Die Zeit der Emanzipation beider Geschlechter

Wenn Frauen und Männer sich aus Gewohnheit oder Ehrgeiz – um einen Überraschungseffekt zu erzielen – gegenseitig die Show stehlen bzw. sich selbst in Szene zu setzen versuchen

Oder: Natürliche, körpereigene Minderwertigkeitskomplexe und künstliche, körperfremde Belohnungssysteme

Frauen mögen von Natur aus keinen Penis haben; aber ich habe den Eindruck, dass viele von ihnen größere Eier haben als die meisten Männer.
Männer mögen von Natur aus keine Kindesentwicklung in ihrem eigenen Körper erleben können; aber es scheint nicht, dass viele deswegen unbedingt neidisch auf Frauen wären.

Ich denke, es hat einen guten Grund, dass wir in den Körpern geboren wurden, in denen wir stecken – mit all ihren Vorzügen und Nachteilen bzw. männlich-gebenden, bereitwillig austeilenden oder weiblich-annehmenden, akzeptierenden Seiten. Nicht in jedem starken Männerkörper lebt, verborgen hinter einer breiteren Brust, eine männlich dominante Seele oder hinter einem weicheren Busen eine besonders weibliche.
Natürlich kann sich jeder Geist bewusst antrainieren, nicht zu zeigen oder auszusprechen, wie das eigene Selbst sich fühlt oder wonach es sich sehnt. – Vor allem in Gesellschaften, in denen Klischees und strenge Rollenverteilungen herrschen, die bereits Kinderseelen prägen bzw. denen die Erwartungen ihrer Eltern bzw. Mitmenschen entgegengebracht werden, wird es Menschen nicht leicht gemacht, sich frei entwickeln zu können: zu dem kreativen Wesen, das von Natur aus in ihnen angelegt ist; egal ob mit mehr oder weniger Muskelmasse, weicheren oderen kantigeren Formen.

Nicht jede Frau will eine Mutter sein bzw. werden und nicht jeder Mann der Beschützer seiner Partnerin.
Viele scheinen trotzdem immer noch zu denken, sie „müssten“ das erfüllen oder sogar unterstreichen, also betonen, wofür sie – angeblich – von Natur aus gemacht sind: ein „richtiger“ Mann oder eine „richtige“ Frau zu sein. Ich kann – auch wenn ich ihn übertrieben finde – den aktuell herrschenden Trotz bzw. Widerstand von Menschen daher gut verstehen, die im „falschen“ Körper geboren wurden und gegen die eindeutig menschen- bzw. mit Hilfe ihrer „Wissenschaft(en)“ selbstgemachten, gesellschaftlichen Zwänge demonstrieren.

Wir werden in die Welt geboren, um frei über unser Leben und unseren Körper entscheiden zu können – ohne, dass wir uns für ihn schämen oder anderen etwas beweisen müssten. Jeder Mann und jede Frau kann lernen, ihn bzw. den eigenen Geist „richtig“ – ganz bewusst – so zu nutzen, dass sich die eigene Seele in ihrem Körper wohl und auch schön fühlt. Niemand „muss“ sich künstlich – mechanisch, mit roher Gewalt von außen, oder mit Chemikalien, die in den Hormonhaushalt eingreifen, verändern.
Es sollte völlig genügen, sich als Mensch mit anderen Menschen vergleichen zu können bzw. sich vor ihnen als Mensch – mit ganz individuellen, geschlechtsunabhängigen Talenten oder BedürfnissenRespekt zu verdienen. Sich rücksichtslos gegenüber anderen oder dem eigenen Körper verhalten zu müssen, mag heute zwar vielerorts noch so viel Eindruck schinden, dass dadurch eine innere Zufriedenheit – ein körperliches Erfolgserlebnis – erlangt wird, rächt sich allerdings meist früher oder später – so dass es selten dazu dient, damit ein langes, glückliches Leben führen zu können.

Menschen sind von Natur aus entwicklungsverzögert. Daher ist es nicht überraschend, wenn auch ihr Weg hin zur Emanzipation ein langdauernder ist: zum Erwachsenwerden bzw. zur Loslösung von der elterlichen oder einer anderen schützenden Hand, um das eigene Leben anschließend selbstständig, in die eigenen Hände zu nehmen. Natürlich kann man der Natur auch einfach ihren Lauf lassen und zum eigenen Wohlergehen tun und lassen, was man möchte – im Vertrauen darauf, dass man selbst am Besten weiß, was man braucht oder nicht, bzw. dass jemand zu Hilfe eilt, wenn man sich getäuscht hat oder von anderen hat täuschen oder dazu verführen lassen, zu denken, man könne jemand anders sein.

Die heutige Halloween-Nacht bietet sich dazu an, sich selbst zu verkleiden, also nicht man selbst zu sein, sondern geheimnisvoller, verführerischer, harmloser, stärker oder abschreckend-angsteinflößender. Sie könnte aber auch dazu genutzt werden, Geister (der Vergangenheit) anders zu vertreiben und sich zu emanzipieren – als Mann, als Frau, oder auf unterschiedlichste Weise als beides vereint.

 

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Dank für das Foto gebührt Roxanne Shewchuk (auf pexels.com)!

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