Zwischen hysterischem Lachen und verzweifeltem Weinen

Wie gesellschaftliche Etikette es Menschen erschwert, (mit wenig) zufrieden lächelnde Menschen von siegessicher, höhnisch lächelnden bzw. traurigen zu unterscheiden, denen überhaupt nicht nach Lächeln zumute ist?

Mir persönlich sind Menschen etwas unheimlich, deren (Körper-)Sprache bzw. Inhalt von Worten für mich nicht zu ihrem Gesichtsausdruck passt (bzw. die lächelnd darüber berichten, was sie sich für andere Menschen, Tiere oder den Rest der Natur, den gemeinsamen Lebensraumes vieler anderer, haben einfallen lassen, ohne dass die überhaupt gefragt wurden oder die Möglichkeit bekommen, sich dagegen zu wehren).
Menschen, die nur (noch) vor großem Publikum auftreten und sich gegen persönliche Gespräche wehren, in denen Fragen gestellt werden könnten, auf die sie sich nicht vorbereiten konnten, machen mich besonders skeptisch. Aber es ist für mich auch unnatürlich, nicht authentisch, wenn sich mir ein freundlich und offen lächelnder Mensch zurückhaltend nähert oder mir mit dem Rest des Körpers suggeriert, dass er oder sie lieber einen großen Bogen um mich machen würde. Mir fällt der Umgang mit Menschen leichter, die mir gegebenenfalls mit einem skeptischen Gesichtsausdruck zeigen, dass sie Körperkontakt zur Begrüßung nicht wünschen.

Allerdings kann ich ohnehin mit vielen „modernen“ menschlichen „Umgangsformen“ wenig anfangen, die nicht im Geringsten dazu dienen (können), allen Menschen das Leben zu erleichtern, sondern höchstens denen, die sie sich ausgedacht haben (um weniger Probleme im Umgang mit anderen Menschen zu haben).
Meiner wissenschaftlichen und persönlichen Meinung nach sind es vor allem schlecht sozialisierte Menschen, „SoziopathInnen“, die wenig bis keine Kenntnis der bzw. keinen Bezug zur ursprünglich friedlichen, sozialen, entgegenkommenden und nicht abwehrenden Natur des Menschen, also aller Menschen haben. Sie haben sich stattdessen – unbewusst, aufgrund der „guten“ oder „schlechten“ Erziehung durch ihre Eltern oder des sozialen Umfelds, in dem sie aufgewachsen sind – ein FreundIn-FeindIn-Denken in einer Welt der „Guten“ und „Bösen“ angewöhnt, von denen man sich entweder fernhalten oder sie stattdessen „zum Guten“ bekehren sollte.
Ich habe den Eindruck – zumindest, wenn ich mich auf das verlasse, was mir viele Medien vermitteln – unsere Welt wird beherrscht von ihnen.

Dabei stellt ich häufig fest – wenn ich mich freundlich lächelnd anderen Menschen nähere, wie entgegenkommend sie sich schnell verhalten. Selbst wenn sie mit Sicherheit schon viele schlechte Erfahrungen mit Menschen – egal ob mit Fremden, also vielleicht „schlechten Menschen“, oder lange Bekannten, die in die Kategorie „hilfreich und/oder gut“ eingeordnet wurden – gemacht haben.
Menschen könn(t)en im Grunde viel häufiger über sich selbst lachen oder weinen – weil sie sich wieder einmal darauf einlassen, vielleicht enttäuscht zu werden, wenn sie sich etwas von einer Begegnung oder beginnenden Beziehung zu anderen Menschen erwarten (solange ihr Denken von Vorurteilen statt von täglicher Neugier beherrscht ist).
Sie könn(t)en aber auch einfach friedlich (gegenüber anderen) und selbstzufrieden vor sich hin lächeln, im Wissen, dass es vielen, vielleicht sogar allen anderen genauso geht – weil Menschen einfach nicht aus ihrer Haut können, selbst wenn sie

  • versuchen, sich ordentlich zu benehmen und an alle (gesellschaftlichen) Regeln und Gesetze zu halten (die andere Menschen über ihren Kopf hinweg aufgestellt haben),
  • sie wegschneiden und dabei „natürlich“ straffen,
  • mit etwas Künstlichem unterspritzen lassen oder
  • sich mit Hilfe von Technologien zeitweise einen anderen Körper oder sogar eine künstlich geschaffene Welt aussuchen, in der sie vor allem Spaß haben können oder sich sogar anerkannt und so geliebt fühlen, dass ihnen ein zufriedenes Lächeln über die Lippen huscht oder ihre Augen beginnen zu leuchten.

Ich denke, mit ein wenig ehrlicher, vorurteilsfrei wissenschaftlicher Menschenkenntnis, die man aus Büchern oder mit Hilfe anderer Medien gewinnen kann und praktischer Übung im Alltag könnte jede/r lernen, Gesichter in Verbindung mit dem Rest der Körper- oder der Art der (Aus-)Sprache zu lesen und neue, vielleicht natürlichere, sozialere, entgegenkommend-friedlichere Wege der Kommunikation lernen – je nachdem, ob das Gegenüber gerade in guter Laune und zum gemeinsamen Lachen bereit ist oder ihm oder ihr eher zum Heulen zumute, so dass tröstende Worte oder einfach ein offenes Ohr wichtiger sind als ein Lächeln im Gesicht.

Man muss keinen Joker ziehen, um Freude beim Spielen oder am Leben zu haben – man sollte nur wissen, wie man anderen so begegnet, dass man sich gegenseitig möglichst wenig auf die Nerven geht und übereinander ärgert.
Konkurrenzkämpfe um Siege oder auch nur virtuelle Siegestrophäen in ihrem eigenen Kopf brauchen nur Menschen, die ihr Leben erst genießen können, wenn es für sie dabei auch etwas zu gewinnen gibt, was sie unbedingt haben wollen – weil sie sich sonst nicht glücklich und zufrieden mit dem fühlen können, was sie bereits alles (vielleicht sogar geschenkt bekommen) haben.

 

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Dank für das Foto gebührt Ryan Moulton (auf Unsplash)!

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