Entwurzelt, umgehauen, ausgebrannt oder vertrocknet und von innen heraus zerfressen
Wenn sich Menschen für Bäume oder Lebewesen halten, die weder wissen, wie sie ihren Verstand, ihre Augen und Ohren oder anderen Sinnesorgane, ihren Mund, ihre Arme und Hände sowie Füße nutzen können, um Lebensgefahren rechtzeitig erkennen, sich gegen sie wehren oder ihnen aus dem Weg gehen zu können
Das Menschsein stellt uns täglich vor Herausforderungen, die wenig Spaß versprechen oder manchmal vielleicht sogar unmenschlich scheinen und mehr von uns verlangen als wir von Natur aus in kurzen Abständen wiederholt oder über längere Zeiträume leisten können. Dabei unterscheidet sich allerdings das, was Menschen wirklich zum Leben brauchen, was also (über-)lebensnotwendig für sie bzw. ihren Organismus ist und sie deshalb regelmäßig – auch wenn sie wenig Lust darauf haben – tun sollten, häufig stark von dem, was sie „nur“ wollen oder sich für sich selbst wünschen bzw. dafür tun, es zu bekommen.
Prinzipiell befähigt uns unser Verstand, im Gegensatz zu unseren Gefühlen bzw. intuitiven Reaktionen – die sich mit etwas Menschenkenntnis und Übung relativ leicht von außen beeinflussen lassen – zur Einsicht bzw. Erkenntnis, was Sinn für uns Menschen bzw. unser Leben als Menschen auf Erden macht und was eher dazu beiträgt, uns Probleme zu bereiten. Jeder und jede von uns kann lernen, was tatsächlich und/oder auch nachhaltig gut für ihn oder sie ist. Wir alle könnten – wenn wir nicht nur unsere sieben Sinne beisammen halten, sondern auch unser menschliches Mit- bzw. Feingefühl und unsere Hellhörig- oder -sichtigkeit nutzen würden – unterscheiden, was nur oberflächlich oder auf den ersten Blick wichtig für uns scheint. Energieaufwändige Tätigkeiten müssen uns, wenn wir dabei nicht mit der Zeit verhungern wollen, auch etwas zurückgeben. Sie müssen uns, wenn wir sie nicht freiwillig für uns oder andere auch gegen innere Widerstände auszuführen bereit sind, sogar einen Mehrwert für uns liefern, der das eigene Selbstwertgefühl erhöht und/oder (Selbst-)Wirksamkeit bzw. (-)Verwirklichung in einer Welt verspricht, in der sich Menschen vielerlei Einflüssen unterwerfen müssen, gegen die sie sich nicht wehren können.
Für viele Menschen ergibt es deshalb mehr Sinn, sich gedanklich dazu „herabzulassen“, die eigenen Möglichkeiten, die uns Menschen von Natur aus mitgegeben wurden, zu negieren und bewusst zu behaupten, sie wären nicht dazu in der Lage, sich bewusst allem zu entziehen, was ihnen – ihrem Körper und Geist oder ihrer Seele – schadet.
Viele Menschen haben trotz (oder vielleicht sogar eher wegen?) ihrer Schulbildung noch immer ein geringen Bewusstsein, Gefühl oder Verständnis für das, was die Menschen heute von Natur aus, von Geburt an, sind: Vertreter oder Vertreterin einer (Tier-)Art, deren „stärkste“ (An-)Führer und Führerinnen
- gleichzeitig die ehrgeizigsten, hochmütigsten Köpfe sind, die
- glauben, sie hätten das Recht, sich die ganze Welt zu eigen zu machen,
- andere Lebewesen höchstens als Brüder oder Schwestern im Geiste bzw. Seelen- oder Blutsverwandte, aber nicht als ebenbürtig, gleichberechtigt ansehen und
- keinerlei Gefahr darin sehen, die Natur und alles, was sie zu bieten hat, bzw. alle, die sie bewohnen, willkürlich oder „nach Gefühl“ – ohne also länger darüber nachzudenken – für ihre Zwecke zu (be-)nutzen, indem sie sie als ihren rechtmäßigen Besitz oder Beute betrachten, die ihnen in ihrer Position (als Krone der Schöpfung) zusteht.
Menschen sind von Natur aus soziale Wesen, die anderen, die ihnen freundlich gegenübertreten, normalerweise – falls sie noch keine schlechten Erfahrungen mit ihnen verbinden – vertrauensvoll begegnen, sich aber aus angstvollem Respekt vor der Macht Stärkerer demütig-unterwürfig zeigen.
Ich frage mich häufig, wer mehr Angst hat: diejenigen die denken, sie würden alleine einigen wenigen, besonders mächtigen Menschen gegenüberstehen, gegen die sie nichts ausrichten könnten, oder diejenigen, die sich selbst in „Spitzenpositionen“ befördert haben bzw. dorthin haben befördern lassen, wo die Luft für sie irgendwann dünn wird. Nachhaltig Sinn für alle würde meiner Meinung nach ergeben, ausgleichende Gerechtigkeit nicht nur nach eigenen, sondern auch nach den Bedürfnissen oder Maßstäben aller unserer Mitlebewesen walten zu lassen.
Denn im Grunde ticken wir alle gleich: Wir werden in eine Welt hinein geboren, in der wir uns mit dem, was uns von Natur aus mit auf den Weg gegeben wurde, zurechtfinden müssen – möglichst ohne schon früh daran zu verzweifeln oder damit abzufinden, dass wir nicht alles erreichen können, was wir gerne erreichen würden.
Das eigene, jetzige Leben ist erst mit dem Tod vorbei. Ihr Sterben beginnt aber oft schon, wenn sie denken, es würde sich nicht mehr lohnen, es noch einmal ganz neu zu beginnen bzw. neu aufzurollen.
Ein neu zusammengerolltes Blatt ist kein unbeschriebenes, das sich völlig frei entwickeln kann. Allerdings sind wir Menschen Dank unserer Vorstellungskraft dazu in der Lage, sowohl Rücksicht auf alle bereits gemachten, vielleicht sogar unmenschlichen Erfahrungen – unsere eigenen oder die anderer – zu nehmen als auch vor(aus)sichtig unsere natürlich-menschlichen Talente bzw. Stärken und Schwächen neu zu nutzen, um vielleicht sogar in hohem Alter noch etwas Besseres aus uns zu machen als wir es vorher für möglich hielten.
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Dank für das Foto gebührt Nicole Geri (auf Unsplash)!
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