Die eigenen Hände in Unschuld waschen …
… kann nur Menschen überzeugen, die Worte nicht hinterfragen bzw. anderen nur auf die Hände statt ihnen auch in die Augen oder um sie herum schauen
Vor allem ängstliche oder verunsicherte Menschen lieben Rituale, die ihrem Leben einen Sinn zu geben versprechen bzw. dadurch, dass sie oft wiederholt werden, Vorfreude – eine freudige Erwartung – in ihnen wecken können: Freude auf etwas, das ihnen Sicherheit vermittelt, weil sie sich einfach – ohne selbst etwas Außergewöhnliches tun oder erst noch lange überlegen zu müssen – darauf verlassen können.
Die einen haben einen Hang zu symbolischen Handlungen, die etwas zusammenführen, was zusammengehört, also in sich stimmig, aber dadurch auch mit der Zeit langweilig, sind. Andere fühlen sich dagegen von diabolischen Verwirrspielen – Zauberkünsten oder Hexereien – angezogen, die Dinge bzw. Menschen durcheinander bzw. immer wieder zum Staunen bringen.
Ich glaube nicht, dass es eine besondere Kunstfertigkeit ist, die Menschen erst ganz neu lernen müssten: Betrügereien bzw. Menschen zu erkennen, die daraus, anderen etwas vorzumachen, Profit schlagen. Ich halte es für eine angeborene Gabe, die nur die wenigsten Menschen nutzen und viele wahrscheinlich noch nie in ihrem Leben gebraucht haben. Wenn Menschen sich darauf verlassen, es sich also zur Gewohnheit gemacht haben zu glauben, dass andere, mit denen sie sich freiwillig umgeben, weil sie ihnen freundlich gesinnt erscheinen – ihre Eltern, Familien und Freunde oder Freundinnen, Lehrer oder Lehrerinnen, Vorgesetzte oder „gesellschaftlich anerkannte Personen“ – es immer ehrlich mit ihnen meinen, trauen sie ihnen keine betrügerischen Worte und Taten zu. Sie ver-trauen häufig sogar weiter gutgläubig – auf das Beste oder einen guten Grund dafür hoffend – auf sie, wenn sie längst wissen, dass sie selbst an der Nase herumgeführt und dafür benutzt wurden oder immer noch werden, andere in einem besseren Licht dastehen zu lassen bzw. ihnen ein echtes Lächeln ins Gesicht zu zaubern: über die Einfalt der meisten Menschen.
Als „die Dümmsten“ stellen sich selten diejenigen heraus, die
- sich selbstständig gewisse Fingerfertigkeiten beibringen mussten (statt sie von anderen übernehmen zu können),
- über eine gute Beobachtungsgabe verfügen sowie
- eine gesunde und lebenslange Skepsis gegenüber anderen Menschen innehaben (vor allem gegenüber freundlich lächelnden, die eine Gegenleistung dafür verlangen, dass sie versprechen, selbst „Gutes“ damit zu vollbringen).
Es bereitet bestimmt nicht allen Menschen Vergnügen, andere hinters Licht zu führen bzw. eine schauspielerische Leistung zu vollbringen und ihnen etwas vorzumachen. Manchmal kann es ein notwendiges Übel zu ihrem Schutz oder Besseren sein (wenn sie aktuell nicht in der Lage sind, einer schmerzhaften Wahrheit unbeschadet ins Auge zu sehen). Allerdings denke ich, dass es nicht wenige gibt, die – wenn sie sich z.B. aus reiner Gewohnheit einen Spaß mit üblen Folgen erlaubt haben – von einem schlechten Gewissen geplagt werden und sich Luft davon machen.
Denn Wasser mag vielleicht in der Lage sein, den Körper von außen oder dort zu reinigen, wo es im Körper hinfließen kann. Was Menschen auf ihrer Brust lastet, lässt sich nur abatmen oder aussprechen. Deshalb macht es auch mehr Sinn, Menschen nicht nur auf ihre Finger, sondern gleichzeitig auch in ihr Gesicht zu schauen und genau hinzuhören, wenn man lernen, also besser darin werde möchte, zu erkennen, wer es wirklich gut und ehrlich meint (und wer stattdessen gut davon oder damit lebt, sich nicht selbst die Hände schmutzig machen zu „müssen“, während andere es bereitwillig für ihn oder sie tun – also das ausführen, was ein Mensch allein guten Gewissens nicht tun könnte).
P.s.: Selbst wenn die ganze Welt den Hygienevorschriften ihrer Regierungen folgen und sich täglich wiederholt die Hände waschen würde, würde kein einziges der im Namen von Politikern oder Politikerinnen begangenen Verbrechen wieder gut gemacht werden. Wir können alle nur versuchen, nicht genauso einfältig gutgläubig wie andere vor uns zu sein und uns – unsere Entscheidungs- oder Tatkraft – nicht für etwas hergeben, was wir nicht so leicht wieder von uns waschen können, weil es nicht nur an unseren Händen oder sonst irgendwo außen an unserem Körper klebt.
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Dank für das Foto gebührt Austin Kehmeier (auf Unsplash)!
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