Alle Jahre wieder …

Vom Sinn und Unsinn vom Festhalten an Familientraditionen und vom einseitigen Heraufbeschwören schöner oder bedeutungsvoller Erinnerungen

Das 4. Adventslicht steht für das (All- oder Vollständig-)Sein: Für alles, was bisher geschehen und heute Teil unseres Lebens ist – ob von allen Menschen gewünscht oder sogar erwartet oder nicht

Die Adventszeit – das Warten auf etwas, das unumgänglich kommen wird – geht zu Ende. Vielleicht erwarten die meisten Menschen, die schon länger auf dieser Erde weilen, dass „alles wie immer“, also wie gewohnt oder zumindest nicht ungewöhnlich neu sein wird? Vielleicht freuen sich viele darauf, wieder einmal mit Menschen zusammenzukommen, die sie länger nicht gesehen haben, oder über schöne Überraschungsgeschenke, die ihnen ihr eigenes Leben selten bietet. Vielleicht graut einigen eher davor, an Feierlichkeiten teilnehmen zu müssen, mit denen sie selbst überhaupt nichts anfangen können – weil etwas gefeiert wird, was sie überhaupt nicht in andächtige oder ausgelassene Festtagsstimmung versetzt.

Die Vorstellungen, die Menschen davon haben, wie sich die in unseren Breiten kälteste und dunkelste Zeit des Jahres möglichst angenehm überbrücken lässt, sind vielfältig: Einigen Menschen dienen die letzten Wochen des Jahres – statt

  • sich auf andere zu konzentrieren, denen sie eine Freude bereiten oder nach Möglichkeit helfen wollen, heil durch den Winter und in ein neues Jahr zu kommen
  • über Geschenke nachzudenken, oder
  • sich über neue Dinge zu freuen –

eher dazu, in ihrem Leben Altes auszumisten, angesammelte Vorräte zu verbrauchen, Platz zu schaffen und sich vor allem auf sich selbst zu konzentrieren, um zur Ruhe zu kommen, über das vergangene Jahr oder das bisherige Leben nachsinnen und mit Kraft und neuen Ideen – statt mit zusätzlichem Ballast und Gewicht auf den eigenen Schultern oder Rippen – in ein neues Frühjahr starten zu können.

Um aus

  • unseren Erfolgen oder dem, was uns bisher nicht gelungen ist,
  • Angst-, Schuld- oder Glücks-Gefühlen,
  • Gewissensbissen oder anderen Schmerzen
  • Zweifeln oder Sicherheiten, also
  • schönen Momenten sowie Erfahrungen zu lernen, die wir gerne vergessen und uns zukünftig gerne ersparen würden,

brauchen wir Menschen sowohl Ruhe und Zeit für bzw. mit uns alleine als auch Menschen, die uns dazu inspirieren, etwas Neues zu versuchen.

Wir können uns entweder gegenseitig mit „schönen“ Geschenken, die uns erfreuen, unterhalten oder beschäftigen und davon ablenken sollen, dass in dieser Welt oder unserem eigenen Leben nicht alles so ist, wie wir es uns wünschen würden, darüber hinwegtrösten, dass es uns nicht gelingt, die Hürden zu nehmen, die jeder neue Anfang mit sich bringt. Wir können unsere Wünsche nach Veränderungen damit befriedigen, uns möglichst viele Lustgefühle mit dem zu bescheren, was wir bereits kennen: mit Hilfe unserer Kreativität können wir aus allem Altem etwas Neues machen oder Erinnerungen aufleben lassen, so dass wir in den damit verbundenen Glücksgefühle schwelgen können.

Menschen sind – vor allem in Gemeinschaft – gut darin, sich das Leben mit bestimmten Ritualen, die von der Realität ablenken, schön zu machen und zu verdrängen, was sie hinterher bereuen könnten:

  • üppige Mahlzeiten, süße Knabbereien und übertriebener Konsum von Getränken oder anderen Genussmitteln, die weder gesund noch umwelt- oder tierfreundlich waren und die sie sich mit viel Entschluss- bzw. Muskelkraft und Energieaufwand hinterher wieder von den Rippen abarbeiten bzw. von denen sie ihren suchtanfälligen Geist entwöhnen müss(t)en, wenn es ihnen ihre Knochen und Gelenke, ihr Herz-Kreislauf- oder Nervensystem und ihre davon überlasteten (Hormon-)Drüsenaktivitäten und Faszien, also Bindegewebsfasern und Weichteile wert wären ;
  • den Zeit- und Energieaufwand für den Kauf oder die Vorbereitung von Geschenken, über die sich niemand wirklich gefreut hat, weil das, was „gewöhnlich“ verschenkt wird, heute selten noch jemand braucht, also im Grunde überflüssig ist, oder
  • die eigene Unfähigkeit, eine ehrliche Meinung zu Geschenken abzugeben, die weder auf ihre nachhaltige, ressourcenschonende Produktion noch Verpackung oder Recyclingfähigkeit überprüft wurden, die also vielfach in erster Linie Müllberge wachsen lassen bzw. für die häufig viele Menschen unter umwelt- und gesundheitsschädlichen, menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten mussten.

Wir können nichts daran ändern, dass die Welt ist, wie sie heute ist – so wie unsere Vorfahrengenerationen sie uns hinterlassen haben. Wir können nur dankbar annehmen, was sie in Liebe und nach bestem Wissen und Gewissen für uns aufgebaut haben.
Aber wir könnten auch aufhören, so zu tun, als wäre daran nichts mehr zu ändern bzw. als müssten wir alles tolerieren und weiterführen, nur weil sie es begonnen und uns als Tradition übergeben haben.
Wir könnten es sein lassen, an Alternativlosigkeit und daran zu glauben, dass sich andere um unsere größten Probleme kümmern, z.B. unsere eigene Gesundheit oder die Naturzerstörung, die uns als „Klimawandel“ verkauft wird – wie uns das schon seit Jahren mantraartig über die bzw. in den unterschiedlichsten Medien vorgebetet wird.

Die ungemütlichsten Tage des Jahres – während die Natur eine Pause macht und sich vor uns zurückzieht – lassen sich nutzen, um sich einmal genauer umzuschauen und in Stille zu betrachten, was man selbst eigentlich (noch) will bzw. sich für die Zukunft wünscht oder gerne vermeiden möchte: Draußen mag es stiller als sonst sein und trüb, vieles sogar krank oder tot aussehen; aber die Sonne ist unserer Erde und uns allen – in den wenigen Stunden, die sie uns direkt ins Gesicht scheinen kann – auch nicht ferner als sonst, und im Boden, auch oder vor allem unter einer dichten Schneedecke, und an den Bäumen laufen bereits die Vorarbeiten für ein neues Erwachen zum Leben.
Wo befinden wir uns aktuell eigentlich? Was oder wen haben wir um uns herum ange- bzw. versammelt? Was haben wir damit gewonnen, dass wir entweder fast immer alles oder selten das, was wir uns wirklich gewünscht hätten, bekommen haben?
Vielleicht lohnt sich zur Abwechslung ein neu(gierig)er Blick dahin, wohin wir – aus welchen Gründen auch immer – bisher noch nie so genau geschaut haben, und ein – wenigstens kurzer, schneller – mutiger auf das, was wir längst wissen, wohin wir aber lieber nicht wieder schauen wollten:

  • weil wir bereuen, dass wir es so weit haben kommen lassen;
  • aus Angst davor, es damit nur noch schlimmer zu machen;
  • oder der „eigenen Meinung„, die wir uns gar nicht selbst (ein-)gebildet, sondern von anderen haben einreden lassen, dass wir jetzt ohnehin nichts mehr daran ändern oder wiedergutmachen können.

Nichts, was in der Vergangenheit geschehen ist, lässt sich jemals genau so wiederherstellen, wie es einmal mal. Wir könn(t)en es nur rekonstruieren und ein Verständnis dafür bekommen, was passiert ist. Wir könn(t)en uns darüber verständigen, wie wir zukünftig damit umgehen oder dafür sorgen wollen, dass nicht noch mehr Menschen dadurch zu Schaden kommen oder andere fühlende Wesen unnötig verletzt werden. Wir könn(t)en

  • uns all das verzeihen, was wir früher noch nicht wissen konnten oder wollten,
  • die damit verbundenen Gewohnheiten loslassen, die uns dazu bringen, uns im Kreis zu drehen, bzw.
  • alte Rituale abschaffen, die keinen Raum für die freie Entscheidung lassen, sich entweder in den Kreis zu begeben oder ihm auch unentschuldigt fernzubleiben, ohne dass andere damit enttäuscht werden, sich dadurch beleidigt oder gedemütigt fühlen.

Die Welt wird sich weiter drehen, auch völlig ohne dass wir uns routiniert mit ihr nur in (selbst-)bestimmten oder sogar von anderen (gesetzlich) festgelegten Kreisen bewegen. Wir sind ein Teil der Natur und enger mit ihr verbunden als Du vielleicht denkst; aber wir können frei wählen, wem oder welchen Tätigkeiten, Bedürfnissen und Leidenschaften wir uns hingeben bzw. gedankenlos unterwerfen wollen.
Wir können uns vor den Herausforderungen, vor die wir gestellt werden, drücken, sie annehmen oder uns vor eigene, völlig andere stellen, also unseren Fokus verändern und die ausblenden, die uns nicht zielführend erscheinen.
Wir sind in der Lage zu entscheiden, wofür wir (Lebens-)Energie verschwenden oder woraus wir sie schöpfen können oder wollen und wofür wir sie vielleicht überhaupt nicht benötigen, weil wir wissen, dass wir das Talent haben, sie uns zu ersparen, indem wir darauf verzichten, etwas zu tun.

Es gibt in unserem Leben unendlich viel zu beachten – lass‘ Dich davon aber nicht beirren oder Dir Angst und Schwindelgefühle einjagen! Achte darauf, dass Du vor allem Menschen um Dich hast, mit denen Du Dich wohl fühlst, weil sie entweder besonders auf Dich achten oder Dir Dinge zu beachten geben, auf die Du selbst wenig oder gar keinen Wert legst.
Pass‘ auf, dass Du andere nicht dafür verachtest, dass sie nicht sind wie Du und Deine Wertvorstellungen teilen, sondern halte lieber eine gewisse Distanz zu ihnen. Ich bin mir sicher, dass irgendwann alle Menschen – wenn es sein soll, weil es wichtig für sie und ihre persönliche Entwicklung ist – die Gelegenheit bekommen herauszufinden, warum alles ist, wie es ist und sie da und so sind, wo und wie sie (geworden) sind.
Zu Veränderungen bereit ist niemand, der oder die vollends zufrieden mit der Welt und dem eigenen Leben ist. Ohne dass andere den Anstoß dazu geben, setzen sich viele – vor allem gut erzogene – Menschen, die gelernt haben zu warten, bis sie an der Reihe sind und dazu aufgerufen werden, vorsichtshalber nicht selbstständig in Bewegung. Nachhaltig erfolgreich dabei sein, uns immer wieder an das anzupassen, was aktuell erforderlich ist – weil die Zeit von Natur aus Veränderungen mit sich bringt – können wir nur gemeinsam: indem wir sie mit anderen Menschen, die selbst noch nicht ausgelernt haben und zu Veränderungen bereit sind, nicht nur routiniert durchstehen, sondern so bodenständig durchlaufen, dass wir dabei immer auch offen und flexibel bleiben für „Dinge“ bzw. Informationen, die uns völlig abgehoben oder „unter aller Sau“ erscheinen.

Es gibt mehr zwischen Himmel und Erde (bzw. dem tiefsten Untergrund) als wir uns alle jemals alleine vorstellen können. Deshalb ist es auf jeden Fall hilfreich, regelmäßig zusammenzukommen, um das auszutauschen, was wir alle Neues wissen oder aus unseren Lebenserfahrungen gelernt haben.
Ich wünsche Dir also eine schöne letzte Adventswoche mit vielen sinnvollen Begegnungen und vielleicht auch völlig neuen, schönen Ideen für den Jahresabschluss 2022!

 

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Dank für das Foto gebührt pixabay (auf pexels.com)!

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