Gewinn oder Verlust? – Glück und Unglück beim Glücksspiel

Wenn Menschen sich glücklich dabei fühlen, andere zu besiegen, sie übers Ohr zu hauen oder ihnen wenigstens etwas abzujagen bzw. aus der Tasche zu ziehen

Das Leben ist für viele Menschen kein wertvolles Geschenk, das sie nutzen dürfen, aber achtsam hüten (könnten oder sollten), sondern ein (Wett-)Kampf oder Spiel, das – ihrer Meinung nach – vor allem Spaß machen, also Freude bringen soll und in dem es immer auch Verlierer geben „muss“.
Die größten Gewinne gehen automatisch – ganz natürlich, wenn es sich beim Gewinn um ein materielles Gut handelt – immer mit den größten Verlusten für andere (auch wenn sie auf viele Köpfe aufgeteilt werden und klein erscheinen mögen) einher. Menschen, die etwas gewonnen und entweder hart für einen Sieg gearbeitet haben oder glauben, dass sie sich einen Sieg verdient oder andere dasselbe Spiel freiwillig – weil sie es sich selbst leisten konnten bzw. darauf vorbereitet waren, dabei auch verlieren zu können – mitgespielt haben, verdrängen oft oder sogar meistens (und wegen ihrer Glücksgefühle, die sie sich nicht verderben lassen wollen, auch relativ leicht) aus ihrem Bewusstsein, dass es immer auch Verlierer gibt.
Wir Menschen haben Glück (oder Pech?), dass wir nicht nur die Wesen mit dem größten Bewusstsein sind, sondern gleichzeitig auch die Besten darin, es völlig auszuschalten – mit erlernten mentalen Techniken, mit stupiden Ablenkungsmanövern oder der Hilfe der Natur, also mit bewusstseinsverändernden Mitteln, oder ihren Extrakten und künstlich hergestellten (Ersatz-)Drogen, die sich sowohl die moderne Medizin als auch Wirtschaft und Politik zu Nutze gemacht hat.

Es gibt schon immer Menschen, die sich völlig freiwillig, weil sie wenig oder keinen Sinn darin sehen, aus dem Spiel – um Geld oder persönliche Erfolge und Macht(zu)gewinn – heraushalten. Sie könnten völlig ohne Spielereien, die sie für nervig, also zerstörerisch und menschenunwürdig halten, in Frieden – mit sich und der Welt bzw. der Natur und anderen Menschen – leben. Allerdings gelten sie – wenn sie zu erklären versuchen, warum sie das, was gespielt wird, nicht sehr verlockend finden, um mitzumachen – als unsolidarische SpielverderberInnen, vor allem , wenn sie anderen ins Bewusstsein rufen, ein schlechtes Gewissen damit machen, mit welchen „Kindereien“ sie eigentlich ihr Leben verbringen.

Ich denke, niemand müsste sich für das schlecht fühlen, was er oder sie – aus Mangel an Alternativen bzw. besseren Ideen – gerne, also guten Gewissens bzw. mit einem guten Gefühl (in Erwartung einer Belohnung für den eigenen Einsatz) – tun möchte.
Allerdings sollte sich dann auch niemand so aufführen, als würde er oder sie zu den besonders guten oder intelligenten Menschen gehören, deren Vorbild möglichst auch alle andere folgen sollten, damit dadurch angeblich das Leben aller Menschen noch oder immer besser – fröhlicher, leichter o.ä. – wird).

Spielen (bzw. die Einnahme von Mitteln, die es Menschen erleichtern, es auch noch durchzuhalten, wenn es mal keinen Spaß mehr macht) kann zur Sucht, also einer Krankheit, werden.
Die Folgen von einseitigem Dauerkonsum unterschiedlichster „Drogen“ (zu denen sowohl jedes Spiel als auch jedes Nahrungsmittel werden kann) sind gut studiert. Alles, woran sich Menschen – aufgrund fehlender Abwechslung bei körperlichen und/oder geistigen Aktivitäten (beides gehört ohnehin zusammen bzw. wirkt positiv oder negativ aufeinander ein, falls der Fokus zu einseitig gesetzt wird) gewöhnen, macht sie mit der Zeit so abhängig, dass sie Schmerzen empfinden, also darunter leiden, wenn sie ihre Angewohnheit – ihre Spielgewohnheiten um Glücksgefühle – ablegen sollen.

Natürliche, physiologische Gewöhnungseffekte verhindern allerdings gleichzeitig, dass die Evolution zum Stillstand kommen könnte: alle, die nicht gut auf plötzliche (Umwelt-)Veränderungen reagieren und sich auch an völlig neue Bedingungen anpassen können, sterben mit der Zeit aus. Deshalb ist es – vor allem wenn man alt werden möchte – vorteilhaft, das eigene Leben nicht zu vielen Routinen zu unterwerfen, sich nicht zu sehr an etwas zu gewöhnen bzw. mit etwas abzufinden, das wenig oder keine Abwechslung bietet, oder es sich – gegen Langeweile – zur Routine zu machen, sich einfach alles im Leben als etwas Besonderes, etwas Wertvolles, vorzustellen, mit dem man nicht gedankenverloren, sondern höchstens mit vollem – körperlichen und geistigen – Einsatz spielen sollte.

 

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Dank für das Foto gebührt Chris Liverani (auf Unsplash)!

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