Schuldig, mitschuldig oder unschuldig?

Oder doch „nur“ unbewusst-naiv, unwissend, falsch informiert und verantwortungs- bzw. (noch) sprachlos

Fast alle Menschen auf dieser Erde werden – selbst wenn sie gar nichts davon wissen – bereits mit Schuld(en) geboren: Entweder weil ihre eigenen Eltern sich selbst keiner (Staats-)Schuld(en) bewusst sind, die ihnen über Generationen weitervererbt wurden, oder weil sie sich für ihre eigene/n schämen und sie ihren Kindern nicht auflasten wollen.

Früher oder später wird sie irgendjemand begleichen, sich also davon freikaufen oder dafür um Entschuldigung bitten müssen.
Wenn Du also unter Schuldgefühlen leidest, obwohl Du denkst, Du würdest alles richtig machen, dann versuche nicht weiter, diesem Gefühl mit Deinem Kopf auf den Grund zu gehen.
Frage Dein Herz, Deinen Bauch und vor allem auch andere Menschen, Deine/n PartnerIn, Deine Eltern oder Kinder, vielleicht sogar Deine Tiere oder Pflanzen, ob Du Dich – weil Du nicht achtsam genug mit ihnen umgegangen bist oder Dich nicht genug mit ihnen und ihren Bedürfnissen beschäftigt hast – sozusagen an ihnen versündigt und damit verschuldet hast

Du kannst jederzeit damit anfangen, es wieder gutzumachen.
Du kannst aber – wie unsere Vorgängergenerationen – so tun, als wäre alles in bester Ordnung; als wäre es normal, in seinem Leben Schulden zu machen, sich immer wieder neu verschulden zu müssen und alles Selbstverschuldete beim eigenen Tod einfach anderen hinterlassen zu dürfen.

Ich denke, wir werden als Menschheit noch viel zu klären haben, wenn es um Schuldfragen, (Mit)TäterInnen und vor allem mildernde Umstände geht. Vermutlich könnten viele längst als verjährt betrachtet werden, wenn von (Landes-)PolitikerInnen oder Medien, von religiösen FührerInnen oder anderen Menschen mit klugen Köpfen und großer öffentlicher Reichweite ehrlich darüber aufgeklärt worden wäre statt sich dafür bezahlen zu lassen, Beihilfe zu ihrer Vertuschung zu leisten.

Stattdessen spielen sich regelmäßig Tragödien ab, weil Menschen Angst haben, ihre Schuld(en) nicht mehr begleichen zu können.
Und es tut mir jetzt schon leid für alle Menschen, die bisher nur denken, dass andere tatsächlich noch in ihrer Schuld stehen würden, weil sie bisher so viel für sie getan haben.
Früher oder später kommt alles, was mit Betrug oder sogar Ausbeutung und bewusster Verleugnung und falschen Schuldzuweisungen (oder ungerechten Schulden-Verteilungen) zu tun hat, entweder ans Licht oder verschwindet tatsächlich im Dunkel der Vergangenheit.

Momentan warte ich allerdings, wenn ich mir das aktuelle Weltgeschehen und viele der Menschen um mich herum betrachte, noch auf viele, vor allem öffentliche Entschuldigungen.

P.s.: Es gibt Menschen, die glauben, durch Nichtstun oder -sagen keine Schuld auf sich laden zu können. Solange es aber Ungerechtigkeiten in der Welt gibt, darf sich die, die sich nicht auch öffentlich dagegen aussprechen oder anders gegen eine stille Mittäterschaft wehren, nicht wundern, wenn ihnen andere irgendwann die Schuld der unterlassenen Hilfeleistung in die Schuhe schieben.

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Dank für das Foto gebührt Mathias Csader (auf natur-highlights.de)

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