Vergeben und vergessen oder vergeblich und angeblich unverzeihlich?
Wenn Menschen zum richtigen oder falschen Zeitpunk versuchen, etwas zu akzeptieren und ignorieren oder tolerieren, worunter sie einmal sehr gelitten haben oder aktuell noch leiden
Wie wir uns jeden Tag – schon beim Aufstehen, im Laufe oder am Ende eines Tages, unseres „Alltags“, fühlen, ob wir leichten Fußes oder nur schwermütig aus dem Bett kommen bzw. uns durchs Leben bewegen, hängt eng damit zusammen, wie viel Gewicht wir mit uns herumtragen: tatsächlich auf unseren Rippen und/oder Schultern und „virtuell„, also „nur in unserem Kopf) oder gespeichert auf bzw. verkörpert in einem der vielen Dinge, die wir besitzen. – Alles, was wir nicht sofort guten Gewissens auch los- oder sein lassen könn(t)en, ohne dass uns etwas Entscheidendes fehlen würde, kann dazu führen, dass unser Körper irgendwann darunter zusammenbricht: unter
- Altlasten aus der Vergangenheit, also vor allem schmerzhaften Erfahrungen, die nicht nur Narben hinterlassen haben, sondern unsere Bewegungsfreiheit einschränken (indem wir versuchen, ähnlichen Erfahrungen, die uns vielleicht noch mehr beeinträchtigen könnten, – durch bewusste, gezielte, oder von unserem Unterbewusstsein ganz automatisch gesteuerte Vermeidung – aus dem Weg zu gehen),
- der aktuellen Zahl an Kilogramm, die uns eine Waage anzeigt, wenn wir auf sie steigen, oder
- Sorgen um unsere eigene oder die Zukunft unserer Liebsten.
Alles, was jetzt ist oder noch kommen könnte, liegt – wenn auch nicht allein, aber zum größten Teil – in unserer Hand bzw. Verantwortung:
- es so anzunehmen, wie es ist bzw. in Zukunft geschehen könnte, selbst wenn wir darunter leiden – indem wir uns entweder mental oder körperlich dagegen abhärten, also dafür trainieren, dass wir keine Berührungsängste mehr haben und alles in (oder auch auf) den Arm nehmen können;
- es bzw. uns so zu verändern, dass wir uns wohl(er) damit fühlen, d.h. – je nachdem, wie gelassen wir mit einer altbekannten oder völlig neuen Situation umgehen können – erst einmal Abstand zu nehmen und Grenzen zu ziehen, um genug Möglichkeiten zu behalten, flexibel bzw. „angemessen“ darauf reagieren zu können; oder
- zu ignorieren, dass wir überhaupt einen Einfluss darauf hätten, auf das Beste zu hoffen.
Alles, was bereits geschehen ist, was Menschen gesagt oder getan und damit angerichtet haben, lässt sich weder rückgängig – ungeschehen – machen noch bewusst aus unserer Erinnerung löschen.
Damit Erinnerungen mit der Zeit verblassen und wir anderen Menschen, die mit damit verantwortlich waren, dass wir sie machen „mussten“, auch ohne dass sie sich unbedingt dafür bei uns entschudigen müssen, verzeihen können, müssen wir in der Lage sein, uns selbst sagen zu können „Es war gar nicht so schlimm“ oder „Es hätte noch viel schlimmer kommen können“.
Mancher Schmerz kann allerdings für sensible Menschen, die vor allem ihr Fein– oder Taktgefühl geschult, aber wenig für die Stärkung ihrer Abwehrkräfte trainiert haben, gefühlt so groß sein, dass er sie dem Tod (bzw. einem Gefühl des Verhungerns, Verdurstens, Erstickens, Erfrierens, Ertrinkens, eines Herzinfarkts oder womöglich sogar des innerlich oder von außen Aufgefressen-Werdens) so nahe bringt, dass sie sich kaum etwas Schlimmeres als ihre Erfahrung vorstellen können.
Vielleicht müssen sie warten, bis sie irgendwann in die Situation kommen, wo es für sie wirklich nicht mehr schlimmer werden kann, um zu erkennen, dass es mehr Sinn macht, sich selbst oder anderen rechtzeitig etwas zu vergeben, was entweder aus Unwissenheit, Angst, im „Eifer des Gefechts“ oder sonst einem leicht nachvollziehbaren Grund geschehen ist.
Dass etwas, was aus eiskaltem, herzlosem Kalkül oder sogar trotz Warnungen und gegen Widerstände – rote Linien, die deutlich aufgezeigt wurden – von Menschen in verantwortungsvollen, für die Sicherheit und körperliche Unversehrtheit anderer zuständigen Positionen (seien es Eltern, Lehrer oder Lehrerinnen, Unternehmer oder Unternehmerinnen, Politiker oder Politikerinnen) – durchgesetzt wurde und wodurch Menschen vielleicht sogar so schwere Schäden zugefügt wurden, dass noch ihre Nachkommen darunter zu leiden haben, in einer Welt unterschiedlichster Medien und modernster Kommunikationsarten sowie Informationsspeicherung überhaupt jemals vergessen werden könnte, das glaube ich persönlich nicht.
Es würde einigen Menschen bzw. ihrem Seelenfrieden meiner gesundheitswissenschaftlich, verhaltensökonomisch begründeten Meinung nach äußerst gut tun, wenn sie sich
- nicht nur selbst für ihr menschliches Versagen (in einem Körper, der nicht nur von einem Willen oder Verstand, sondern auch von diversen anderen energetisch-kreativen Zentren kontrolliert wird) vergeben,
- sondern auch ganz offiziell andere ehrlich – mit umfassender Erklärung der (Begleit-)Umstände, die dazu geführt haben – um Verzeihung bitten und auf deren Vergebung hoffen würden.
Sich mit Gewissens– oder Schuldfragen beschäftigen oder nach allein Schuldigen suchen zu wollen, zeugt nur davon, dass Menschen sich ihrer mit Rechten und Pflichten verbundenen Eigenverantwortung als „Krone der Schöpfung“ (noch) nicht bewusst sind bzw. auch wenig Gefühl dafür haben,
- an wem sie sich selbst tagtäglich aus Bequemlichkeit oder einem zwang- oder wahn-, also krankhaften Wohlstands- und Wachstumsdenken heraus bzw. angeblich „mangels Alternativen“ versündigen und
- dass ein sinnloses – aus Zeitmangel bzw. Erfolgs- oder Termindruck, also falschem Ehrgeiz oder fehlerhaften Berechnungen, Unachtsamkeit oder einem anderen vermeidbaren Grund geschehenes – Leid nicht gegen andere abgewogen werden kann.
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Dank für das Foto gebührt Ketut Subiyanto (auf pexels.com)!
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