Wenn das, was immer (oder nicht) speziell bleiben und individuell behandelt werden sollte, zum Alltag gehört oder zur Sucht wird
Es gibt Menschen, die mögen Alkohol, weil sich damit eine angespannte Atmosphäre schneller auflockern lässt. Und es gibt Menschen, die brauchen ihn, weil sie sonst überhaupt keinen Spaß am Zusammensein mit anderen Menschen hätten.
Es gibt Menschen, die gerne essen und Lieblingsspeisen haben, die sie zu besonderen Anlässen zubereiten. Und es gibt Menschen, die versüßen sich damit das Leben, dass sie sich ihr Lieblingsessen so oft wie möglich gönnen.
Es gibt Menschen mit natürlichen oder speziellen Bedürfnissen aufgrund von körperlichen oder geistigen Besonderheiten, die ihr selbstständiges, freies Leben behindern, so dass sie auf Hilfe anderer Menschen angewiesen sind. Und es gibt Menschen mit „hohem gesellschaftlichen Ansehen“, die ihre zivilisationsbedingten, unnatürlichen und häufig reichlich übertriebenen Bedürfnisse auch zu Lasten anderer, auf deren Hilfe sie verzichten können (oder das zumindest glauben), ausleben wollen.
Es gibt Menschen, die verzichten freiwillig auf viele Dinge, die z.B. nur unter hohem Energieaufwand oder zu Lasten der Natur und auf Kosten der Gesundheit von Menschen hergestellt werden können. Und es gibt Menschen, die glauben, dass es ihnen selbst noch mehr schadet, wenn sie auf ein paar wenige Dinge verzichten, die ihnen ihre Lebensenergie geben, und sich stattdessen sparsamere, naturfreundlichere und gesündere Alternativen suchen.
Es gibt Menschen, die wissen, wie wichtig es ist, unseren Körper und auch Geist regelmäßig zu fordern, um ihn stark und beweglich zu halten. Und es gibt Menschen, die denken, sie könnten guten Gewissens immer wieder eine längere Vernachlässigung bestimmter Tätigkeiten zugunsten anderer damit ausgleichen, dass sie sie hinterher exzessiv nachholen.
Es gibt Menschen, die wissen, dass Biodiversität ein natürliches Phänomen ist, es also auch innerhalb einer Art schon immer Vielfalt und Normabweichungen gab, selbst wenn die gesellschaftlich unerwünscht sind. Und es gibt Menschen, die sich selbst nicht speziell genug fühlen – vielleicht weil ihnen zu selten besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde – und gleichzeitig andere Menschen, die ihre Individualität nicht auf dieselbe Weise demonstrieren wollen, für zu wenig speziell zu halten.
Es gibt Menschen, die sich lieben, weil sie sich für etwas ganz Besonderes halten. Und es gibt Menschen, die brauchen andere Menschen, weil sie alleine nicht lange gut zurechtkommen.
Kein Mensch ist dazu geboren, alleine zu leben, geschweige denn in der Natur – ohne dass er oder sie von anderen lernen konnte wie – überhaupt überleben zu können.
Es ist allerdings nicht selbstverständlich, dass diejenigen, die wir besonders lieben, oder die Dinge, die wir kennen oder an die wir uns gewöhnt haben und die wir besonders mögen, immer da sein werden.
Deshalb macht es sowohl Sinn, immer Alternativen zu kennen oder einen Plan B zu haben, als auch auf alles, was Du gerne behalten möchtest, besonders acht zu geben – sei es Deine eigene Gesundheit, Menschen, die Du liebst, oder das, was Du Dir hart und vielleicht zu Lasten Deiner Gesundheit oder der Zeit mit Deinen Liebsten erarbeitet hast.
Man kann es mit allem übertreiben … – Damit, die besonderen Möglichkeiten als zu gegeben hinzunehmen und sich darauf zu verlassen, dass sie immer da sein werden, oder damit, Angst davor zu haben, dass es nie (mehr) eine geben wird oder die nächste die letzte sein könnte.
Wenn Du Dir Zeit nimmst, mehr darauf zu achten, was im Laufe der Zeit – vielleicht auch schon öfters in Deinem Leben, Deiner Familien- oder unserer Menschheitsgeschichte – regelmäßig auftrat, routiniert-langweilig, seltener oder auch immer legendärer wurde, kannst Du vielleicht zukünftig rechtzeitiger spüren, was das Besondere in Deinem Leben ist, welche Menschen oder Dinge speziell für Dich wichtig sind und wie Du verhindern kannst, dass Dein Leben entweder zu alltäglich oder Du zu einem oder einer (Alkohol-/Fett-/Zucker-/Eiweiß-/Medikamenten- oder anderen Drogen-/Spiel-/Sex-/…)Suchtkranken wirst.
Jede Sucht zeigt an, dass Menschen verzweifelt auf der Suche nach Hilfe sind.
Wenn sie sich dabei aber nur von anderen Menschen abhängig machen, die meistens Geld, vielleicht auch „nur“ in Form von Mitgliedsbeiträgen, dafür verlangen (weil ihre Arbeitsleistung davon abhängt), frage ich mich, welchen Suchtkranken am Ende eigentlich damit geholfen ist …
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Dank für das Foto gebührt thom masat (auf Unsplash)!
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