Menschenwürde, Hochmut oder Armseligkeit (und fehlende Weit- oder Einsicht)?

Wann kannst Du wirklich stolz auf Dich und das sein, was Du tust oder bisher in Deinem Leben erreicht hast, und wann bildest Du es Dir nur ein – weil andere Dir das Gefühl geben, dass Du etwas besonders gut oder richtig gemacht hast?

Jeder Mensch – jeder Mann. jede Frau, jedes Kind – braucht im eigenen ihrem Leben etwas, worauf er, sie oder es stolz bzw. womit er, sie oder es zufrieden sein kann, und was ihn, sie oder es jeden Tag dazu bringt, aufzustehen, um weiter daran zu „arbeiten„, also voranzukommen bzw. sich die eigene Lebenslust und den eigenen Lebensmut zu erhalten.
Menschen, deren natürliches Bedürfnis danach nicht gestillt wird, weil sie in einer Umgebung aufwachsen, in der Unfrieden herrscht, gegen den sie alleine nicht ankommen können, und in der sie sich fragen, wie Menschen mit dem, was sie tagtäglich tun, überhaupt glücklich und zufrieden sein können, gehen auf die Suche:

  • nach Gleichgesinnten, die ihnen entweder helfen, sich ein friedliches Gefühl zu verschaffen, oder sie von dem ablenken, womit sie sich nicht zufrieden geben wollen,
  • Möglichkeiten, Frieden zu stiften bzw. andere – notfalls mit Gewaltandrohungen – dazu zu bringen, sich zu vertragen, oder
  • nach Orten, an denen mehr (innerer) Frieden bzw. Einigkeit unter den Menschen herrscht, bzw. Positionen, in denen sie selbst – voller Stolz – für „Ruhe und Ordnung“ und – vermeintlich – sogar Frieden unter den Menschen bzw. in der ganzen Welt sorgen bzw. sich freiwillig in den Dienst derer stellen können, die nicht nur ver-, also vor sich hin gesprochen, sondern sogar „so wahr ihnen Gott helfe“ geschworen haben, das zu tun.

Mich erschreckt, wie viele Menschen sich auch heute noch dazu herablassen (oder auch dazu berufen fühlen; weil andere es ihnen einreden oder schriftlich, mit Urkunden o.ä., in denen ihnen eine „besondere Ehre“ zugeschrieben wird, bestätigen) und die Menschenwürde anderer (anscheinend völlig ohne schlechtes Gewissen) – nicht nur mit Worten (was legitim sein sollte in einer Welt, in der angeblich Redefreiheit herrscht), sondern indem sie handgreiflich werden oder sogar härtere, lebensbedrohliche Waffen einsetzen – angreifen , sie ihrer (Entscheidungs-)Freiheit berauben oder im wahrsten Sinne des Wortes von oben herab mit Füßen treten.
Alle könnten – Dank Geschichtsschreibung, wissenschaftlicher Aufklärungsarbeit und unzähliger Medien, über die Informationen dazu verbreitet werden – wissen, in wessen Fußstapfen sie gerade – bewusst oder unbewusst, bei dem Versuch, genau das zu vermeiden – treten.
Vielleicht spüren viele, dass mit ihrem Selbst– und/oder Welt- und Werteverständnis etwas nicht stimmt (weil sie sich z.B. niedergeschlagen fühlen, während sie doch alles Lebensnotwendige haben), können sich aber nicht erklären, wie es so weit mit ihnen kommen konnte.

Ich kann dazu nur anmerken: Menschen, die einfach nur auf „ihrem Weg“ bleiben (dem, den sie einfach nur für sich alleine gehen wollten – ohne das Gefühl, auch andere damit stolz machen zu müssen oder nicht in Verlegenheit bringen zu dürfen) möchten, haben es nicht leicht in modernen Zeiten:
Wir leben in einer Welt der menschlichen Willkür, in der sich „mächtige“, (einfluss-)reiche Menschen – ohne sich dazu eine Erlaubnis einholen zu müssen, also über die Köpfe und damit auch Einspruchsmöglichkeiten von Menschen hinweg – „Gesetzesvorlagen“ machen, also selbst Gesetzestexte schreiben dürfen, an deren Durchsetzung Menschen mitarbeiten, die selbst davon profitieren, während sich andere, deren Leben direkt davon betroffen ist oder sogar beeinträchtigt wird, sich nicht dagegen wehren können.

Mich macht es jedenfalls nicht stolz, in einem Land zu leben, in dem gar nicht alle ein Mitspracherecht haben oder jemals hatten, weil sie dazu erzogen wurden oder sich angewöhnt haben, lieber zu schweigen statt jemandem mit mehr Körperstärke oder Einflusskraft zu widersprechen. Ich bin froh, dass ich unter Menschen aufwachsen durfte, die mich dazu ermutigt oder es zumindest nicht geschafft haben, mich – z.B. durch Demütigungen – zu entmutigen, weiterhin laut meine Meinung zu sagen, auch wenn ich weiß, dass ich Menschen damit ihren Stolz auf das nehmen kann, was sie jeden Tag tun oder bisher in ihrem Leben erreicht haben.
Es gibt so viel mehr als „Zeugnisse“ oder andere „Befugnisse“ vorzeigen und Paragraphen aufzählen oder Gesetzestexte auswendig zitieren zu können, worauf Menschen sich wirklich etwas einbilden könnten: Wahre menschliche Stärke und damit sich auch des Menschseins würdig zeigen alle, die nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere Menschen etwas erreichen wollen und einen Beitrag dazu leisten, dass auch unterschiedlich große oder v.a. (finanz-)starke Menschen sich auf Augenhöhe statt hoch- oder demütig begegnen und kooperieren können.
Unsere Welt wird allerdings aktuell offensichtlich von Menschen (und ihren Bediensteten) regiert, die – ganz für sich allein bzw. aus ihrem sicheren Umfeld, ihren eigenen Kreisen, heraus – etwas aus– oder vor anderen aufführen bzw. Menschen vorführen (wollen), die sich einer – angeblichen – Mehrheitsmeinung oder sogar dem „freien Willen“ des ganzen Volkes (als dessen „gewählte“ Vertreter oder Vertreterinnen sie sich betrachten, selbst wenn sie sich ihm gar nicht unterwerfen müssen) nicht fügen (wollen).

Glücklicherweise kennt die Natur auch kein Erbarmen mit Menschen, die sich nicht an ihre lebenserhaltenden Regeln, halten, die die Erde seit ihrer Entstehung – im Laufe der Evolution – zum Erblühen und dazu gebracht haben, den komplexesten Organismen einen Lebensraum zu bieten. Es ist weder natürlich noch lebensrettend, sich – mit Hilfe

  • von Worten bzw. einer Sprache und Schrift,
  • von Papier oder anderen, (Schreib-)Stiften, Druckern oder anderen Maschinen bzw.
  • von Texten, die für die Nachwelt als (konservierte) Beweise herangezogen werden können, dafür, dass alles nicht nur genau so gewesen, sondern auch „rechtens“ ist,

eigene Regeln zu machen, auf die irgendjemand besonders – und nachhaltig – stolz sein könnte.

Das alles ist nur wichtig für Menschen, die innerhalb eines sozialen Gefüges – einer Ordnung – Karriereleitern zu erklimmen bzw. sich auf hohen Pos(i)t(ion)en Vorrechte gegenüber anderen zu sichern versuchen, denen sie im Laufe ihres Lebens (oder vielleicht auch im Jenseits, nach ihrem Tod) als Konkurrenten (bzw. Konkurrentinnen) begegnen (müssen oder könnten), ohne sie an ihrer Seite haben bzw. ein Stück des Weges begleiten zu wollen. – Vielleicht aus Ehrfurcht (weil sie sich selbst ihrer unwürdig fühlen) oder aus Angst, dass andere (die sich auch für etwas Besseres halten) darüber spotten könnten?

 

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Dank für das Foto gebührt Pixabay (auf pexels.com)!

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