Von (über-)lebenswichtigen (Schlupf-)Löchern in Systemen

Ohne Lücken, die andere hinterlassen, oder bewusst offen gelassene Flucht- bzw. Verbindungswege nach außen – Ventile, Fenster, Türen oder Kamine (um heißen Dampf oder verbrauchte Luft) ablassen zu können) – verbrennen und/oder ersticken nicht nur hin und wieder Menschen in ihren Wohnungen, Büroräumen oder Häusern, sondern brechen ganze Ökosysteme zusammen (die Menschen zu gut vor „fremden Eingriffen schützen“, also abgrenzen oder abschirmen wollten)

Unsere Erde ist ein offenes Ökosystem, das mit dem Rest des Universums in Verbindung und ständigem Energieaustausch steht. Wenn einstrahlende Sonnenenergie nicht in Bewegungsenergie bzw. Entwicklungskraft und Wachstum umgewandelt oder Wärme auch wieder abgegeben werden – abkühlen – könnte, würden wir verglühen. Wenn das Kohlenstoffdioxid, das bei Verbrennungen in unserer Sauerstoffatmosphäre – also auch dabei, dass wir unsere Nahrung verdauen, wachsen oder uns anders bewegen – entsteht, nicht mit Hilfe von Sonnenenergie von Pflanzen wieder in Sauerstoff verwandelt werden würde, würden wir ersticken.

Ökosysteme ergeben dadurch Sinn, dass sie gleichzeitig in sich geschlossene, aber immer auch nach außen offene, an Veränderungen anpassungsfähige Kreisläufe – Zyklen – sind: Sowohl Lebewesen als auch tote Materie verändern sich ständig dadurch, dass sie entwicklungsfähig und imstande sind, in ihrem Leben bzw. an ihren Lebenserfahrungen zu wachsen oder auch zu vergehen – zu sterben.
Nichts bleibt je so, wie es gerade eben noch war. Nur die Wahrnehmung dessen, was sich ständig in ständigem Wandel befindet, kann sich – je nach Bewusstsein und Zeitwahrnehmung – unterscheiden. Manchen werden Veränderungen erst bewusst, wenn sie darunter leiden (weil etwas Gewohntes verschwunden ist), andere nehmen sie im Grunde immer wahr, weil sie wissen, dass sie sich gar nicht aufhalten, sondern nur beobachten oder in jedem Moment spüren lassen, in dem sie sie achtsam wahrnehmen, sich also auf sie konzentrieren.

Menschen ohne ökologisches Bewusstsein oder mit wenigen Kenntnissen über sich selbst und die Natur oder lebendige Gemeinschaften, denen es schwer fällt, sich auf etwas zu konzentrieren, was sich bewegt, – vielleicht weil sie Konzentration mit Fokussierung verwechseln oder sich selbst schwer damit tu, sich selbst zu bewegen und gleichzeitig auf die Bewegungen anderer einlassen können – neigen dazu, sich das Leben als strikt vom Tod getrennt, Individuen einzelne, unabhängige Teile von Gemeinschaften und Entwicklungen als – durch deutlich erkennbare Merkmale charakterisierte – Phasen mit einem konkreten Anfang und einem Endzeitpunkt vorzustellen.
Sobald ihnen dabei (Wissens-)Lücken – eigene Defizite oder „Fehler“ bei anderen – auffallen, die

  • andere noch nicht oder nicht wieder geschlossen haben (nachdem etwas – um sie oder etwas darin Enthaltenes zu verstecken oder vor Angriffen durch außen zu beschützen – bewusst um sie herum aufgebaut wurde),
  • sich eingeschlichen oder
  • eingebrannt haben,

versuchen sie, – teils verzweifelt – sie irgendwie entweder möglichst nachhaltig dicht und fest oder möglichst schnell notdürftig mit etwas zu (ver-)schließen, weil sie sie schwer ertragen können. Nicht allen Menschen fällt es leicht, Mut zur Lücke zu beweisen oder Gefühle von Leere nachhaltig sinnvoll – nämlich offen für Veränderungen, ohne zu strikte Vorgaben – zu beseitigen, also Löcher, die andere bewusst zurückgelassen haben oder zurücklassen mussten, weil es für sie – warum auch immer – an der Zeit war zu gehen, je wieder neu mit etwas zu befüllen, was nachhaltig Freude macht (statt nur kurzzeitig zur eigenen Zufriedenheit beizutragen).
Vielleicht sind andere freiwillig gegangen, weil sie sich dafür entschieden haben, dass es besser für sie ist zu gehen. Vielleicht sind sie auch daran erstickt (oder innerlich ausgebrannt), dass sie sich möglichst stark abgrenzen wollten, oder verbrannt, weil sie mit dem Feuer gespielt und – aufgrund fehlender naturwissenschaftlicher Kenntnisse – Gefahren in licht- und sauerstoffdurchfluteten Räumen unterschätzt haben, in denen man besser nicht zu viel Energie freisetzen sollte, bei der Funken sprühen und leicht auf gut brennbares Material überspringen könnten.

Ich empfehle jedenfalls allen, die das Gefühl kennen, sich und die eigene Umgebung etwas „zu gut“ – also dauerhaft stark und lückenlos – von der Außenwelt isoliert und wenig Zugang zu anderen zu haben (um sich allein besonders sicher und frei zu fühlen), dem oder der empfehle ich, nach den eigenen Lücken im System – den eigenen Denkfehlern, die häufig durch frühzeitig zu begrenztes Denken von Möglichkeiten entstehen (vielleicht durch Sauerstoffmangel oder innere Überhitzung, weil das menschliche Gehirn dann zu Wahnvorstellungen neigt) – zu suchen.
Wer nicht danach sucht und dazu recherchiert, – weil alles im Leben zu stimmen, richtig zu sein scheint – wird sie nicht finden können.

 

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Dank für das Foto gebührt Enrique Vidal Flores (auf Unsplash)!

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