(Keine) Langeweile im Bett?
Wenn Menschen unterschiedlich viel Lust haben, sich anderen zu Liebe zu etwas aufraffen zu müssen, was sie freiwillig nicht tun würden (also sich vielleicht vor ihnen zum Affen zu machen und dafür zu schämen?) oder es nicht albern finden, sich gegenseitig dazu animieren zu müssen
Das Leben macht nicht nur Spaß, also Lust darauf. Weder wenn man es völlig frei – ohne Verbindlich- oder Abhängigkeiten von anderen – lebt, also tun und lassen kann, was man möchte, noch wenn man jederzeit Gesellschaft hat, mit der man gemeinsam Spaß haben könnte – weil Menschen dazu in der Lage sind, sich gegenseitig zum Lachen oder zumindest müden Lächeln zu bringen.
Das eigene Bett ist für viele Menschen nicht nur ein Ort zum Schlafen, sondern gleichzeitig ihr liebster Rückzugsort von den Anstrengungen des Alltags, in dem sie
- auch stundenlang nachdenklich liegen und in Ruhe grübeln können, ohne ein Auge zu tun zu müssen, oder
- Erholung und Trost bei sich selbst finden bzw. bei denen suchen, die das Bett mit ihnen teilen.
Für andere kann es der Ort sein, an den sie sich nur zurückziehen, den sie freiwillig nur so lange aufsuchen, bis sie wieder genug Kraft gesammelt haben, um – von einem langen Tag oder auch einer Krankheit erholt, aufgeladen mit neuer Lebensenergie – aufzustehen. Für sie gibt es keinen Grund, alleine schlaflos im Bett zu liegen, weil sie sich dort langweilen (oder auch wissen, dass zu langes Liegen oftmals nicht dazu dient, sich hinterher wacher zu fühlen, sondern eher lebensmüder macht)
Menschen, die auch gemeinsam nicht (mehr) genug Energie aufbringen können, sich gegenseitig dazu zu animieren, im Bett – also schon vor dem Aufstehen oder auch vorsorglich nach dem Hinlegen – aktiv zu werden, neigen selten dazu, länger als notwendig ein gemeinsames Bett zu teilen: um sich gegenseitig nicht bei dem zu stören, was sie gerne – mit Freude – unterschiedlich lange tun.
Denn irgendwann hört auch der Spaß für den oder die Letzte/n daran auf, neben Schlafenden liegen und sie beobachten zu können oder sich in Geduld zu üben, sie behutsam in dem Tempo aufzuwecken, das sie brauchen bzw. sich wünschen, weil es für sie das angenehmste ist.
Mir jedenfalls werden Liegepositionen schnell langweilig, ich muss aufstehen und mich frei bewegen können, um immer wieder etwas Neues zu finden, womit ich mich abwechslungsreich beschäftigen kann. Deshalb sehe ich – ohne dass mir jemand verspricht, dass es mir dann bestimmt nicht langweilig wird, weil es auch dort genug geben wird, was mir Spaß machen könnte – keinen Grund, länger als notwendig, d.h. länger als ich als Erholungsschlaf brauche, in einem Bett zu verbringen.
Das ist vermutlich auch gut so – für alle, die sich dort erholen wollen. Denn erholsam ist es für Menschen, die (noch) gar nicht zu irgendetwas animiert werden wollen, um schneller wach(er) zu werden, nie, Zeit in der Gesellschaft anderer verbringen zu müssen, die mehr (Lebens-)Energie bzw. Lust auf ein möglichst (nicht unnötig) aktives, abwechlungsreiches Leben, also Antriebskräfte, haben als sie.
Ich wünsche einen erholsamen Sonntag – allen, die vielleicht sogar noch im Bett liegen, weil sie sich gestern oder sechs Tage lang ununterbrochen so verausgabt haben, dass sie heute „einfach mal ihre Ruhe haben“ wollen. Allen anderen, die bereits gelernt haben, mit ihren Kräften so zu haushalten, dass sie morgens noch energiegeladen aufwachen, wünsche ich heute viel Spaß – bei allem, was sie tun oder auch bleiben lassen wollen! Denn nicht alles, was vielleicht Abwechslung in ein eintöniges Leben bringt, kann auf Dauer allen Beteiligten nachhaltig Freude bereiten: wenn es so viel (Lebens-)Energie frisst, also so kaputt macht, dass es keine regelmäßigen Trainings-, also Gewöhnungseffekte hervorrufen kann, wird niemand freiwillig oft genug Lust darauf haben, es zu praktizieren – und sich stattdessen vielleicht eingestehen müssen, dass er oder sie es damit übertrieben hat (oder als Ausrede einfallen lassen, dass es einfach langweilig geworden ist – weil es ja auch alle anderen so machen, es also auch gar nichts Besonderes ist).
Es mag ein schöner Gedanke sein, andere ganz einfach – vom Bett aus – glücklich machen, ihnen also etwas bieten zu können, was ihre Langeweile vertreibt oder ihr Leben bereichert, weil sie es lieben oder es ihnen das Gefühl vermittelt, geliebt zu werden. Ohne dass die aber bereits dieselben Glücksgefühle gegenüber diesem Ort empfinden, kann die Ernüchterung irgendwann groß sein, wenn man feststellt, dass man selbst immer auch Spaß daran bzw. Lust darauf haben muss, andere zum Lachen oder Lächeln bringen, also dazu verführen zu wollen, auch wenn denen nicht immer gleich zum Lachen oder Lächeln zumute ist. Jede kleinste Mimik kann – je nach aktuellem Gemütszustand bzw. Lust und Laune – „zu viel“ (Überwindungs-)Energie kosten; vor allem, wenn Menschen (noch) nicht wissen, darauf hoffen oder daran glauben können, dass sie hinterher dafür belohnt werden.
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Dank für das Foto gebührt Ketut Subiyanto (auf pexels.com)!
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