Das sollte man verbieten!

Von Menschen, die dem Reiz von Dingen erlegen sind, die ihnen oder anderen (bei näherer Betrachtung oder zumindest auf Dauer) Schaden zugefügt haben

 – statt anerkennen zu wollen, dass Menschen ihre Erfahrungen immer erst selbst machen müssen, bevor sie glauben, dass man etwas besser sein lassen oder zumindest nicht übertreiben bzw. regelmäßig konsumieren sollte (so dass ein „geschützter Rahmen“ mit umfassenden Informationen und abschreckenden Beispiele erfolgversprechender wäre, um anderen Menschen schmerzhafte Erfahrungen zu ersparen)

Nach 45 Lebensjahren, einem Studium dessen, was unser Leben ausmacht, und täglich neuen Beobachtungen und – geplanten sowie ungeplanten – (Selbst-)Experimenten habe ich eine gewisse Lebenserfahrung gesammelt, um mir sicher zu sein, dass wir alle Sicherheitsvorkehrungen, die über abschreckende Beispiele von Menschen, die sich leichtsinnig in (ständige) Lebensgefahr gebracht haben, aus der Vergangenheit hinausgehen, auf dieser Welt auf der Stelle abschaffen könnten. Ich schreibe bewusst könnten, weil damit mindestens noch zwei andere Veränderungen verbunden wären: Menschen, die dabei zu Schaden gekommen sind, müssten

  1. ehrlich darüber reden, welcher „Teufel“ sie geritten hat, ihr Leben bzw. ihre körperliche Unversehrtheit überhaupt so zu riskieren, und
  2. anderen die Auswirkungen so anschaulich – nachfühlbar – vor Augen führen können, dass ihr Mitgefühl dazu ausreicht, sich das damit verbundene Leid vorstellen zu können.

Ich kann leicht nachvollziehen, wie es sich anfühlt,

  • nicht nur kurzzeitig alleine, sondern einsam, also im Grunde immer der- bzw. diejenige zu sein, der oder die als einzige in einer Gruppe weder begeistert noch überzeugt von dem ist, was „gemeinsam (also mehrheitlich) beschlossen“ wurde;
  • auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen zu sein, denen man nichts dafür – als Dank oder Lohn für ihre Mühe – zurückgeben kann, weil sie völlig andere (Wert-)Vorstellungen haben,
  • auf Ablehnung zu stoßen, während man versucht, sich selbst treu zu bleiben und ehrlich seine Meinung äußert;,
  • gesunde Grenzen zu überschreiten und Dinge zu übertreiben, die Auswirkungen auf den eigenen Körper und Geist haben;
  • zusehen zu müssen, wie andere sich – um sich selbst oder anderen etwas zu beweisenunsinnigen Lebensgefahren aussetzen, deren mögliche Auswirkungen man kennt und vor denen man sie gewarnt hat.

Unser Leben ist jeden Tag mit Risiken verbunden, vor allem, wenn wir nur das tun, worauf wir Lust haben (weil es uns Glücksgefühle verschafft) oder was uns möglichst wenige Probleme bereitet – weil wir dabei, während wir das Gefühl haben, immer besser darin zu werden, denkfaul werden.

Das (Nach-)Denken, also umfassende Betrachten der eigenen Lebenssituation, in die sie sich (in Ignoranz vielfältiger Lebens- bzw. Gesundheitsgefahren oder auch unter sorgfältiger Beachtung dessen, was „alle anderen“ bedenkenlos tun, weil es kein Tabu bzw. gesellschaftlich erlaubt ist) gebracht haben, setzt bei vielen erst ein, wenn die Schmerzen bzw. Gefühle, die sich dabei angestaut haben, unerträglich werden.

Natürlich wird dann nach „Schuldigen“ gesucht, nach den Dingen oder Menschen, die einen dazu verführt haben, sich selbst so zu vergessen bzw. die eigenen Bedürfnisse so zu vernachlässigen. Das eigentliche Problem ist aber meiner Meinung nach, dass öffentlich viel zu wenig öffentlich drüber gesprochen wird, was menschliche Körper, ihr Geist und ihre Seelen überhaupt – von Natur aus – brauchen und wonach sich Menschen, die das nicht bekommen, weil die Gemeinschaft, in der sie leben, es ihnen verbietet. Es ist kein Wunder, dass die Schäden, die unnatürliche Ersatzbefriedigungen in den Menschen und der Welt anrichten, immer größer werden. Denn die werden sich in einer freien Welt, in der Menschen tun und lassen bzw. produzieren und konsumieren wollen, was sie können, nicht verbieten lassen.

Ich kann weiterhin nur davor warnen, nicht jeden unnatürlichen Blödsinn – jeden neuesten Trend – mitzumachen; vor allem nicht so lange, bis eine Sucht daraus geworden ist, die früher oder später ihre körperlichen oder geistigen Folgen  wird.
Ich muss mir die Menschen, die etwas als „völlig harmlos“ propagieren, nur genauer anschauen, manchmal auch einfach ein paar Jahre später.

Die Natur lässt sich genauso wenig verbieten wie das unnatürliche, prinzipiell übertriebene Leid und die Schmerzen, die Menschen später ertragen „müssen“, wenn sie versucht haben, sie möglichst frühzeitig – bei kleinsten Anzeichen bzw. wenn sie „genug davon“ hatten – zu bekämpfen statt verstehen zu lernen, warum etwas überhaupt in der Welt ist oder so weit kommen konnte. Es liegt in der Verantwortung jedes und jeder Einzelnen von uns, zu entscheiden, wie lange wir uns damit einverstanden zeigen und wann wir bereit sind, nicht mehr mitzugehen – statt von anderen zu verlangen, etwas aufzugeben, was sie für ihr Lebensglück bzw. die Erweiterung ihres eigenen Erfahrungshorizonts (noch) brauchen.
Ich bin eher dafür, Menschen frühzeitig zu erlauben, die Erfahrungen, die sie unbedingt machen wollen, zu machen – unter der Bedingung, sich zusätzlich mit Menschen zu unterhalten, die ihnen gute, leicht nachvollziehbare, Gründe liefern können, einseitigen Reizen (nämlich Belohnungs- bzw. Wohlgefühlen) nicht zu erliegen. Ohne dass Menschen – unter Anleitung – lernen, sich selbst zu hinterfragen, warum sie sich keine sinnvollere, unschädlichere Alternative suchen, um ihre Lust (auf Abwechslung vom „Normalen“) oder Neugier zu befriedigen, sondern sich stattdessen einer körperlichen Suchtgefahr auszusetzen (die meiner Meinung nach schwerer wieder unter Kontrolle gebracht werden kann als Trotzreaktionen von Menschen, die – noch – denken, sie hätten ihren Körper unter Kontrolle), werden wir wohl noch viele (Sucht-)Opfer zu beklagen haben, die auf ihrer Suche nach Glück oder einem Lebenssinn (in einer Welt unzähliger Möglichkeiten) die falsche Abzweigung in eine Einbahnstraße genommen haben.

 

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Dank für das Foto gebührt Dustin Tray (auf pexels.com)!

 

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