Wer kommt denn jetzt morgen und bringt „braven Kindern“ Geschenke? Das Christuskind, der Heiland oder Weihnachtsmann?
Wenn Menschen im Glauben erzogen werden, dass sie nur geduldig darauf warten müssen, dass all ihre Wünsche erfüllt werden bzw. die Welt von ihrem Übel erlöst und überall Frieden einkehren wird (oder dass sie auf keinen Fall die himmlische Ruhe stören und laut gegenüber anderen Menschen werden dürfen, wenn sie „in den Himmel kommen“ wollen)
Ich habe Weihnachten die meiste Zeit meines bisherigen Lebens geliebt:
- die Kerzen und anderen Lichter, die die dunkelsten Tage des Jahres ein bisschen freundlicher gemacht haben;
- die „Plätzchen“- bzw. Lebkuchenzeit“, also die süße Weihnachtsbäckerei;
- die Vorbereitungen darauf, anderen Menschen ein kleine Freude machen zu können, indem man ihnen etwas schenkt, und natürlich auch
- die Vorfreude auf „Dinge“, die man sich selbst von anderen gewünscht hat und von ihnen als Geschenke erwartet.
Auch Überraschungsgeschenke, mit denen Menschen überhaupt nicht gerechnet hatten, weil sie den Wunsch danach gar nicht geäußert hatten, – von anderen Menschen, die Wünsche gut von sehnsüchtigen Augen ablesen können – oder das Zusammenkommen vieler Menschen, die eine wichtige Rolle im eigenen Leben spielen, machen Weihnachten für viele zu einem ganz besonderen Fest.
Je mobiler und weltoffener (oder traumatisierter von Familientraditionen …) Menschen sind, desto weiter entfernt leben heute allerdings viele Familienmitglieder oder früher engen Freunde und Freundinnen voneinander, so dass auch ein traditionelles Weihnachtsfest an Bedeutung verlieren kann; vor allem, wenn Menschen nicht an die dahinter verborgene Geschichte glauben können.
Ich weiß, dass gemeinsame, heilsame Glücksmomente, die normalerweise situationsabhängig – ohne Vorplanung – entstehen, leichter erinnert werden, wenn sie einen bestimmten Rahmen hatten oder in Zusammenhang mit einem Ritual, einem Fest oder einem anderen denkwürdigen Ereignis standen, und dass sie erneut – aus der Erinnerung – heraufbeschworen werden können, so lange sich Menschen darauf einlassen, also dafür öffnen.
Für mich hat sich im Laufe der Zeit – mit Zunahme des materiellen Überflusses und Übergewichtes in den Gesellschaften, die auch in der Weihnachtszeit wenig zur Besinnung zu kommen scheinen – das Weihnachtsfest entzaubert: als hoffnungsloser Versuch, an den letzten Tagen des Jahres alles wieder gut zu machen, was man im Laufe des Jahres vernachlässigt oder verpasst hat bzw. darauf zu hoffen, dass irgendwann doch noch „der Retter“ kommt und Menschen aus der Situation befreit bzw. erlöst, in die sie sich selbst – häufig völlig freiwillig, ohne dass andere sie dazu gedrängt hätten – gebracht haben.
Ich kann nur sagen: (Er-)Warten, ohne flexibel zu bleiben und sich mental darauf vorzubereiten, dass alles auch ganz anders, jemand völlig anderes oder gar niemand kommen könnte, lohnt sich selten – zumindest wenn man sich allzu schwere Enttäuschungen ersparen möchte.
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Dank für das Foto gebührt Jeswin Thomas (auf pexels.com)!
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