Mit Liebe (voller Vertrauen und Mitgefühl sowie Geduld statt beladen mit Verlust- oder anderen Ängsten) aufgezogen bzw. zum selbstständigen Gehen oder freiwilligen Bleiben gebracht, bewusst oder unbeabsichtigt vernachlässigt und kleingehalten oder „vorbildlich“ groß- bzw. erzogen?
Wie sich Menschen gegenseitig in ihrer Entwicklung fördern, überfordern oder ausbremsen bzw. unterfordern können (und dabei ihr Selbstbild oder auch ihre „Ebenbilder“ formen)
Ich bin überzeugt, dass vielen Menschen ihre „wahre Größe“ gar nicht bewusst ist – die, die sie haben könnten, wenn sie sich nicht völlig frei hätten entwickeln dürfen oder müssen, sondern wenn ihnen Menschen mit Rat und Tat zur Seite gestanden hätten, um sie dabei zu unterstützen, gesund und glücklich, ohne körperliche (Wachstums-)Schmerzen, Verzweiflung oder seelisches Leid aufzuwachsen.
Auch wenn Eltern oder andere „Erziehungsberechtigten“ innerhalb von Gemeinschaften, ihr Bestes geben mögen, um „ihre“ Kinder „groß zu kriegen“, herrscht nicht nur weltweit Uneinigkeit darüber, was Menschen überhaupt brauchen, um zu „gedeihen“, also auch Widerstandskraft aufzubauen und ein glückliches Leben führen zu können. Kulturell bedingte Unterschiede kann es bereits in kleinen Kommunen geben, in denen es gemeinschaftlich anerkannt sein kann, Kinder möglichst viele Freiräume zu bieten, oder als chic gelten kann, sie besonders „kurz zu halten“ und/oder dabei ordentlich zu erziehen.
Welche individuelle Größe letztendlich dabei herauskommt, ist äußerst unterschiedlich – je nach persönlicher Willensstärke und der Bereitschaft, sich sowohl denen unterzuordnen, die in jungen Jahren (wenn sich Menschen noch nicht selbstständig versorgen können) die Vormundschaft darüber haben, was – vermeintlich oder angeblich – „gut“ oder „schlecht“ für Menschen oder insbesondere ihre Kinder ist, als auch denen, die auch alten Menschen noch Vorgaben machen bzw. Vorschriften erteilen, wie sie ihr Leben zu führen, was sie zu tun und was sie zu lassen haben.
Es gibt Menschen, die fühlen sich wohl unter Größeren oder auch Stärkeren, sehen also weder einen Grund, sich von ihnen fernzuhalten, noch selbst einmal so „groß und stark“ wie sie werden zu „müssen“ (sondern suchen sich lieber größere bzw. „starke Freunde und/oder Freundinnen). Andere entwickeln – weil sie vielleicht einseitig (nicht so, wie sie es bräuchten bzw. sich wünschen würden) ernährt oder so unterdrückt werden, dass sich ihr Rückgrat dabei nicht aufbauen kann bzw. immer wieder gebrochen wird – entweder vor allem geistige oder, womöglich auch gleichzeitig, seelische, emotionale, Stärke bzw. Härte. Die körperlich Größten sind nicht unbedingt auch diejenigen, die sich gerne so groß sehen bzw. dauerhaft damit wohl fühlen, andere zu überragen – weil sie keine andere Wahl für sich erkennen konnten als möglichst schnell oder zumindest irgendwann später so groß werden zu „müssen“.
Es ist jedenfalls wenig erstrebenswert, im eigenen Leben etwas bzw. eine bestimmte Größe oder Stärke bzw. Körpermasse erreichen zu wollen, für die wir Menschen von Natur aus gar nicht gemacht, also konstruiert, bzw. gedacht sind:
- kein Mensch müsste so großgezogen oder kleingehalten werden, dass er oder sie dabei unnötig leidet (also unter dem, was andere ihm oder ihr antun statt zu ermöglichen, das heißt, zur freien Wahl zu stellen);
- sobald unser Knochenwachstum abgeschlossen ist, können wir ohnehin nur noch in die Breite oder geistig wachsen; und
- auch Muskelkraft bzw. das trainierte Dickenwachstum macht nur so lange Sinn, so lange sich Menschen damit noch schmerzfrei bewegen (d.h. nicht nur, wenn sie auf der Stelle treten) und selbstständig immer wieder aufstehen können, ohne unter ihrem eigenen Gewicht zusammenzubrechen.
Wer unzufrieden mit sich selbst oder dem eigenen Leben ist bzw. unter Schmerzen oder Schwierigkeiten beim Aufstehen oder Stillsitzen leidet, ohne zu wissen, woher die kommen, hat jederzeit die Möglichkeit, dem bzw. sich selbst auf den Grund zu gehen und eine „innere Balance“ bzw. Schmerzfreiheit oder Leichtigkeit wiederherzustellen. – Es braucht „nur“ die Zeit, um
- in sich hinein zu spüren und herauszufinden, was belastet oder vielleicht auch als „zu einfach“ erscheint, also keinen Spaß (mehr) macht (weil sonst niemand mithalten kann und man es deshalb immer alleine machen muss);
- die eigene Ernährung bzw. geistige Nahrung und das, was die eigene Seele nicht nur berührt, sondern auch aufbaut oder in ihre Schranken weist, zu überdenken und sie langsam – in dem Tempo, das man braucht, um sich dabei gut zu fühlen – umzustellen, und
- die dabei neu entstehende, also freigesetzte Energie im eigenen Körper sinnvoll so zu leiten, dass nicht nur die eigenen, bereits bestehenden Stärken davon profitieren und für ein Ungleichgewicht in Deinem Körper, Geist und Deiner Seele sorgen, sondern man insgesamt ausgeglichener wird – je nachdem, vor welche Herausforderung man im Leben gestellt wird, friedlicher oder zur Not auch bereit, für sich selbst oder das bzw. die zu kämpfen, was wirklich wichtig ist bzw. für die das eigene Herz besonders kräftig oder schnell (und ohne dass es Dir Angst oder ein schlechtes Gewissen macht) schlägt.
P.s.: Menschen können, wenn es ihre Lebenssituaton erfordert, so lange über sich hinauswachsen (oder über ihren eigenen Schatten springen), bis ihnen die Ressourcen dafür ausgehen und sie in sich zusammenfallen. – Denn was in ihrem Kopf „Realität“ ist, weil sie es zufällig ein oder mit viel Training ein paar Mal geschafft haben, ist auch auf Dauer körperlich unbeschadet durchzuhalten.
———————————————————–
Der Dank für die Idee zum Text gebührt all den wundervollen – großen und kleinen, starken und schmächtigen, dicken und dürren – Menschen, denen ich in meinem Leben schon begegnen durfte (von denen sich einige vermutlich für völlig normal halten und andere denken, sie seine vollkommen verrückt und denen ich wünsche, dass sie alle zu der innerlichen Stärke finde, die sie brauchen, um gelassen durchs Leben gehen zu können, in dem man auf alles gefasst sein muss, was prinzipiell möglich ist) und für das Foto Daniele Levis Pelusi (auf Unsplash)!
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!