Mit-, neben- oder über- und untereinander schlafen
Wenn feste (Ordnungs-)Regeln intuitive Schlafgewohnheiten stören
Menschen wie Tiere haben, wenn sie sich erholen oder nur auf sich selbst konzentrieren wollen, die meiste Ruhe, wenn sie alleine schlafen und sich dabei bewegen und Geräusche machen können, wie sie wollen.
Geborgen und in Sicherheit fühlen sich die meisten – vor allem im Kindesalter – allerdings nur, wenn sie wissen, dass im Notfall auch nachts jemand in ihrer unmittelbaren Nähe ist, den oder die sie um Hilfe bitten können.
Auch moderne, freiheitsliebende IndividualistInnen tragen ihr evolutionäres, soziales, liebesbedürftiges, kindlich-naives Erbe in sich: den Wunsch, sich an einen Artgenossen oder eine Artgenossin zu kuscheln oder zu ihm oder ihr unter eine Decke kriechen zu können, wenn sie sich einsam fühlen.
Bereits im Frühkindesalter lernen allerdings auch schon viele Menschen, dass sie mit Situationen, aus denen sie sich selbst nicht befreien können, trotzdem alleine zurechtkommen müssen und auch können, selbst wenn sie Angst (um ihr Leben) bekommen und schreien – weil niemand sie tröstend in den Arm nimmt, selbst wenn sie schreien (wenn Eltern sie nicht selbst aufziehen können oder wollen oder Erziehungsratgebern vertrauen, die es verbieten). Sie lernen, Angst und Verlustschmerz auszuhalten, bis er sich in Wohlgefallen auflöst, weil Hilfe kommt.
Spätestens im Kindesalter, wenn sie entweder spüren, dass sie im elterlichen Schlafzimmer als LiebespartnerInnen nicht mehr erwünscht sind oder den Zugang dazu vielleicht gewaltsam – mit Verboten – versperrt bekommen, wenn sie es zur Sicherheit gerne hin und wieder – während ihres Abnabelungsprozesses – noch aufsuchen würden, beginnt dann vermutlich für die allermeisten von uns, zumindest die, die in Wohnungen und Häusern mit mehr als einem Schlafzimmer leben, die „harte Realität“ als Individuum: wir müssen lernen, damit leben zu können, getrennt von den Menschen zu sein, mit denen wir uns am meisten verbunden – nämlich auch im Schlaf behütet – gefühlt haben.
Menschen lernen dann, dass sie sich auch innerhalb eines Zimmers sicher genug fühlen können, um darin erholsam schlafen zu können, solange sie dessen Tür auch abschließen und vor „EinbrecherInnen“ schützen können. Trotzdem beginnt für die meisten von uns mit Eintreten der Pubertät die Suche nach einer neuen, haltbareren Verbindung als die zu den eigenen Eltern, die Liebe und Geborgenheit auch im gemeinsamen Bett, Schlafzimmer oder zumindest einer gemeinsamen Wohnung oder anderen Behausung.
Vermutlich ist vielen Menschen vor allem anfangs nicht bewusst, dass Liebe nicht nur Sicherheit geben, sondern auch individuelle Freiheiten lassen muss, wenn sie vollkommen – natürlich gesund statt krankhaft – sein soll. Zu Liebe gehören nicht nur freiwillige Zuwendungen, Dinge, die sich Menschen gerne, also ohne zu zögern geben, sondern auch Liebesdienste den Geliebten zuliebe – aus Liebe, nicht aus Angst, den oder die Geliebte/n sonst zu verlieren.
Alle Menschen brauchen Liebe und Zärtlichkeiten und jemandem zum Anlehnen, vor allem, wenn es ihnen nicht gut geht. Aber nicht alle Menschen haben – aufgrund ihrer natürlichen Voraussetzungen, Erfahrungen und Lebensumstände, die ihr hormonelles Gleichgewicht beeinflussen oder sogar extrem stören können, – vor allem wenn sie sehr unnatürlich sind – dasselbe Bedürfnis nach engem bis hin zu durchdringendem Körperkontakt beim Schlafen. Wer aber aus Liebe über längere Zeit immer wieder auf Sex oder die nächtliche Nähe zu den geliebten PartnerInnen verzichtet bzw. verzichten muss, wird mit der Zeit (sexuell) frustriert – wenn zu anderen Tageszeiten nicht für genug Ausgleich gesorgt wird, um das (romantische) Liebesverhältnis lebendig zu halten.
In der Natur macht es keinen Unterschied, ob man neben ArtgenossInnen schläft, mit denen man auch Sex, also die Intention zur Fortpflanzung hat, oder nicht. Nur uns Menschen wurde – von sogenannten MoralpredigerInnen – beigebracht, dass es unmoralisch ist, dasselbe Zimmer auch nachts mit Menschen zu teilen, mit denen man gar keine Familie gründen möchte; vermutlich weil sie wussten, wie schnell Hormone auch unter völlig Fremden hochkochen könn(t)en und auch dann noch unter Kontrolle zu halten sind, wenn „Gelegenheit Diebe macht“.
Dass Menschen gewaltsam, ohne sich vorsichtig zu nähern, also ohne gegenseitiges Einverständnis – vor allem, wenn es dunkle Nacht ist – wie wilde Tiere übereinander herfallen würden, vor allem, wenn ihre „Opfer“ leicht um Hilfe schreien könnten, kann ich persönlich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Aber sehr sicherheitsbedachte, naturentfremdete, ihrer natürlichen Intuition beraubte Menschen – vielleicht Menschen, die bereits im Frühkindesalter von ängstlichen Eltern oder anderen LehrerInnen vor ihren eigenen Trieben gewarnt wurden oder schwere Verlusterfahrungen durchleben mussten und auf sich alleine gestellt waren – stellen nicht nur „gerne“, bewusst oder unbewusst, Regeln auf, an die sich auch andere halten müssen, sondern halten sich auch leichtgläubig an alles, was für sie vernünftig klingt, weil andere es ihnen vorgeben, selbst wenn sie ihrem gesunden Menschenverstand widersprechen und sie wirklich freiwillig nie so handeln würden.
Es mag einfacher sein, sich auf feste Regeln zu einigen und strikt daran zu halten, wenn Menschen gemeinsam leben und auch miteinander schlafen wollen –
- ein gemeinsames oder zwei getrennte Schlafzimmer oder Betten oder zwei Betten;
- geöffnete/s Fenster oder nicht;
- Heizung laufend oder nicht;
- Nachtlicht an oder nicht usw. –
statt immer wieder neu damit rechnen zu müssen, dass die geliebten BettpartnerInnen jederzeit ihrer Intuition folgen und etwas Gewohntes verändern könnten.
Allerdings können wir Menschen als Gewohnheitstiere uns sogar daran gewöhnen, dass nachts Unvorhersehbares geschehen kann, ohne dass es unser Leben bedroht, uns also unruhig aus dem Schlaf schrecken lässt, wenn jemand neben uns aufsteht, das Fenster auf- oder sogar das Licht anmacht – wenn wir vorgewarnt wurden und mit der Zeit lernen bzw. wissen, dass es uns nicht stören oder beunruhigen braucht.
Wenn Menschen sich wirklich entspannt lieben und auch ehrlich über ihre Bedürfnisse oder Schlafgewohnheiten kommuniziert haben, dann können sie auch morgens glücklich aufwachen, ohne dass sie ihre volle Mütze Schlaf bekommen haben.
Sie sollten es sich nur nicht aus Liebe zur Gewohnheit machen, zu wenig zu schlafen.
Eine gewisse Zeitlang überstehen wir Menschen das von Natur aus relativ unbeschadet; aber sobald wir spüren, dass wir mehr Schlaf brauchen, weil wir uns zu viel davon rauben, sollten wir ihn uns – auch gegenseitig – gönnen, ohne schlechtes Gewissen egoistisch sein (dürfen) und uns auch mal ganz alleine irgendwo, wo es uns gerade gefällt, ausschlafen können. Das ist zumindest meine Meinung als Gesundheitswissenschaftlerin.
Ich gehe jetzt mal dahin zurück, wo ich vielleicht mit, neben, über oder unter jemand anderem schlafe und vorhin, aus einem inneren Drang zum Schreiben heraus damit aufgehört habe – weil es mir ein Bedürfnis war.
Gute Nacht. Oder guten Morgen. – Je nachdem, welche Schlafgewohnheiten Du hast.
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Dank für das Foto gebührt demjenigen, der sich vielleicht sicher ist, dass er es gemacht hat; denn ich bin mir nicht sicher, ob ich es selbst gewesen bin, und allen Menschen, die in ihrem Leben schon mal mit mir in einem Raum oder sogar in einem Bett geschlafen haben – um
- gemeinsame Zeit auszukosten;
- Spaß miteinander zu haben;
- Liebe zu machen, also Zärtlichkeiten auszutauschen
oder einfach aus natürlichem, menschlichen Pragmatismus, weil es manchmal das sichere Gefühl gibt, dass es Sinn macht, oder Zeit, Geld und Nerven spart, also vernünftig ist, sich etwas zu teilen, was gerade nur in einfacher Ausführung vorhanden ist.
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