Von artig wartenden (Menschens-)Kindern, denen der Nikolaus zur Entschädigung Geschenke bringt

Und anderen, die erwarten bzw. fest damit rechnen, dass sie trotzdem – auch wenn sie vorher Ärger machen – etwas bekommen, was ihnen zu ihrem Glück fehlt bzw. zu mehr Zufriedenheit verhilft

Das ist das Schöne an unserer freien Markt– bzw. Konsumgesellschaft und unserem Leben zwischen Armen und Reichen, fleißigen „Guten“ und faulen „Bösen“, bzw. Schenkenden und Beschenkten, Herstellern und Herstellerinnen von Produkten, die andere glauben zum Leben zu brauchen: Dass im Grunde niemand mehr Angst haben muss, leer auszugehen (vor allem nicht die Recycling- oder Entsorgungsbetriebe sowie Therapeuten und Therapeutinnen für Konsumsüchtige bzw. –geschädigte). – Dank „tüchtiger“ Geschäftsleute, die wissen, wie man die soziale Ader der Menschen,

  • ihre Bereitschaft zu teilen (bzw. Geld auch für andere auszugeben, das sie sich mehr oder weniger hart, auf Kosten bzw. zu Lasten anderer Menschen erarbeitet haben) und
  • ihr Mitleid mit denen, die in ihren Augen „arm dran sind“ oder „gar nichts haben„,

extrem leicht anzapfen kann. Manchmal genügt es, ihr philanthropisches, gönnerhaftes Ego bzw. schlechtes Gewissen anderen gegenüber, die weniger davon besitzen, mit gewissen Schlagworten, mit denen es sich identifizieren kann, anzusprechen. Schwerhörige erreicht man oft dadurch, dass man sie mit traurigen Bildern bzw. insbesondere großen Augen konfrontiert, aus denen die Sehnsucht nach einem besseren, glücklicheren, weniger entbehrungsreichen Leben spricht – dem man sie ganz leicht näher bringen kann, indem man ihnen einen ihrer Wünsche erfüllt.

Dass es auch wunschlos glückliche und zufriedene Menschen geben könnte bzw. Menschen, die mit Geschenken wenig anfangen können, die gar keines ihrer Bedürfnisse befriedigen, – weil es von Natur aus gar kein Bedürfnis nach „Beschenktwerden“ gibt – das können sich viele Menschen vielleicht gar nicht vorstellen.

Was Menschen neben Lebensmitteln, inklusive Wasser, und für sie geeigneter Kleidung sowie einem Rückzugsort wirklich brauchen, um sich in ihrer Haut wohl fühlen zu können, ist Beschäftigung bzw. die Aufmerksamkeit anderer, mit denen sie sich verbunden fühlen. Natürlich verstärken Geschenke Bindungen – indem sie die Beschenkten immer wieder daran erinnern, wer ihnen etwas, womit sie sich hinterher ganz alleine, selbstständig, beschäftigen können, beschert hat. Ich schätze, Kinder, die es nicht erwarten können, selbstständiger zu werden und sich aus den Abhängigkeiten von ihren Eltern oder Familien zu lösen oder Menschen, denen die (Lebens-)Zeit und Liebe, die womöglich in ein Geschenk verpackt wurde, genügt, um sich anderen Menschen verbunden zu fühlen, kann man damit natürlich leicht begeistern. Daran, dass Menschen, die vielleicht gerne mehr voneinander hätten, dadurch verlockt werden, noch weniger Zeit miteinander zu verbringen, ändern Geschenke – egal ob sie überraschend den eigenen Geschmack getroffen haben oder, wie vielleicht erwartet, völlig daneben lagen – allerdings nichts.

Menschen, die ihr Leben lang sehnsüchtig auf einen einzelnen, mit Geschenken oder Überraschungsgästen verbundenen Tag im Jahr warten, wünsche ich zum Nikolaustag mehr „Dinge“ im Leben, die sie glücklich machen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass im Leben mehr Wünsche in Erfüllung gehen als ich es mir jemals hätte träumen lassen. Aber ich weiß auch, dass man mehr dafür tun muss als sie alleine vor sich hinzumurmeln und darauf zu warten und hoffen, dass irgendwer, der oder die dazu beitragen könnte, sie verstanden hätte (und keine Mithilfe oder Gegenleistung dafür erwarten würde).

P.s.: Das größte Geschenk sind nicht wohlhabende Menschen, die es sich leisten können, anderen überraschend Geschenke zu machen, sondern die, die ihnen im Notfall ein „warmes Plätzchen“ anbieten, an dem sie sich erholen und zu neuen Kräften kommen können (mit denen sie dann auch wieder alleine so weiter machen können, wie sie es geplant hatten oder sich wünschen).

 

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Dank für das Foto gebührt Gustavo Fring (auf pexels.com)!

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