Nahrung kann kein globales Heilmittel gegen Zivilisationserkrankungen sein

Wenn ehrgeizige ÄrztInnen und ApothekerInnen (aber auch Menschen, die Territorien erobern wollen) davon profitieren, dass Ernährungslehren nicht vermitteln (können), welch individuell unterschiedliche Ernährungsweise regional oder sogar lokal verschiedenartige Menschen zu einem gesunden Leben brauchen

Temperamentvolle, heißblütige Typen von Menschen profitieren mehr von (ab-)kühlenden Nahrungs- und Genussmitteln als von Natur aus coole Typen aus kühleren Gegenden. Aber was den einen Organismus antreibt, weil es Sehnsüchte weckt – wie zum Beispiel Südfrüchte für NordeuropäerInnen – wirkt auf andere, die selbst in schon warmen Gegenden leben, kaum oder sogar negativ, so dass sie zu stärkeren Mitteln wie Ingwer, Pfeffer oder Chili greifen müssen, um denselben Effekt erzielen zu können.

Menschen, die kaum innere Wärme verspüren und zudem in kalten, vegetationsarmen Gegenden leben, führen als fell-lose WarmblüterInnen einen täglichen Kampf um ihr Überleben. Um ihre Lebensenergie lebendig zu erhalten und ihr (Lebens-)Licht möglichst lange leuchten zu lassen, um also nicht zu früh auszukühlen, ihren Lebensatem auszuhauchen und in eine Leichenstarre überzugehen, haben sie auch wenig Skrupel, dafür zu töten.

Es ist im Grunde ganz einfach zu verstehen, d.h. für jeden menschlichen Verstand fassbar, warum Menschen

  • sind wie sie sind;
  • nicht alle gleich sind und mit denselben Voraussetzungen geboren werden;
  • nicht alle dieselben Dinge mögen oder ablehnen, weil sie sich davor fürchten bzw. unangenehme Gefühle damit verbinden.

Aber es braucht nicht nur Zeit zum Nachdenken über das, was man selbst für sich erkannt hat.
Menschen müssen – wenn sie sich verstehen wollen – auch mit anderen Menschen kommunizieren können, die in ihrem Leben andere Erfahrungen gemacht und etwas anderes daraus gelernt haben.

Es mag zwar „gesunde Lebensmittel“ geben, die weniger schnell Schaden anrichten können, wenn sie zu einseitig genutzt werden (um einen möglichst schnellen Effekt damit zu erzielen), als sehr konzentrierte oder speziell extrahierte Stoffe oder Stoffgemische.
Aber solange Menschen nicht verstehen, warum ihnen – ihrem Körper, ihrem Geist, ihrer Seele – etwas auf Dauer nicht gut tut, so dass sie immer für genügend Abwechslung und Ausweichmöglichkeiten, also Alternativen, sorgen sollten, können sie immer wieder – vor allem, wenn sich in ihrem oder unser aller Leben etwas Grundlegendes verändert – böse überrascht werden, wenn ihnen das, was sie bisher gegessen (oder zusätzlich getrunken) haben, nicht mehr zum Leben reicht.

Mit Menschen, die sich trotz ihres deutlichen Übergewichts – und täglicher Erreichbarkeit von Lebensmitteln, die es einst nur zu bestimmten Zeiten an wenigen Orten des Globus gab – nie satt und zufrieden, sondern immer wieder entweder hungrig oder überfressen fühlen oder die trotz Untergewichts und offensichtlicher Nährstoffmangelerscheinungen im Prinzip nie Lust auf Essen haben, stimmt etwas Grundlegendes nicht, selbst wenn sie vor anderen nicht zugeben wollen, dass sie sich nicht wohl fühlen bei dem, was sie tun.
Es muss nicht unbedingt mit ihrer Ernährungsweise zusammenhängen, die die Versorgung ihres Körper (nicht) gewährleistet.
Viel wahrscheinlicher ist, dass sie damit ihren Geist oder ihre Seele nicht genug füttern.
Natürliche, selbstverständliche Vorlieben für bestimmte Nahrungsmittel oder eine unnatürliche, angewöhnte, willkürlich-bewusste Abneigung gegen andere könn(t)en nicht nur ihnen helfen zu verstehen, warum (global verfügbare) Nahrungsmittel keine Heilmittel für viel tieferliegende (lokale bzw. individuelle) Gesundheits- oder sogar Menschheitsprobleme sein können.

Die Gleichbehandlung von Menschen, die ständige Wiederholung oder Neuformulierung derselben Ernährungs- oder Gesünder-leben-Tipps für alle, ist mit Sicherheit ein gutes Geschäftsmodell – um möglichst viele Menschen, die denken (wollen), sie hätten genau die gleichen Probleme wie andere, das Gefühl geben zu können, ihnen könne schnell und einfach geholfen werden – ohne dass sie an ihrem bisherigen Leben, ihren Ernährungs- und andern Gewohnheiten, ihren Sichtweisen und ihrem bisher erworbenen Wissen viel verändern, also vieles überdenken oder noch einmal nachfragen und dabei Neues dazulernen müssten.

P.s.: Für mich ist die Denkfaulheit die Zivilisationskrankheit des 21. Jahrhunderts: Des Jahrhunderts der Informationen, die Menschen überhaupt nicht einzuordnen wissen, und der neuen Sprachen, die viele überhaupt nicht (mehr) verstehen. Aber schon zu biblischen Zeiten gab es anscheinend Verständnis-Probleme zwischen den Menschen, die viel zu schnell zu viel vorantreiben und weiterentwickeln wollten und anderen, die sich erst einmal Zeit für das nehmen wollten, was vielen noch gar nicht bewusst war bzw. verständlich gemacht wurde.
Es braucht viel Zeit und Ausdauer, sich mit Ernährungs- und Gesundheitsfragen zu beschäftigen, bis man (auch globale) Zusammenhänge verstanden hat, und es bräuchte viele geduldige ZuhörerInnen, die sich Zeit nehmen könnten, sie sich erklären zu lassen. Leider ist Zeit für viele immer noch Geld, das sie sich erst verdienen müssen, um sie bzw. es sich hinterher für wichtigere Dinge wie ihre Gesundheit oder schönere Dinge wie Sich-von-anderen-genüsslich-verwöhnen-lassen nehmen zu können.

 

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Dank für das Foto gebührt Bundo Kim (auf Unsplash)!

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