Ist das, was für Dich (bio-)logisch ist, auch anderen leicht verständlich zu machen oder selbsterklärend?
Oder bist Du vielleicht „falsch“ – nicht ausreichend oder zumindest ungenügend – informiert, zu kindlich-naiv und unrealistisch?
Hältst Du es für selbstverständlich, dass immer Strom aus der Steckdose geliefert wird, um Deine elektrischen Geräte nutzen zu können?
Hältst Du es für selbstverständlich, dass Deine Heizung Deine Wohnräume wärmt, solange sie nicht kaputt ist?
Hältst Du es für selbstverständlich, dass Du telefonieren kannst, solange Du Dein Telefon oder Handy nicht kaputt machst und Deine Rechnungen bezahlst?
Hältst Du es für selbstverständlich, dass Du Dir etwas zum Essen kaufen kannst, wenn Deine Vorräte zu Hause ausgehen sollten?
Hältst Du es für selbstverständlich, dass Du – solange Du genug Geld hast – Dir damit alles leisten kannst, was Du willst?
Hältst Du es für selbstverständlich, dass Dein Geld – wo auch immer Du es ablegst – noch da sein wird, wenn Du es brauchst?
Hältst Du es für selbstverständlich, dass Du – wenn Du Dein Heim und vielleicht Deine Liebsten verlässt, um zur Arbeit zu fahren oder in den Urlaub zu fliegen – auch immer zurückkehren wirst?
Hältst Du es für selbstverständlich, dass Dich Menschen, die Dir das Gefühl geben, Dich zu mögen oder sogar zu lieben, das immer tun werden, nur weil Du das Gefühl hast, immer derselbe Mensch zu bleiben?
Hältst Du es für selbstverständlich, dass Eltern ihren Kindern und Kindern ihren Eltern – egal, was geschieht – lebenslang dafür dankbar sind, was sie sich einander irgendwann einmal gegeben haben (weil sie das freiwillig tun wollten oder vielleicht das Gefühl hatten, sie müssten es tun)?
Hältst Du es für selbstverständlich, dass Du Dich Dein Leben lang auf Deinen Körper und Geist verlassen kannst, wenn Du Dich nicht regelmäßig und sorgfältig, achtsam, um beides kümmerst?
Als Biologin halte ich es nicht für selbstverständlich, dass alles, was man aussät, auch Früchte tragen wird – man kann nur bestmöglich dafür sorgen.
Als Naturwissenschaftlerin halte ich es nicht für selbstverständlich, dass die Sonne auch morgen wieder aufgehen wird – aber ich hoffe darauf, weil ich weiß, dass wir sonst wenig oder gar keine Überlebenschancen auf der Erde haben werden.
Als Mensch halte ich es nicht für selbstverständlich, dass alle anderen mich schon verstehen, auch wenn sie mich gar nicht kennen – aber ich bin überzeugt, ich könnte mich allen erklären, wenn sie mir genug Möglichkeiten und vor allem Zeit dazu geben würden.
Es macht für mich keinen Sinn zu denken, man hätte andere bereits verstanden, ohne ihnen jemals „richtig“ zugehört oder ihnen (Rück-)Fragen gestellt zu haben – sei es aufgrund von unterschiedlichen Sprachen oder Begrifflichkeiten und Definitionen, wegen Verständnisschwierigkeiten bei Hör- oder Sprechproblemen, aus fehlendem Interesse, durch Störgeräusche oder aus Zeitmangel.
Je mehr Du Dich darauf verlässt, dass Du bereits alles weißt oder genug Menschenkenntnis besitzt, was bzw. die Du für Dein Leben brauchst, und dabei nie belogen oder in die Irre geführt wurdest, oder
je sturköpfiger Du denkst, dass andere Dir immer alles erklären werden, was Du für wichtig und (selbst-)verständlich hältst,
umso unverständlicher wird Dir vieles mit zunehmendem Alter erscheinen.
Das sagt mir zumindest mein Verständnis für die Welt: das Universum und seine Gesetze, die Natur und ihre Regelmäßigkeiten, und die Menschen mit ihrem Selbst- bzw. Unverständnis für alles, was sie (nur) noch nicht kennen können oder gar nicht verstehen wollen.
Mir ist noch unverständlich, wie der Glaube in die Welt gesetzt wurde, dass ein Mensch allein die Welt – das Universum, die Natur oder andere Menschen – nicht komplett verstehen könnte, oder die Angst, dass der eigene Kopf beim Lernen, also dem versuch, das eigene Bewusstsein zu erweitern, platzen könnte…
Ich ahne allerdings, dass es religiöse Ideologien waren, die den Grundpfeiler dafür gesetzt haben: Es hat mit ziemlicher Sicherheit keine wissenschaftlichen Gründe, dass Menschen zum Glauben gezwungen werden oder ihnen Angst gemacht wird.
WissenschaftlerInnen suchen seit jeher nach nachvollziehbaren Erklärungen, und: wer lange genug sucht, findet irgendwann für alles mindestens eine, die auch allen anderen Menschen einleuchten oder zumindest – mit genug Zeit und Geduld bzw. Ausdauer – verstehbar gemacht werden könnte.
(Bio-)Logisch, oder?
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