Über Räuber-Beute-Beziehungen
Oder: Ein Hoffnungsschimmer für alle, die zum Start in den Tag oder die Woche erst einmal ein Stärkungs- oder Beruhigungsmittel brauchen, also ihre natürliche Freude am Aufstehen (oder Zubettgehen) verloren haben
Auch unter friedliebenden, sozialen Menschen entwickeln sich von Natur aus aggressivere Exemplare, die andere, friedliebender, harmoniebedürftigere – oft ohne es zu merken – ausbeuten oder ihnen ihre Lebenskraft aussaugen und sie damit auslaugen, also ihren Körper übersäuern, bis er schmerzt, ihre Muskeln verkrampfen oder ihre Funktionen sogar irgendwann ganz einstellen, wenn ihr Herzmuskel aufhört, seine Arbeit zu leisten.
Es gibt Menschen, die feststellen, dass sie Angst davor haben, anderen Menschen freundlich zu begegnen – weil sie sie für (lebens-)gefährlich oder zumindest so streitlustig halten, dass sie ihnen mehr Energie abverlangen als sie selbst haben.
Es gibt aber auch Menschen, denen gar nicht bewusst ist, welche Opfer sie damit fordern, dass sie sich entweder für KämpferInnen für oder gegen sich selbst halten (die für ihre überlebenswichtigen Besitztümer, ihr Land, ihre Liebsten, ihre Familien oder den Rest der Menschheit auf Raubzug gehen müssen) oder für deren bemitleidenswerte Beute.
Niemand müsste sich den größten Teil seines Lebens für Geld oder eine Arbeit aufzuopfern, der er oder sie überhaupt nicht bis zum eigenen Lebensende nachgehen – oft nicht einmal guten Gewissens andere dazu anlernen – möchte, sondern die dazu beitragen soll, das eigene Leben erst ohne diese Arbeit, dafür mit dem dabei verdienten Geld genießen zu können.
Menschen, die zum eigenen Leben weder ihren Körper- noch ihren Kopfeinsatz brauchen bzw. nur das nutzen können, was ihnen Spaß macht – weil sie mit dem Geld, das sie besitzen, andere für die Arbeit bezahlen können, die ihnen keine Freude bereitet, auf die sie also wenig Lust haben – sind früher oder später zur Entwicklung von (schmerzhaften) Krankheiten und zm Tod verurteilt, wenn sie ihr natürliches Gleichgewicht zwischen Körper, Geist und Seele nicht finden, das uns Menschen zu Menschen und unser gemeinschaftliches Leben menschlich macht.
Es gibt keine angstfreien Menschen.
Es gibt keine Menschen, die alleine so stark sind, dass sie anderen in einer Gruppe, die zusammenhält, Schaden zufügen könnten.
Aber es gibt Menschen, die organisieren sich, um andere menschliche Gemeinschaften, die ihnen entweder selbst Angst machen, feindlich gesinnt erscheinen oder deren Territorium sie in Besitz nehmen möchten, weil ihnen ihr eigenes nicht mehr das bietet, was sie zum Leben oder ihrem Glück (im Reichtum) brauchen, zu zerschlagen.
Mir persönlich hat es noch nie besondere Freude bereitet, also Glück beschert,
- mehr zu besitzen als das, was ich alleine tragen oder transportieren kann, so dass ich – vor allem, wenn ich meinen Wohnort verlagern möchte – auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen bin;
- Zeit damit verbringen zu müssen, Dingen – Gegenständen oder Tätigkeiten – (statt Menschen, Tieren oder anderen Lebewesen und ihren Lebensräumen, ihren Nahrungsmitteln oder menschengemachten Umwelten) besondere Aufmerksamkeit zu schenken, sie zu pflegen oder (peinlich) sauber zu halten, die bei der Nutzung oder von Natur aus ständig wieder schmutzig werden, ohne dass es jemandem Schaden würde, wenn sie nicht immer wieder „wie neu“ aussehen würden;
- mich um andere Menschen zu sorgen oder sogar zu kümmern, die sich gar nicht um sich selbst (und ihre Ängste und daraus entstandenen gesundheitsschädlichen Angewohnheiten) kümmern wollen, sondern stattdessen behaupten, sie wären von Natur aus Morgenmuffel, unheilbar krank oder so pflegebedürftig, dass sie besondere Rücksichtnahme verdient hätten und tun und lassen dürften, was sie wollen – weil sie gar nicht anders könnten.
Alle Menschen haben immer wieder die Wahl: ob sie Räuber oder deren Opfer sein wollen.
Alle Menschen haben die Möglichkeit, sich – wenn sie sich alleine zu schwach fühlen, um für sich selbst aufzustehen und auf menschliche Weise Widerstand zu leisten gegen die täglichen „Angriffe“ von außen. In einer Welt, einem Ökosystem, in der wir mit anderen Menschen und Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen leben, auf die wir Rücksicht nehmen müssen, wenn wir ihre Existenz dabei nicht zerstören wollen, werden wir vor tägliche Herausforderungen gestellt. Wir können
- uns vor ihnen auf der ständigen Hut sein,
- wachsam bleiben und rechtzeitig vor ihnen davonrennen, wenn wir wissen, dass wir schnell genug sind;
- hoffen, dass uns nicht passiert, wenn wir uns als Verbündete zeigen und friedlich verhalten
- oder standhaft, wie angewurzelt bleiben, weil RäuberInnen mit Jagdtrieb vor allem Opfer jagen, die wegrennen;
- in unseren selbstgebauten Schlupflöchern, in denen wir uns sicher fühlen, verschwinden; oder
- lernen zu schauspielern und so zu tun, als würden wir die HerausfordererInnen, die sie stellen, gar nicht sehen, oder als wären wir selbst stärkere HerausfordererInnen, so dass andere die Flucht nach hinten antreten.
Wir können aber auch lernen, uns der jeweiligen Situation anzupassen und mal die eine, mal die andere Strategie anwenden, um die Menschen zu verwirren, die Beute machen wollen.
Wir sind kreative Menschen mit einem Bewusstsein für unsere Schwächen und Stärken. Sorge also dafür, dass Du Dir bunte Gemeinschaften suchst, in denen es nicht zu viele gemeinsame gibt – weil Du sonst angreifbarer in Deiner Gruppe bist.
RäuberInnen haben nur eine Strategie, um an ihr Ziel zu kommen und sind wenig flexibel in der Ausführung.
Behalte Dir also vor allem auch Deine Beweglichkeit und Ausdauer, nicht nur Deine Kraft – weil Menschen, die Ziele erreichen wollen, nicht so viele Energiereserven mobilisieren können wie andere, die um ihr Überleben kämpfen oder rennen.
Schon in der Bibel heißt es: Die Ersten werden die Letzen sein.
Ich würde hinzufügen: Die einst Stärksten und Schnellsten werden die Schwächsten oder Langsamsten sein – wenn ihnen die Energiereserven ausgehen und sie die Sauerstoffversorgung ihres Körpers nicht mehr aufrechterhalten können, so dass ihre Muskeln zu krampfen und schmerzen beginnen.
Selbst wenn sie dann beginnen, um ihr Überleben zu bangen, brauchen sie viel Zeit, um neue Kraft zu sammeln, Zeit, in der Du Dir als Mensch vieles einfallen lassen könntest, um sie in Zukunft daran zu hindern, wieder auf Beutezug gehen zu wollen – weil wir eigentlich dazu gemacht sind, sinnvoll zusammenzuarbeiten statt uns gegenseitig Angst einjagen oder machen lassen zu wollen.
P.s.: Als geborene Jägerin und friedliebende Sammlerin verbringe ich übrigens gerne viel Zeit damit, mich vor sinnvollere Herausforderungen zu stellen, die meinen Jagdtrieb befriedigen als Tiere für meine Ernährungsweise zu opfern oder Opfer von anderen Menschen zu erwarten, die meinen Zielen im Weg stehen. Ich liebe es stattdessen, jeden Tag neue Erfahrungen zu sammeln, auch wenn sie mich häufig vor Herausforderungen stellen, die mir so viel Angst machen, dass ich denke, dass ich sie gar nicht alleine meistern kann. Allerdings stelle ich immer wieder fest, dass unsere natürliche, menschliche Schwarmintelligenz noch so gut zu funktionieren scheint, dass immer rechtzeitig andere Menschen an meiner Seite auftauchen, sich vor mich stellen oder mir die nötige Rückendeckung geben um mit dem weiterzumachen, was ich gerne vorantreiben würde: Die Welt wieder zu einem friedlicheren Ort machen als zu dem Zeitpunkt, als Menschen begonnen haben, aus Angst vor dem eigenen Tod oder Gier nach mehr Besitz mit tödlichen Waffen gegeneinander und sogar den Rest der Welt zu kämpfen.
P.p.s.: Es bringt niemandem etwas, wenn sich Menschen für andere, ihre Liebsten oder die Rettung der Welt aufopfern bzw. persönliche oder fremde Opfer in Kauf nehmen und damit Schuld auf sich laden. Wenn Du ein friedliebender Mensch bist, dann kannst Du nur bestmöglich für Deine friedlichen Ideale einstehen und hoffen, dass Du genug andere Menschen findest, die sich auf Deine Seite des einstigen Schlachtfeldes stellen und NEIN sagen zu animalischen Raubtiereigenschaften und menschlichen Raubzügen (die viele immer noch völlig ohne schlechtes Gewissen ausleben, ohne jemals dafür haften zu müssen – weil sie von der Mehrheit sogar dafür gelobt oder hochgejubelt werden.
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Dank für das Foto gebührt Avel Chuklanov (auf Unsplash)!
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