Zwei plus 1 macht 1 (bzw. ein neues Wir oder eine Familie)

Das 3. Adventslicht ist dem verbindenden Element gewidmet, das aus zwei ungleichen Teilen – einem ICH und DU bzw. den EINEN und den ANDEREN, die anders nicht zusammenfinden – eine neue Einheit macht

Wenn Du Dich in den letzten beiden Wochen mit Dir selbst und anderen auseinandergesetzt hast, bist Du heute gut darauf vorbereitet, eine Verbindung – ein „Wir“, eine Paarbindung oder ein Beziehungsgeflecht – daraus zu knüpfen, um anschließend jederzeit Deine Beziehungen spielen lassen zu können, wenn Du Dich einsam fühlst, Hilfe brauchst oder nicht nur allein an etwas arbeiten möchtest.

Wir Menschen als Wesen aus Körper, Geist und Seele fühlen uns von Natur aus ganz automatisch den unterschiedlichsten Menschen verbunden oder nach einer ersten Begegnung zumindest so nahe, dass wir den direkten Kontakt zu ihnen suchen und/oder sie auch weiterhin gerne treffen:

  • Menschen, mit denen wir blutsverwandt sind und die uns von Geburt oder Kindesbeinen an begleitet haben;
  • Menschen, mit denen wir Interessen teilen;
  • Menschen, die uns körperlich oder geistig herausfordern, weil wir als lebendige, soziale Wesen im Prinzip lieber von anderen und aus deren Erfahrungen lernen als uns alleine mit Problemen herumzuschlagen (es sein denn, jemand macht uns ein verlockendes Angebot, das zu tun, oder schenkt uns hinterher Trost oder Anerkennung dafür);
  • Menschen, die uns das Gefühl geben, dass sie uns annehmen, wie wir sind, oder denen wir uns zumindest anschließen können, wenn wir uns einsam oder allein gelassen fühlen,
  • Menschen, von denen wir uns körperlich angezogen fühlen, weil wir intuitiv spüren, dass wir uns gegenseitig gut ergänzen könn(t)en.

Gegensätze ziehen sich zwar bekanntermaßen an (oder auch öfters gegenseitig aus), aber nur „Gleich und Gleich gesellt sich gern“. Sehr unterschiedliche Menschen raufen sich vor allem erst in Notsituationen – oder wenn sie vorher genug enttäuschende Lebenserfahrungen mit vermeintlich Gleichgesinnten im Geiste oder Seelenpartnern und -partnerinnen gemacht haben – zusammen und lassen sich auf ganz neue – immer gleiche oder zeitlich und räumlich wechselnde – (Paar-)Verbindungen oder Konstellationen ein.

Immer wieder tun sich – völlig überraschend, zufällig, oder zyklisch in regelmäßigen Abständen – ganz neue WIRs zusammen, finden sich die unterschiedlichsten Menschen neu zusammen, die vorher nie etwas miteinander zu tun hatten oder sogar – aus welchen Gründen bzw. Vorerfahrungen oder Vorurteilen auch immer – nichts miteinander zu tun haben wollten.
Es gab schon immer die kritisch Denkenden und Besserwissende; Querschläger unter den Geradlinigen; die mehr oder weniger liebevoll geduldeten schwarzen Schafe in jeder Familie, die Spinner im Freundeskreis oder die gesellschaftlichen Randfiguren unter einem Großteil von Menschen, die sich irgendwie mit den bestehenden Systemen arrangiert.
Vielleicht kannst Du Dich mindestens einer dieser Gruppen zuordnen oder mit Menschen solidarisch fühlen, die sich gegen den Ausschluss einzelner aus einer Gemeinschaft wehren, ohne dass sie etwas verbrochen haben – nur weil sie sind, wie sie sind bzw. denken, wie sie denken, oder anderen ihre ehrliche Meinung ins Gesicht sagen und sich verhalten, wie sie es für richtig halten.

Niemand von uns muss sich freiwillig mit Menschen umgeben, die ihm oder ihr – aus welchen Gründen, aufgrund welcher traumatischen Vorerfahrungen, anerlernten Überzeugungen oder Angewohnheiten – mehr Kraft rauben als neue Energie geben.
Aber im Leben, das ständigen Veränderungen unterworfen ist, und in einer Welt, in der sich sowohl neue Erkenntnisse durchsetzen oder Fragen ergeben als auch Informationen so schnell verbreiten wie heute, macht es – vor allem, wenn man für Ruhe und Frieden unter den Menschen sorgen möchte – Sinn, es immer wieder zu versuchen, irgendwann alle auf denselben Wissensstand, dieselbe Bewusstseinsebene oder mit ins selbe Boot zu holen: damit sich niemand ausgeschlossen oder von allen anderen verlassen fühlen muss, weil er oder sie – angeblich – anders – ist oder denkt und lebt.

Gemeinschaften werden erst dadurch lebendig, dass sie nicht zu eintönig sind. Echte Überraschungen gibt es irgendwann nicht mehr, wenn alle „(Team-)Mitglieder“ zu eingespielt sind und absehbar ist, was sie als nächstes tun werden. Deshalb brauchen wir für ein glückliches Leben auch kindliche Gemüter, die sich bestehenden Regeln widersetzen und individuelle, persönliche Grenzen übertreten dürfen, um ihre eigenen Erfahrungen machen zu dürfen – solange sie dabei niemandem absichtlich schaden wollen, also sich höchstens selbst damit den Kopf stoßen bzw. Schädel einrennen, auf ihrer Nase oder auf ihrem Hosenboden landen.

Es gibt für alle Menschen jederzeit die Möglichkeit, kreativ zu werden und sich selbst oder die Gemeinschaft, in der sie leben (oder in die sie sich auch gegen Deinen Willen häufig begeben „müssen“, um am „menschlichen Alltag“ teilnehmen zu können), positiv oder auch negativ zu überraschen.
Manche tun „gerne“ – weil es ihnen leicht fällt – vor allem das, was in erster Linie anderen nützt, ohne darüber nachzudenken, ob es ihnen selbst eher schadet. Wir sind alle unterschiedlich, auch wenn wir „gerne“ – weil wir es nicht besser wissen – davon ausgehen, dass andere Menschen unsere Bedürfnisse eins zu eins teilen.

Im Grunde aber können wir es nie allen anderen Menschen recht machen. – Wir können nur darüber reden, wie wir zukünftig gemeinsam dafür sorgen können, dass wir alle möglichst viel Freude daran haben, zusammen zu sein, und genug Freiheiten, zu gehen, wann wir gehen möchten: dann, wenn die Party in den Augen anderer noch gar nicht richtig angefangen hat, gerade am schönsten oder noch lange nicht zu Ende ist.

Ich wünsche allen Menschen in dieser 3. Adventswoche viele Gründe zum Feiern von kleinen oder größeren, persönlichen oder gemeinsamen Erfolgen, zum gemütlichen Beisammensein oder zum Planen zukünftiger Aktionen.
Meine Empfehlung für die dunkelste und kälteste Zeit des Jahres: suche Dir möglichst viele Gemeinschaften, WIRs, in denen Du das Gefühl hast, sie würden Dein Herz zum Hüpfen bringen, Deinen Geist erhellen, Dir notfalls etwas von ihrer Körperwärme abgeben oder auch mit Dir herumspringen, wenn Dir kalt werden sollte. So lässt sich Energie (und vielleicht auch viel Geld) – in Form von Kerzen, Heißöfen oder Getränken und deftigem Essen – sparen. Jeder und jede von uns erwärmt auch das Herz anderer, weil er oder sie ist, wie er oder sie ist und das tut, was er oder sie kann, oder mit eigenen Ideen die Denkweisen anderer bereichert.

Vielleicht bist Du – weil sie immer wieder an vielen Orten entstehen – Teil einer (neuen) Bewegung von Menschen mit ähnlichen Vorstellungen und Werten, die gemeinsam versuchen, bestehende und seit langem etablierte, hierarchische Machtverhältnisse zu ändern? Vielleicht wurdest Du im Glauben erzogen, dass sie für uns alle, nicht nur für die Mehrheit gut seien – während immer nur die Besten, elitäre Gruppierungen oder Spitzenreiter und Spitzenreiterinnen (auf ihrem Gebiet) davon profitiert haben.

Wir können (noch) nicht wissen, wie sich die „Spaltung“ bzw. Polaritäten von Menschen; ihre Geschlechterrollen – die freiwillig Vorreiter- oder Führungsrollen für andere Übernehmenden und diejenigen, die ihnen bereitwillig den Rücken stärken, ohne sie dadurch jemals in ihre Grenzen weisen zu können – beseitigen lassen. Wir können (noch) nicht wissen, ob und wie sie sich zusammenbringen lassen – ohne dass irgendjemand dabei auf der Strecke bleibt, weil er oder sie zu einer Minderheit gehört hat, deren Interessen für die Mehrheit keine Bedeutung hat.
Aber ich hoffe, wir kriegen es hin, ohne allzu viele Schäden dabei anzurichten, Familien oder andere einst „funktionierendenGemeinschaften zu zerstören oder Opfer bringen (und beklagen) zu müssen.

 

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Dank für das Foto gebührt Arina Krasnikova (auf pexels.com) und für die Idee zum Text ein richtig schöner Abend bei Nathalie Groenewegen und Albert J. Höcke!

 

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