Ehrliche Verantwortung für das Leben tragen lernen – das eigene und das anderer, deren Leben davon abhängt, dass es Menschen gibt, die offene (Lebens-)Fragen (er-)klären können

Wenn schon Spielplätze von unverständlichen oder übertriebenen (Sicherheits-)Regeln beherrscht werden oder von Menschen, die anderen beweisen müssen, dass sie zwar wenig Verantwortungsgefühl, aber – trotz fehlender guten Argumente – noch einen freien Willen haben

Als Biologin habe ich nicht nur Naturgesetze oder Tiere und Pflanzen, sondern auch Menschen über viele Jahre bzw. seit etwa einem Vierteljahrhundert studiert, so dass unsere moderne, naturentfremdete Welt mit all ihren künstlichen, menschengeschaffenen Angeboten statt eines großen Spielplatzes für Menschen (deren kindliche Seele sich nicht frei zu einer erwachsenen entwickeln durfte) eher ein riesiges Irrenhaus ist: Eines, das Menschen dazu verlockt, sich für krank erklären zu lassen, wenn sie sich (oder andere) aufgrund von fehlenden oder einseitigen Gesundheitskenntnissen (oder dem Umwillen, sie umzusetzen) krank und/oder unglücklich gemacht, also (Mit-)Leid verursacht haben. – Trotzdem lässt sich menschliche Unvernunft, fehlendes Wissen oder Hang zum „Besserwissen“ (durch fleißiges Auswendiglernen von Lehrinhalten oder Ausreden, also ohne wirkliche Lebenserfahrungs- oder kritisch-hinterfragte Studiengrundlage) besonders leicht aus Kindheitserfahrungen herleiten.

Viele Kinderseelen werden dadurch verletzt, traumatisiert, dass besonders regelkonforme und/oder wenig verantwortungsbewusste Erwachsene (die Fragen anderer nicht beantworten können oder möchten) ihren freien Willen mit einem schlechten Gewissen manipulieren oder ihn mehr oder weniger ganz brechen. Es ist genauso unverantwortlich, wenn Erwachsene

  • unerklärliche und unberechtigte Ängste (weil gar keine akute Gefahr oder ein bestätigtes Risiko besteht) auf Kinder übertragen, ihnen also „vererben“ oder „einbläuen„, sobald die etwas freiwilliggerne – tun, sagen oder haben möchten, das gar niemandem, nicht einmal ihnen selbst, schadet, ohne ihnen eine ehrliche und sinnvolle Erklärung dafür liefern zu können, indem sie sie entweder mit Liebesentzug dafür strafen oder es ihnen – vielleicht sogar unter Gewaltandrohung – „ausreden“ (indem sie das Gewünschte zum Beispiel einem göttlich-strafenden Wissen oder Gewissen unterordnen), wie
  • Kindern einreden, sie bräuchten vor nichts Angst zu haben und könnten tun und lassen, was sie wollten – weil im Leben auch niemand von alleine Rücksicht auf sie und ihre Bedürfnisse nehmen würde.

Um Verantwortung zu lernen, müssten Menschen es sich zuerst gefallen lassen, dass ihnen Fragen gestellt werden, die sie sich selbst noch nicht beantworten können.
Viele Menschen scheinen sich angewöhnt zu haben, zu denken bzw. – ohne es selbstständig, eigenverantwortlich, überprüft zu haben – zu glauben, es gäbe Dinge im Leben, die sich nicht aus einem Ursache-Wirkungsprinzip erklären ließen, so dass es nicht auf alle Fragen eine Antwort geben könnte. Und es gibt im Gegensatz dazu sogar WissenschaftlerInnen, die nicht wissen, dass sich einzelne Ursachen und Wirkungen in einem grenzenlosen, ineinander verflochtenen Universum nur unter streng kontrollierten und leicht wiederholbaren Laborbedingungen ergründen lassen, so dass allgemein – also auch überall sonst – gültige, generalisierte Aussagen dazu unwissenschaftlich sind.

Nur weil viele Menschen einig sind, dass bestimmte Regeln für alle gelten sollten, heißt das nicht, dass diese Regeln für alle Sinn ergeben.
Es macht wenig Sinn, sich ihnen aus Trotz zu widersetzen, wenn man nicht bereit ist, die Konsequenzen dafür zu tragen, dass man anderen beweisen möchte, dass ihre aufgestellten Regeln unsinnig oder sogar gefährlich sind – weil sie Menschen davon abhalten, selbst zu denken (und nach Antworten auf Fragen zu suchen, die seit der eigenen Kindheit unbeantwortet geblieben sind).
Ich tue es trotzdem gerne – weil ich mir wünsche, dass all die menschengemachten, für die Allgemeinheit sinnlosen Regeln (weil immer nur ein Teil davon profitiert) irgendwann wieder aus der Welt verschwinden.

Ich werfe Menschen vor, dass sie sich selbst belügen, wenn sie sich einbilden, sie würden nicht nur ein Verantwortungsbewusstsein besitzen, sondern sich auch der Verantwortung für ihr eigenes Leben bzw. das anderer, für die sie freiwillig die Verantwortung übernommen habent (weil die ihnen oder anderen entweder – noch – keine Fragen stellen oder Antworten gar nicht verstehen können).
Ich bin überzeugt, dass es naive und übermütige Kinderseelen sind bzw. waren, die sich eine Welt zusammengebastelt haben, die wenig mit der Realität aller anderen zu tun hat – weil ihnen keine erwachsenen Menschen geholfen haben, die Welt bzw. vor allem Menschen kritisch im Auge zu behalten und die Wirklichkeit und ihre Prinzipien zu verstehen.
Ich wünschte, alle Menschen würden sich selbst die Frage stellen (lassen) bzw. sie ehrlich beantworten (können), was der Sinn ihres Lebens ist bzw. sein soll, – worin er für sie selbst liegt – woher sie kommen und wohin sie gerne noch gehen oder wo sie vielleicht gerne irgendwann sterben würden.
Es mag eine Überlebensstrategie sein, sich – wie ein kleines Kind oder gefangenes Tier – jeden Tag einfach von dem überraschen zu lassen, was das Leben bzw. andere Dir anzubieten hat bzw. haben und zur Wahl stellen.

Aber denk‘ bitte nicht, dass Du Dein Leben nicht töricht aufs Spiel setzt, es also auf dem Spielplatz des Lebens zu bunt treibst, weil Du Dich an alle Sicherheits- und Verhaltensregeln hältst und keine Verbote oder rote Linien übertrittst. Glaub‘ einfach nicht alles, was selbst kleine Kinder – schon oder noch – kritisch hinterfragen!

P.s.: Ehrliche Antworten zu geben kann auch immer bedeuten, dass sie nicht allen gleichermaßen gefallen … Rücksicht gegenüber Wagemutigeren kann für zurückhaltendere, ängstlichere, sicherheitsbedachte ZeitgenossInnen eine zu große Herausforderung sein, und Frust oder Langeweile ist oft für Menschen oder Tiere vorprogrammiert, die mehr Energie oder einen größeren Freiheitsdrang haben als andere. Wir müssen nicht alle zur selben Zeit Lust auf die gleichen Spiele haben – aber wir könnten uns alle bemühen, die Kunst des friedlichen Miteinander- bzw. (Lebens-)Frage-und-Antwort-Spielens zu lernen, damit es möglichst wenige Verletzte dabei gibt und zuimindest alle wissen, wie man sich hinterher gebührend entschuldigt: gegebenenfalls Wunden verarztet, sich tröstet und vergibt.

 

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Dank für das Foto gebührt Oakville News (auf Unsplash)!

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