Von (Un-)Wissen, Meinungen, Denkfehlern und „falschem“ Glauben

Lektionen in Informationsbeschaffung und Verantwortung lernen

Missverständnisse sind bei jeder Art von Lernen, für das man sich nicht genug Zeit nimmt, – selbstverständlich – vorprogrammiert. Von Natur aus bleiben Lebewesen gegenüber Informationen, die sie nicht verstehen bzw. sich auf mit Nachfragen nicht erklären (lassen) können, skeptisch. Um eine verständliche, informative, Antwort ist bekommen oder auch anderen geben zu können, müssen Menschen nicht nur gelernt haben, – ihrer Meinung nach – verständliche Fragen zu stellen, mit denen sie sich von anderen verstanden fühlen, sondern auch die Antwort zu verstehen bzw. ihr Glauben schenken zu können. Mit echtem, reinen Wissen, unbeeinflusst von Glaube, eigener Meinung oder Gefühlen, aus dem man lernen könnte, wie man für sich selbst oder andere Verantwortung übernehmen kann, hat Informationsverarbeitung – Kommunikation – wenig zu tun. – Denn kein Lebewesen kann in die Körper, Erfahrungen und Gefühlswelten bzw. Köpfe und darin entstehenden Ideen und Vorstellungen anderer schlüpfen.

Menschen, die freiwillig Lehr-, Berater- und andere Vorstands-, Leitungs- oder Führungspositionen übernehmen wollen, haben selten – weil sie sich entweder die Frage gar nicht selbst gestellt oder bei anderen, darin erfahreneren Menschen nachgefragt oder ehrliche Antworten erhalten haben oder  – eine Vorstellung davon, was es bedeutet, Verantwortung

  • nicht tragen zu dürfen (weil es ihnen Spaß macht, sich auf alle Fragen eine Antwort einfallen lassen zu können), sie
  • tragen zu müssen, also auch bei unangenehmen Fragen – Fragen die sie weder mit ihrem Wissen noch guten Gewissens alleine beantworten können oder wollen – zu Rede und Antwort gezwungen zu sein.

Menschen, die denken, sie könnten sich im Laufe ihres Lebens ausreichend auf alles vorbereiten und lernen, gute, ehrliche oder „richtige“ Antworten auf alle Fragen zu geben, die sie sich selbst stellen oder von anderen, mit denen sie (verantwortungsvoll) umgehen, leben oder arbeiten wollen, stellen lassen (müssen), wissen meiner Meinung nach wenig darüber, welche (Denk-)Fehler Menschen dabei unterlaufen können.

Es kann ein Fehler sein zu denken, dass Menschen, nur weil sie interessiert schauen oder sich Fragen dazu einfallen lassen, sich wirklich für den Inhalt dessen begeistern, was andere zu sagen haben.
Es kann ein Fehler sein zu glauben, dass Menschen, nur weil ihnen selbst im Moment nichts Anderes – eine Alternative, die sie für besser, sinnvoller halten – einfällt, sich von anderen die Antworten vorschreiben lassen wollen, die sie zukünftig geben soll(t)en oder müss(t)en.
Es kann ein Fehler sein zu meinen, man wüsste mehr, hätte „bessere“ Informationen oder Antworten als andere, die sich anderer Informationsquellen bedienen und andere Informationen als wichtiger für ihr eigenes Leben erachten als man selbst.

Nicht immer ist besonders gut recherchiert und überprüft, was Menschen – vermeintlich – vor sich selbst und/oder anderen verantworten können (oder möchten – denn alle Menschen haben das Recht, zu Dingen zu schweigen, für die sie sich nicht verantwortlich fühlen, solange sie dabei nichts tun, was anderen körperlichen bzw. objektiv messbaren Schaden zufügt). An ihrem Verhalten oder der inneren sowie äußeren Haltung, in der sie sich wohlfühlen, ihrer (seelischen) Zufriedenheit (mit dem eigenen Wissen und Gewissen), ihrer Balance zwischen Gedanken und Gefühlen, Worten und Taten ist meiner Meinung nach erkennbar, wie gut gebildet – selbstbewusst bzw. -verantwortlich und im Bewusstsein dessen, was in der Welt um sie herum geschieht, – Menschen sind ist bzw. wie sehr beherrscht von den Meinungen oder dem Glauben anderer.

Vor allem Menschen, die im Glauben erzogen wurden und aufgewachsen sind, für viele andere (mit-)denken zu müssen, weil die – angeblich – zu dumm, ungebildet oder bequem dazu sind, neigen dazu, sich früh davon zur Ruhe zu setzen und es sich irgendwann zu sparen,

  • selbst noch alles zu recherchieren, was sie interessiert bzw. andere dazu schreiben oder ihnen sagen,
  • alles zu durchdenken, was sie selbst sagen oder tun, oder
  • etwas Neues zu üben bzw. hart zu trainieren, was ihnen keinen Spaß macht.

Denn von Natur aus sind wir nicht dazu gemacht, uns ständig auch über die Zeit hinaus, die vielleicht unsere Kinder brauchen, um selbst Verantwortung für ihr Leben tragen zu können, auch in die Köpfe anderer hineinzuversetzen und – um freundlich zuvorkommend zu erscheinen – vorauszuberechnen, was sie uns fragen bzw. auf Fragen antworten würden. Das ist vielleicht beeindruckend für andere, aber anstrengend, stressig, für uns bzw. unseren eigenen, überbelasteten Geist.
Versuche also – um Deiner eigenen geistigen Gesundheit willens – besser nicht, dazu beizutragen, dass andere weniger denken und keine Verantwortung für ihr eigenes Leben tragen müssen, weil Du ihnen keine herausfordernden Fragen stellst. Du leistest damit vielleicht einen übermäßigen Beitrag zur Bequemlichkeit der „gesamten Gesellschaft“, die Dich dafür lieben und vielleicht auch hoch bezahlen. – Glaube nur nicht, dass es sich am Ende auch für Dich selbst und Deine geistige Gesundheit auszahlen wird; denn wer irgendwann nicht mehr selbst mitdenken und stattdessen nur fühlen, reden, sich unterhalten lassen oder anders als mit dem eigenen Kopf kreativ sein will, darf sich nicht wundern, wenn das eigene Gehirn seine Tätigkeit langsam – gemächlich – einstellt.

Ich frage mich und alle, die sich angesprochen fühlen: Nach welchem natürlichen Vorbild haben sich Menschen eigentlich das überlegt, was sie als vernünftig „funktionierende“ Gesellschaften oder ein sinnvolles Leben, das sich zu leben lohnt, bezeichnen oder sich vorstellen? Wissen sie nicht oder haben sie nur vergessen, dabei zu berücksichtigen, wie unkreativ Menschen sind oder werden, wenn es um den Erhalt, die Sicherung verantwortungsvoller Positionen oder ihr und das Überleben anderer geht, für die sie Verantwortung tragen?
Unkreatives Verhalten ist das, was Menschen so vorausschaubar handeln lässt, dass man meinen könnte, sie wären gemeinschaftlich, wie ferngesteuert, verantwortungslos geworden: Eine schweigende oder laut und wild durcheinander redende Masse, in der alle hoffen, dass nicht auffällt, dass jedem oder jeder einzelnen von ihnen nichts – keine einzige sinnvolle, gewissenhaft durchdachte und damit auch vernünftige Antwort – darauf einfällt, warum sie eigentlich

  • denken, was sie denken,
  • glauben, was sie glauben,
  • meinen, was sie meinen, oder
  • sich so verhalten, wie sie es tun?

P.s.: Unwissenheitn kann Menschen, die Gesetze nicht kannten, vor Geldstrafen bewahren. Alle, die ihr „gutes“ Geld damit verdienen, sich andere Menschen oder fühlende Wesen zu Nutze zu machen und ihnen dabei Schaden zuzufügen, dass sie auf Kosten anderer – sicherer oder freier, glücklicher, luxuriöser o.ä. – leben bzw. nicht bemerken, wie die darunter leiden, können sich allerdings – wenn sie nicht blind und taub sind – schlecht damit herausreden, dass sie sich keiner Schuld bewusst waren oder weiterhin sind.

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Dank für das Foto gebührt Luis Villasmil (auf Unsplash)!

 

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