Einsame Prärie-Cowboys (auf der lebenslangen Suche nach Verbindungen)

Wenn nicht nur Männer ihrem traurigen Selbstbild bis zum Ende treu bleiben (wollen)

Staubige Luft, in der sie kaum atmen können (so dass sie freiwillig zum Schutz davor ihren Mund und ihre Nase bedecken).

Für starke (Männer-)Hände oder trainierte Körper und konzentrierte Geister herausfordernde Aufgaben.

Verrauchte Saloons.

Die Aussicht, verführerischen „Mädchen“ zu begegnen bzw. die Begeisterung von Frauen zu wecken, die nach einer breiten Schulter zum Anlehnen oder muskulösen Armen suchen, in denen sie bei Gefahr Zuflucht finden.

Ein „guter“ Drink oder ein kräftigendes Heißgetränk – möglichst bitter, am Besten „mit Schuss“ – und eine Zigarre oder Zigarette für ein bisschen – scheinbaren – Frieden in der eigenen Seele.

Die einen leben offen aus, dass sie sich – vielleicht weil sie in ihrem Leben von anderen Menschen ge- bzw. enttäuscht wurden oder sich ihnen nicht verständlich machen können – mit sich selbst allein am wohlsten fühlen: zurückhaltend, zurückgezogen, immer auf der Flucht oder beides abwechselnd.

Andere versuchen – wenn sie sich als „soziales Wesen“ tarnen oder ihrer Einsamkeit entfliehen möchten – sich unter möglichst viele „Gleichgesinnte“ zu begeben, die auch lieber „frei“ sein wollen als sich an einen bestimmten Ort oder Menschen binden zu wollen.

Wir Menschen sind nicht dazu geboren worden, einsame Helden oder Heldinnen zu sein.
Wir brauchen – um gesund zu bleiben, also unser Immunsystem zu trainieren – nicht nur oberflächlichen Kontakt zu unserer Umwelt und anderen Menschen.
Wir brauchen von Natur aus tiefere Beziehungen und/oder den Austausch von Körperflüssigkeiten, um uns als bedeutsamen Teil der Natur fühlen zu können: als Wesen, das von anderen begehrt oder zumindest so sehr gebraucht wird, damit die selbst gesund bleiben können.

Für mich ist es kein Wunder, dass es heute so viele Menschen einsame Menschen, Singles, gibt, die sich – gegen ihre Nervosität bzw. um ihre vermeintlich (weil es ihnen gesellschaftlich so beigebracht wurde) unnatürlich-krankhaften Triebe zu zügeln (unter denen sie leiden) – krampfhaft an ihren Glimmstengeln, Flaschenhälsen oder Glasrändern festhalten bzw. anderen (als „Genuss“ verharmlosten) Süchten fröhnen oder „härtere Mittel“ brauchen, um sich überhaupt noch entspannen oder (verlust-)schmerzfrei fühlen zu können.

Aus Angst, alte Wunden wieder aufzureißen, also je nach der auslösenden Ursprung– oder Unfallsituation traurig, wütend oder verzweifelt zu werden, vermeiden viele Menschen „unangenehme“ Berührungspunkte bewusst und ziehen sich stattdessen lieber zusammen mit trostspendenden Fantasien und gesundheitsschädlichen statt Lebensmitteln in ihre Isolation zurück.

Einige haben das Glück, dort von anderen, die sich ihnen – aus welchem natürlichen oder un- vielleicht übernatürlichen Grund auch immer – verbunden fühlen, nicht aufgegeben und vergessen, sondern rechtzeitig gefunden und zurück ins echte (Sozial-)Leben geholt zu werden.
Andere kommen irgendwann von selbst darauf, dass sie in ihrem Leben andere Aufgaben haben als alleine oder nur gemeinsam mit einem tierischen Begleiter

  • für Gerechtigkeit in dieser Welt zu sorgen,
  • auf der ständigen Suche nach bösen Banditen oder korrupten Gesetzeshütern zu sein, um sie unschädlich zu machen oder
  • Kuhherden zu beschützen und immer wieder zusammenzutreiben.

Die Widerspenstigsten, die sich in ihrer (Helden- oder Heldinnen-)Rolle besonders wohl fühlen, werden sie vermutlich tapfer auch bis zu Ende spielen. Ich denke aber, ihre Zeiten sind langsam gezählt, weil sich – einmal wieder, wie schon so oft in unserer in Zyklen verlaufenden Menschheitsgeschichte – das Bewusstsein des Gemeinwohls gegen den (freiheitsliebenden, aber haltsuchenden) Individualismus durchsetzt.
Jetzt wäre es nur an der Zeit, mit den Träumereien aufzuhören, also damit, daran zu glauben, dass alle Menschen die gleichen Bedürfnisse und Ziele im Leben bzw. den gleichen Wissensstand zu dem, was wirklich wichtig für unser Überleben und stattdessen äußerst schädlich nicht nur für unsere Gesundheit ist, hätten. Nur weil wir alle von Natur aus sozial sind und zu einer Menschheitsfamilie gehören, heißt das noch lange nicht, dass alle Menschen das in ihrem Leben bereits erfahren haben und darauf vertrauen können.

Es liegt also noch viel Arbeit vor uns: Nicht nur harte, bei der wir unsere Gefühle besser abschalten sollten, um uns selbst nicht zu emotional davon berühren zu lassen. Ich bin sicher, dass es auch unzählige Aufgaben geben wird, die viel Feingefühl und Mitleid, also Empathie, erfordern – weil wir sonst anderen Menschen gegenüber ungerecht werden könnten, die selbst unter Einsamkeit leiden bzw. gelitten haben, aber keinen anderen Ausweg daraus kannten als von anderen Mitleid oder zumindest Solidarität zu erwarten, und sie daher mitleiden zu lassen.

Es mag tapferer erscheinen, sich alleine durchs Leben zu boxen, als sich nur in einer Gruppe stark, also sicher genug zu fühlen, um für die eigenen Ideale einzustehen und vielleicht sogar gegen andere zu kämpfen, die sie bedrohen. Ich persönlich würde nicht damit rechnen, dass es immer andere geben wird, die freiwillig und ohne etwas als Gegenleistung dafür zu erwarten fürsorglich Wunden verarzten oder ihr Bestes geben, um liebevoll Verletzte zu versorgen und einsamen Geschwächten wieder auf die eigenen, einst gesunden Beine zu helfen.

 

 

——————————————————–

Mein Dank für die Idee zum Text gebührt allen Cowboys und Cowgirls, die ich schon persönlich kennenlernen durfte bzw. musste, und für das Foto Zeynep Seçer (auf pexels.com)!

 

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert