Wir wollen (ihnen) doch nur helfen (hilfsbedürftig zu bleiben)!
Das zweite Adventslicht, das Du vielleicht gestern angezündet hast, ist für Deine Kontakte zu oder mit anderen (für die Du entweder Mitgefühl hast oder mit denen zusammen Du sogar leiden kannst)
Niemand lebt auf dieser Welt lange völlig getrennt von anderen. Wir fühlen uns, selbst wenn wir manchmal genug von ihnen haben, aus den unterschiedlichsten – auf den eigenen Lebenserfahrungen beruhenden – individuellen Gründen immer wieder von anderen Menschen angezogen, selbst wenn wir uns im Grunde alleine weiterhelfen könnten.
Gemeinsam lassen sich sowohl Probleme, die das Leben in Gemeinschaften betreffen, leichter meistern als auch – durch sich verstärkende Resonanzphänomene – Gruppendynamiken entwickeln, die allen besonders viel Spaß machen können. Problematisch wird es meiner Meinung nach dann, wenn die Begegnung zwischen Menschen mit völlig unterschiedlichen Bedürfnissen, die Kontakt zueinander gesucht haben, dazu führt, dass ein zunehmendes Ungleichgewicht dadurch entsteht, dass sich eine Hälfte gerne helfen lässt, weil sie alleine nicht mehr weiter weiß bzw. kommt, während die andere Hälfte davon profitiert, helfen zu können.
Es mag ein schöner Gedanke sein,
- von anderen bedient oder – ohne jemals darum gebeten zu haben, also reichlich, im Überfluss – beschenkt zu werden, ohne sich selbst um etwas kümmern zu müssen, oder
- so viel von etwas zu besitzen oder etwas für andere zu sammeln, das man ihnen dann – ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen – abgeben kann.
Die Realität beweist uns aber, – wenn wir einen Blick in die Vergangenheit werfen und die (Wiederholungs-)Muster erkennen, die sich immer wieder abspielen – dass sich Zeiten und Schauplätze entweder immer wieder nur ändern oder gleich bleiben, obwohl dort wiederholt Hilfe (welcher Art auch immer) geleistet wurde. Es ist nicht schwer, nachvollziehen zu können, dass arme, hilfsbedürftige Menschen (materielle) „Hilfsgüter“ von anderen, von denen sie wissen, dass sie im Überfluss leben, dankend annehmen, ohne sich verpflichtet zu fühlen, (sich) daraus etwas zu machen bzw. ihre eigene Lage zu verbessern, wenn sie gar nicht wissen bzw. verstehen können, wer eigentlich für ihre Misere verantwortlich ist.
Wir brauchen meiner Meinung nach vor allem den (geistigen) Austausch von Ideen, um Verbindungen herstellen, also begreifen zu können, was – ganz offensichtlich – immer wieder auf dieselbe oder ähnliche Weise dazu führt, dass Menschen (oder Tieren oder Pflanzen oder ganzen Lebensgemeinschaften) geholfen werden „muss“, weil sie nicht mehr in der Lage sind, sich selbst zu versorgen.
Vielleicht magst Du die nächste Woche zum Anlass nehmen, Dich mit Dualität und Wechselwirkungen, an denen Du beteiligt bist oder in Deinem Leben wiederholt warst, auseinanderzusetzen? Ist Dir bewusst, wessen Hilfe oder zumindest Nähe und Beistand Du in Deinem Leben wirklich benötigst und wem Du wie sinnvoll weiterhelfen kannst – so dass Du sicher bist, dass er oder sie aus den Erfahrungen auch etwas (über Selbst- oder zumindest Starthilfe dazu) gelernt hat? Versuch‘ doch zur Abwechslung mal,
- etwas loszulassen und weiterzugeben, was Du bisher lieber für Dich behalten hast;
- nicht standhaft zu bleiben und JA bzw. NEIN zu sagen, wenn Menschen Dich um etwas bitten, was Du im Prinzip gerne (aber zu Lasten anderer Tätigkeiten) tust bzw. was Dir unangenehm ist;
- mit Menschen Stille zu genießen, mit denen Du sonst selten zur Ruhe und Besinnung kommen kannst.
Man muss sich nicht immer erst mit anderen austauschen, um selbst wie ausgewechselt zu sein, neue Verbindungen knüpfen oder Lücken (im eigenen Leben) füllen bzw. sich allein mit sich selbst über andere auskotzen zu können, die gar nicht anwesend sind.
Schreib‘ doch lieber einfach mal auf, formuliere also für Dich, was Du anderen gerne mitteilen würdest, die Dir entweder nicht zuhören wollen oder denen nicht auffällt, dass sie Dich nie zu Wort kommen lassen; lies‘ es Dir selbst mindestens noch ein Mal in Ruhe durch, bevor Du Dich entscheidest, ob und auf welchem Weg Du es ihnen geben möchtest.
Versuche, Dich in sie und ihre Situation hineinzuversetzen, stell‘ Dir vor, was sie in der letzten Woche über sich selbst herausgefunden haben könnten und versuche zu verstehen, warum sie sind, wie sie sind. Stell‘ ihnen Fragen dazu, wenn Du keine stimmigen Antworten darauf findest, mit denen Du ihnen zukünftig friedlich und respektvoll begegnen kannst.
Denn vielleicht begegnen wir genau den Menschen immer wieder, die für uns und unser weiteres Leben, unser persönliches Vorankommen, von besonderer Bedeutung sind? Wir sind weder wie Kaninchen als Fluchttiere dazu geboren, uns vor bestimmten Menschen schnellstens in Sicherheit zu bringen, also zu fliehen, sobald sie sich nähern, noch als Raubtiere, die nur im Rudel jagen und überleben können oder denen immer alle anderen Menschen respektvoll-ängstlich den Weg frei machen..
Ich möchte deshalb diese Woche allen Menschen viel Erfolg wünschen, die sich vorgenommen haben, sich in Intuition oder Geduld – sich selbst und anderen gegenüber – und im Fassen von Mut üben wollen: den Mut, ihre Ideen, die ihnen in besinnlichen Momenten oder Stunden kommen, auch für andere zu formulieren und laut auszusprechen oder (wenn es dafür notwendig ist, weil sie sich auch noch später daran erinnern möchten) aufzuschreiben. Vielleicht erscheinen sie aktuell bedeutungs- oder sinnlos, weil diejenigen, an die sie sich richten, sie vielleicht nie zu Gesicht bekommen oder hören werden.
Ich bin aber überzeugt, dass nichts, was wir tun, umsonst ist – solange wir oder andere nach uns die „richtige Lehre“ daraus ziehen, also verstehen können, was wir damit aussagen wollten (womöglich weil sie unter ähnlichen Dingen leiden wie wir oder an etwas vergleichbare Freude bzw. (Lebens-)Lust empfinden, also leicht in Resonanz mit dem gehen können, was wir – bewusst oder unbewusst – für sie hinterlassen haben bzw. ihnen als hilfreichen Rat mit auf ihren Weg geben wollen.
Daran, dass sie von anderen Menschen Dank (oder Rückzahlungen) erwarten, – für alles, was sie angeblich freiwillig und ohne mit einer Gegenleistung zu rechnen für sie getan haben – erkennt man meiner Meinung nach selbstsüchtig, keine selbstlos handelnden Menschen. Wer sich seiner Selbst bewusst ist, auch der eigenen Endlichkeit und Bedeutungslosigkeit für Menschen (oder andere Lebewesen), denen niemand helfen kann außer sie sich selbst (oder speziell auf ihre Bedürfnisse ausgerichtete, „professionelle Hilfskräfte“, die sie sich selbst auswählen), kann sich auch damit zufrieden geben, anderen als Hilfe gar nichts Besonderes anbieten zu können. Das Besondere liegt für mich – als Biologin – nicht in den vielfältigen oder leicht reproduzierbaren Dingen, die Menschen erschaffen, sondern darin, Zeit miteinander verbringen und sich sogar über unsichtbare, längst vergangene oder geplante Dinge und die damit verbundenen Gefühle austauschen zu können bzw. sich „einfach nur“ gegenseitig damit helfen zu können, füreinander da zu sein, anderen also die eigenen körperlichen oder geistigen Fähigkeiten ohne sonstige technischen Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen. Damit lassen sich allerdings Menschen, die
- es für selbstverständlich halten, vorsorglich mehr zu besitzen als sie für sich selbst zum (Über-)Leben brauchen, bzw. die
- mit dem, was sie in ihrem Leben alleine leisten oder sich erarbeiten bzw. sammeln oder von anderen, die offensichtlich genug davon haben, erbitten können, nicht ausgelastet genug sind,
selten zufrieden stellen .
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Dank für das Foto gebührt Pixabay (auf pexels.com)!
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