarschen (also vom wirklich Wichtigen oder Richtigen ablenken) lassen?
Warum es naiv ist zu glauben, man könnte dauerhaft – über Generationen – immer nur den eigenen Arsch (bzw. den der eigenen Nachkommen bzw. Nachfolger und Nachfolgerinnen) retten, ohne auch alle anderen Ärsche „mitretten“ oder zumindest mitreden lassen zu müssen (oder der eigene Arsch würde nichts darüber aussagen können, was man bereit ist, für sich und andere zu tun)
Als Biologin bzw. insbesondere Verhaltensökologin kann ich tagtäglich beobachten, wie sich Menschen damit abmühen,
- ihre Lebensaufgabe oder ihr persönliches (Gleich-)Gewicht (zwischen Privatleben und Beruf oder individueller Freiheit bzw. Freizeit und Sozial- bzw. „Familienleben“) zu halten oder zu finden,
- ihren BMI, CO2-Abdruck oder die Effizienz der Haushaltskasse zu berechnen,
- ihren Energieverbrauch zu senken,
- nachhaltig – gesund und/oder kostengünstig – einzukaufen,
- ihren Körper und Geist (oder den ihrer Partner und Partnerinnen, Kinder und Enkel oder Eltern und Großeltern oder sogar Haustiere) so fit zu halten, dass sie „nicht darüber klagen können“ bzw. entweder „nur“ darüber, wie anstrengend das, was sie für ihn getan haben, war, oder darüber, dass „da leider – weil erblich bedingt – nichts zu machen ist.
Das alles ergibt für jeden einzelnen oder jede einzelne Sinn – solange sie sich nicht fragen, warum und wozu oder für wen sie das eigentlich tun und ob sie es nicht lieber sein lassen und etwas Sinnvolleres mit ihrer Lebenszeit anfangen sollten (weil es ihnen viel mehr abverlangt als sie dafür jemals zurückbekommen werden). Ich kann deshalb – bevor man überhaupt anfängt, mit Zeit, Geld, Erfolgserlebnissen oder damit zu rechnen, ob sich das, was man vorhat, überhaupt lohnt – nur empfehlen, in Zukunft besonders darauf zu achten, woher – aus welchem „Werbeblättchen„, „Fachjournal“ oder „politischem Magazin“ etc. – man die Informationen dazu überhaupt direkt bekommen oder über Mundpropaganda übernommen hat.
Die Natur ist voller Wunder und wundervoller Menschen in den unterschiedlichsten Körpern. Trotzdem ist es nicht sehr verwunderlich, dass in einer Welt, in der nicht alle Wert darauf legen (müssen), ihren Arsch in Hosen zu verstecken oder wenigstens einigermaßen hübsch zu verpacken bzw. in Form zu halten, sondern ihn nicht wenige bewusst und ohne, dass ihnen jemand draufschlagen könnte, ihrer Mitwelt entgegenstrecken (können), um ihr zu zeigen, was sie von ihr halten, ist es nicht sehr verwunderlich, wenn der eine oder die andere irgendwann erkennt, dass er oder sie sich nicht zu Unrecht schon länger oder zumindest früher einmal von anderen verarscht gefühlt hat.
Am Ende macht es relativ wenig Unterschied, ob jemand getäuscht wurde oder sich selbst in anderen – vielleicht „Vertrauenspersonen“ – getäuscht hat. Von Natur aus sind wir alle die „Gearschten“. Aber Menschen, die bisher dachten, dass sich andere nur ihr Gesicht gemerkt hätten, das sie gerne in aller Öffentlichkeit präsentieren, oder sie ihren Arsch damit retten könnten, dass sie sich einfach – ohne eine nachvollziehbare Erklärung (für ihre Wissens- oder Gewissenlücken, sollten sie „nach bestem Wissen und Gewissen“ gehandelt haben) dazu abgeben zu müssen – für alles entschuldigen könnten, was sie einmal öffentlich geäußert haben, sollten vielleicht nicht über den ein oder anderen Tritt in den Hintern überrascht sein.
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Dank für das Foto gebührt Laura Tancredi (auf pexels.com)!
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