Denkst Du „nur“, Du weißt, was Liebe ist, weil Du sie schon selbst gefühlt oder erfahren hast, oder praktizierst Du sie auch noch?

Wenn Menschen auf Gegenseitigkeit beruhende Zuneigung mit einseitigem (Be-)Nutzen, Bewunderung oder gemeinsamem (Mit-)Leid, geteilten Schmerzen bzw. Missbrauch (der eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten bzw. Kraft oder Macht über andere) verwechseln

Liebe macht blind – für die „Fehler“ oder Schwächen anderer Menschen, also das, was man an ihnen nicht besonders mag, weil man es nicht als sehr schön, vielleicht sogar lächerlich oder abstoßend findet. Sie kann Menschen umso blinder machen, je mehr sie sich danach sehnen, von anderen geliebt zu werden bzw. je mehr andere ihnen das Gefühl geben, verrückt nach ihnen zu sein.

Im Liebestaumel tun Menschen Dinge, über die sie hinterher – selbst wenn andere einmal davon erfahren sollten – entweder herzhaft lachen können, weil sie sich selbst nicht dafür schämen, oder die ihnen selbst so unverständlich oder sogar pervers, abstoßend erscheinen, dass sie sie auch mit niemandem teilen wollen, von dem sie nicht sicher wissen, dass er oder sie sie – aus Unkenntnis von Alternativen, um die eigenen Bedürfnisse auszuleben bzw. zu befriedigen – genau so praktiziert.

Es ist nicht nur angenehm, zu fühlen, dass man zum eigenen Glück andere Menschen braucht oder sich gerne – mit lustvoller Freude – von ihnen benutzen lässt, solange sie auch Spaß daran zu haben scheinen. Es fängt aber an, zum seelischen oder körperlichen Missbrauch zu werden, wenn man sich selbst oder anderen nicht die Chance gibt, darüber nachzudenken, was man eigentlich sich selbst oder anderen antut bzw. bisher schon angetan hat oder in Zukunft tun möchte.

Um etwas wirklich „Gemeinsames“, nicht nur Geheimnisse oder einseitige Erwartungen, unausgesprochene Träume oder ungeklärte Hoffnungen (weil sie verschwinden, sobald man sie versteht, also weiß, warum es sie gibt), zu haben, von denen sonst besser niemand erfahren sollte, braucht es offene, ehrliche Kommunikation: Eine gegenseitige Aufklärung darüber, was man sich tatsächlich gegenseitig sagen, ins Ohr hauchen oder an den Kopf werfen oder „antun“, also wie man sich anfassen oder angehen darf, ohne dass sich jemand jedes Mal wieder unangenehm berührt davon fühlt oder sogar noch lange hinterher unter Schmerzen leidet.

Kein Mensch, vor allem keine lebensunerfahrenen Kinder können wissen, was erfüllende Liebe ist – nur weil sie fühlen können, was es bedeutet, andere Menschen zu lieben (ohne zu erwarten, dass die bereit sind, ihnen Liebe zurück zu geben) oder von anderen geliebt zu werden (ohne dass sie sie auf die gleiche Weise verrückt nach ihnen wären)-

Ohne dass beides – Geben und Nehmen – entweder im selben Augenblick zusammenkommt oder in einem gesunden Ausgleich bleibt, wird jede Liebe mit der Zeit vergehen: entweder zu anstrengend oder zur Gewohnheit, also so uninteressant-langweilig werden, dass Menschen aufhören, nach ihr zu suchen bzw. sich noch gegenseitig dazu in Versuchung führen zu wollen.

Dass es körperlich stärkeren oder geistig überlegenen, älteren oder zumindest lebenserfahreneren, (einfluss-)reicheren Menschen tatsächlich immer wieder gelingt, jüngere oder schwächere dazu verführen können, sie zu lieben, ohne dass sie dabei (Zeit-)Druck ausüben oder ihnen mehr bieten können als ihren Körper oder Geist und vielleicht eine jung gebliebene Seele, das glaube ich persönlich nicht.
Aber wer weiß – vielleicht fällt die Liebe ja doch völlig zufällig vom Himmel, ohne dass – wie ich glaube – natürliche, erdgebundene, körperliche Anziehungskräfte zwischen gleichstarken, aber unterschiedlich gepolten Menschen wirken müssen, damit Menschen (wie alle anderen Lebewesen) dauerhaft bereit sind, ihre Individualität aufzugeben und sich mit einer anderen Seele in einem anderen Körper zu verbinden?

 

—————————————————-

Dank für das Foto gebührt Disha Sheta (auf pexels.com)!

 

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert