Darf es (immer noch) ein bisschen mehr (Masse) oder weniger (Qualität) sein, oder wann ist genug genug?

Wenn es als gesund propagiert wird, bewusst umwelt- und gesundheitsschädlich zu konsumieren statt bewusst darauf zu verzichten

Oder: Die leicht verständliche Angst der Menschen vor Mangelerscheinungen und der ungesunde Glaube anderer (oder derselben) an grenzenloses Wachstum bzw. ein gesundes Leben in (paradiesischer) Hülle und Fülle ohne Ende

Menschen „müssen“ – wenn sie ihr Leben nicht unnötig in Gefahr bringen wollen – in der Angst leben, nicht genug

  • zu essen bzw. Nähr– oder Aufbaustoffe,
  • zu trinken bzw. ein „Fließmittel“ zur Nährstoffversorgung auch der entlegensten Organe wie der Hautoberfläche, Haare, Darmzotten oder Lungenbläschen, oder Finger und Zehen und zur Entgiftung des eigenen Organismus,
  • Luft bzw. Sauer- oder einen „Brennstoff„, der dabei hilft, gespeicherte Energie freizusetzen,
  • Liebe oder (herz-)erwärmende Gesellschaft oder Räume, die vor einem einsamen (Kälte-)Tod schützen,
  • Ruhe und Entspannung zur Regeneration von Anspannung bzw. Anstrengungen, also Stress,
  • Bewegung und Abwechslung zur Erhaltung der eigenen Kraft und Flexibilität o.ä.

zu haben bzw. bekommen. Sobald unser Körper oder Geist eine Minder– oder lebensbedrohliche Unterversorgung feststellt, signalisiert er uns daher, dass ihm bzw. der in uns wohnenden lebenshungrigen Seele etwas fehlt, also etwas nicht in Ordnung ist.

Allerdings habe viele „moderne Menschen“ – trotz oder gerade wegen der unnatürlichen, nämlich kulturell begründeten (menschen-)gesellschaftlichen (Aus-)Bildungssysteme, in denen sie heute aufwachsen (müssen) – keinerlei oder zumindest wenig Bewusstsein für bzw. Verständnis für „natürliche Mengen“ oder ihren eigenen, individuell einzigartigen Organismus als Teil einer natürlichen (statt von dazu berechtigten Menschen gesetzlich geregelten) Ordnung: der Natur (und ihren Regel- und Gesetzmäßigkeiten):

Auch wenn wir als einzig überlebende Vertreter bzw. Vertreterinnen der Gattung Mensch prinzipiell alle dasselbe zum Leben brauchen, z.B.

  • Wasser,
  • Nahrung,
  • Luft zum Atmen und
  • (Sonnen-)Licht,
  • Sozialpartner und -partnerinnen, um uns miteinander auszutauschen,
  • Ideen, was wir möglicherweise aus unserem Leben machen wollen oder
  • Ziele, die wir erreichen wollen und uns dadurch immer wieder das Aufstehen erleichtern, wenn wir uns entweder ausgeruht haben oder uns etwas zu Fall gebracht hat.

ist die (über-)lebenswichtige Dosis, der Bedarf, für jeden Menschen eine andere bzw. äußerst unterschiedlich. – Nicht nur unsere Körpergröße, sondern auch die Herausforderungen, vor die wir im Laufe des Lebens gestellt werden, und die Art der individuellen Zielsetzungen sind uneinheitlich: was genau (oder in etwa) wir (bis) wann wie oft „gemeistert“ oder zumindest erlebt haben wollen (bis wir selbst davon ent- bzw. erledigt sind bzw. uns so fühlen).

Es macht wenig Sinn, wenn Menschen sich an (wissenschaftlich er-, also ge-mittelten oder mit Hilfe einer anderen – zu den eigenen Ansprüchen oder Anforderungen und Prognosen „passenden“ statistischen Methode berechneten) Richtlinien orientieren, die ihre eigene Lebenssituation, ihre aktuelle – körperliche, geistige und seelische – Konstitution, also Verfassung, und die Anforderungen, die täglich an sie gestellt werden, nicht berücksichtigen. Es ist Unsinn zu glauben, dass Menschen mit Bürojobs in klimatisierten Räumen, die es sich vielleicht sogar leisten können bzw. wollen, darauf zu achten, was sie an Nahrung zu sich nehmen (weil sie in erster Linie Kopfarbeit leisten, die den Grundumsatz also täglichen Kalorienbedarf des Gehirns nicht erheblich steigert, vor allem, wenn sie dabei lange still sitzen können), sich auf ähnliche Weise einen gesunden Ausgleich für ihre täglichen Strapazen schaffen könnten wie andere, die hart körperlich im Freien arbeiten. Menschen, die insbesondere für die Instandhaltung von Systemen oder Maschinen verantwortlich sind, kämpfen selten mit ähnlichen Sorgen wie andere, die sich um fühlende (Lebe-)Wesen kümmern (müssen). An einen allein lebenden Menschen werden völlig andere Ansprüche gestellt als an ein Mitglied einer Großfamilie, die auf engem Raum nicht nur den verfügbaren Sauerstoff miteinander teilen muss.

Trotzdem vergleichen sich die verschiedensten Menschen – vor allem, wenn sie sich häufig begegnen, also z.B. einen Arbeitsplatz oder ein Hobby miteinander teilenohne Rücksicht auf das, was sich in ihrem Leben im Hintergrund bzw. Verborgenen abspielt – miteinander; gerade wie es ihnen passt: Was verlockend aussieht oder einfach in der Umsetzung klingt, wird in der Regel von den meisten Menschen gerne übernommen; von allem anderen – „unschönen Dingen“ bzw. unangenehmen Themen distanziert man sich möglichst.
Mit einem bewussten Leben, einer bewussten Ernährungsweise oder Bewegung hat es wenig oder gar nichts zu tun, den Blick immer nur auf das zu richten, was größtmöglichen Genuss und – damit verbunden – kurzfristig gute Gefühle verspricht. Um nachhaltig gesund zu leben und gleichzeitig auch die Natur zu schützen, ist es erforderlich, sich bewusst – ohne Angst – darauf konzentrieren zu können, Verzicht zu üben. Vor allem Menschen, die – aus welchen Gründen auch immer – unter Verlustängsten leiden und dazu neigen, zu viel zu wollen (statt sich auch mit weniger zufrieden geben zu können als das, was heutzutage als gesund oder sogar lebensnotwendig propagiert wird).

Dabei ist seit Langem bekannt, dass vor allem Übergewichtige – egal ob sie zufrieden oder unzufrieden mit ihrem Gewicht sind – spätestens im Alter unter Herz-Kreislauf- oder Stoffwechselerkrankungen leiden, die einer medikamentösen oder chirurgischen Behandlung bedürfen, um der Gefahr von Arterienverstopfungen entgegenzuwirken.

Nicht nur die Natur und die Gesundheit der Menschen, sondern unser ganzes, nach stati(sti)schen Maßstäben aufgebautes Gesundheitssystem  leidet unter dem Konsumverhalten, das sich viele Menschen unkritisch angewöhnt haben bzw. haben anerziehen lassen haben – von Menschen, denen sie vertraut haben und die es ihnen vorgelebt oder als „erstrebenswert“ angepriesen haben. Die Auswirkungen des dazu notwendigen (Ver-)Handelns werden zwar mittlerweile von mehr Menschen bedacht, die damit verbundenen, grundlegenden Vorstellungen vom Leben auf der Erde, wie es „sein sollte“ oder „sein könnte“ (oder Lebensräumen bzw. der Natur, auf die wir alle angewiesen sind) aber selten wissenschaftlich – nach biologischen und psychologischen, (verhaltens-)ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten – hinterfragt.

Generell wird Menschen mit wenig(er) Geld oder einer „schlechteren“ (Schul-/Aus-)Bildung häufig unterstellt, ihre Gesundheit und/oder die Natur dadurch zu belasten, dass sie billige Lebensmittel einkaufen – obwohl sie häufig weitaus weniger konsumieren bzw. umweltbelastende, ressourcenintensive Dienst- oder Versicherungsleistungen in Anspruch nehmen, ein Haus nur für sich alleine bauen (lassen) oder zum reinen Vergnügen ein Auto fahren. Selbst ein Gesundheits- oder Rentensystem wird aber nicht unbedingt durch Menschen belastet, die weniger fleißig darin sind, zahlungskräftige „Verbraucher und Verbraucherinnen“ bzw. Nutznießer und Nutznießerinnen zu werden (die auch nach einem „lasterhaften“ Leben so lange wie möglich mit ihren Krankheiten leben und medizinisch versorgt werden wollen). Wer den Fokus auch auf die Gefahren des Genusses und eines Genussstrebens um jeden Preis richtet, läuft weniger Gefahr, sich in Abhängigkeiten von „speziellen Nahrungs(ergänzungs)mitteln“ (oder Medikamenten) zu begeben, deren Entzug den Organismus stärker belasten kann als sich frühzeitig möglichst wenig festzulegen, sondern ein abwechslungsreiches Leben, fernab von „Spezialitäten“ oder einer besonderen Spezialisierung.

Es geht im Leben weder nur darum, möglichst schnell wieder satt zu werden, wenn Hunger aufkommt, noch darum, Zufriedenheit nur durch das zu erfahren, was teuer zu stehen kommen kann, wenn man es häufig zu sich nimmt: weil

  • es nur hochpreisig zu haben oder für die Sinne (oder den persönlichen Eigensinn) besonders verlockend angerichtet ist, während seine suchtfördernde Wirkung unerwähnt bleibt, bzw.
  • es speziell von dafür „ausgewählten Prüfstellen“ (ohne naturwissenschaftliche oder Gesundheitsexpertise, aber mit guten Marketingkenntnissen) beworben oder
  • es von Menschen hochgelobt wird, die es wissen, aber nicht umfassend erklären oder beweisen können „müssen“ (weil viele Menschen bereits Behauptungen glauben, die „gut“ oder so unverständlich klingen, dass sie sich nicht wagen nachzufragen), und weil
  • viel Herzblut anderer darin steckt (oder dafür geflossen ist), deren Opfer mitgesühnt werden muss (oder darf?).

Es gibt Menschen, die opfern sich gerne für ihre Ideale (von einem „schönen, angenehmen“ – also überhaupt annehmbaren – Leben).
Es gibt Menschen, die lassen sich ihren (übersteigerten) Appetit, ihre Lust auf Sinneserlebnisse, die sie vielleicht nur selten bzw. nur bei der Nahrungszufuhr oder im Genussmittelkonsum erfahren, nicht verderben von Informationen über

  • völlig unnatürliche Produktionsbedingungen,
  • eine zweifelhafte Herkunft von „ausgewiesenen“ Produkten,
  • die heute häufig hochindustrialisierte Verarbeitung und
  • betrügerische Vermarktung bzw.

dessen, was in ihrem Magen landet und dazu dienen soll, ihren Körper immer wieder neu aufbauen, also nach „Gebrauch“ bzw. (einseitiger) Überstrapazierung wieder zu regenerieren.
Deshalb heißt es für umwelt- und gesundheitsbewusste Menschen wie mich – die wissen, dass Menschen nicht gut darin sind, vorzusorgen oder etwas rechtzeitig schrittweise zu beenden, und dass es nicht so leicht ist, sowohl individuell als auch mit nachhaltigem Erfolg gesellschaftlichem Druck zu widerstehen und für die eigene Gesundheit einzustehen): abwarten, bis anderen irgendwann die Puste bei dem ausgeht, was sie praktizieren, und sie die Kraft verlieren, einfach so weitermachen zu wollen wie bisher.
Es ist noch nicht selbstverständlich geworden, dass es lebensgefährlich sein kann, freundlichen Verkäufern oder Verkäuferinnen alles abzukaufen, was wenig mit erntereifen, frischen oder natürlich haltbar gemachten Lebensmitteln zu tun hat, sondern vor allem etwas fürs Auge oder – wenn es unappetitlich aussieht oder unangenehm riecht – „fürs gute Gewissen“ darstellen soll. Ich bleibe allerdings optimistisch, dass das noch kommen wird. – Denn: Kein Lebewesen ist von Natur aus darauf vorbereitet, sich seine Lebensmittel lebenslang von anderen verzehrfertig zubereiten oder schmackhaft machen – anbieten – zu lassen, solange es noch gar keinen Hunger oder Lust darauf hat (bzw. es sich aus gesundheitlicher Sicht gar nicht leisten kann, etwas zu essen oder tun). Alle müssen – sobald sie erwachsen sind – in der Lage sein, eine gesunde Auswahl zu treffen, die sie selbstständig sammeln oder sich anders erarbeiten können.
Vielleicht lernen also auch die Menschen irgendwann wieder ihre ursprüngliche Sprache: Die Sprache der Tiere oder Natur, die alle dazu befähigt, sich so zu verstehen, dass etwas Vernünftiges dabei herauskommt (und die zuerst gehen, die besonders unvernünftig handeln)

 

 

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Dank für das Foto gebührt Darth Liu (auf Unsplash)!

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