Frieden lässt sich nicht einfordern oder erkämpfen
Um Frieden mit KämpferInnen zu schließen, musst Du Friedensangebote machen und ihnen die Chance lassen, sich freiwillig zu ergeben
Jahrelang bin ich gerne auf Demonstrationen gegangen, im Glauben, damit könnte ich für etwas Sinnvolles einstehen und es vielleicht sogar erreichen.
Aber ich war schon immer auch die Querdenkerin unter den Querdenkern, so dass ich jetzt – da viele Leute freiwillig auf die Straße gehen, weil es um Eingriffe von Politik in ihre eigenen Freiheitsrechte geht – keinen Sinn mehr darin sehe, meine Meinung öffentlich zu kundzutun, wenn gar niemand nach ihr gefragt hat.
Ich möchte in Frieden mit anderen Menschen leben, denen ich persönlich meine Meinung sagen, mit denen ich mich darüber austauschen und von denen ich dadurch auch selbst etwas lernen kann – nicht mit Menschen, die
- meine Meinung, die ihr „Lebenswerk“ kritisieren könnte, sowieso nicht hören wollen,
- sich nur hinter verschlossenen Türen ehrlich miteinander unterhalten und
- meinen, sie oder ihre „ExpertInnen“ wüssten ohnehin schon alles am Besten, so dass andere nur von ihnen lernen, selbst aber gar nichts wissen könnten.
Es bringt nichts, gegen Menschen zu kämpfen bzw. sie „friedlich“ zum Aufgeben zwingen zu wollen, ohne ihnen entgegenkommen zu können.
Solange Menschen keine Bereitschaft dazu zeigen, solange sie ihre ganz eigenen kämpferischen Ideen oder Pläne haben und Kriegsstrategien, die sie verfolgen, weil sie weder einen Grund sehen, sich selbst zu hinterfragen, noch friedliche Alternativen zu ihrem Handeln kennen, besteht die Gefahr, dass ein Krieg dadurch ausbricht, dass man sie zu sehr in Bedrängnis bringt.
Ich halte daher jede Friedensbewegung für gefährlich, die
gegen KriegsführerInnen hetzt, also zu wütend auf deren Greueltaten agiert – selbst wenn sie im Grunde jeden Menschen wütend machen können;
nur zu neuen gesellschaftlichen Spaltungen führt, indem sie harte Strafen für KriegsverbrecherInnen fordert – denn auch sie sind als Menschen geboren worden, die es verdienen, gerecht und erst nach ausführlicher Untersuchung ihres Falles bestraft zu werden – unter Berücksichtigung aller Beweggründe und Verhältnisse: sowohl gesellschaftlicher als auch familiärer oder persönlicher.
Unsere Welt ist voll von Menschen, die andere zum Kämpfen anstiften oder freiwillig für andere in den Krieg ziehen, wenn sie denken, es wäre für eine „gute Sache“.
Krieg ist nie eine „gute Sache“, auch keiner gegen Viren, der – nach dem gegen Bakterien – vermutlich aussichtsloseste, den die Menschheit je geführt hat.
Viele Menschen führen Kriege in ihrem Inneren – insbesondere zwischen der Angst vor Strafen (durch gewissenlose Menschen, die selbst kämpfen oder zum Kampf aufrufen, und dem Gewissen, das weiß, dass es ein Verbrechen begeht – führen und sind nicht imstande, ihr eigenes Bedürfnis nach (innerem) Frieden sinnvoll zu befriedigen.
Wenn Du also spürst, dass Dir etwas fehlt, dann versuche nicht nur, es mit Nahrungs- oder Genussmitteln, mit Bewegung oder anderem Training, mit Beziehungen zu Menschen, Tieren oder Pflanzen und (Glücks- bzw Erfolgs-)Erlebnissen, die sie Dir bescheren, auszugleichen oder an einem anderen Ort danach zu suchen.
Fang‘ bei Dir selbst an und schaffe erst einmal in Deinem Inneren Frieden. Vorher brauchst Du gar nicht anfangen, andere dazu zu bringen, ihn mit Dir zu schließen.
Ich bin überzeugt – weil trotz aller Kriege in der Welt für mich bisher alles darauf hinweist – dass wir als friedliebende und zum friedlichen Miteinander fähige Wesen geboren wurden.
Wir haben nur bisher noch nicht gelernt, auch mit allen uns zum Teil völlig fremden Menschen Frieden zu schließen, also weiße Fahnen zu hissen und gemeinsam ganz neue, bunte, friedliche National-Flaggen daraus zu machen.
Glücklicherweise habe ich – warum auch immer, denn in den meisten Medien geht es in erster Linie darum, das sich Menschen nicht nur ehrlich die Meinung sagen, sondern sich gegenseitig schlecht machen und als LügnerInnen, BetrügerInnen oder VerbrecherInnen bezeichnen – den Eindruck, es gibt schon ein paar, die bereits damit begonnen haben.
Nur weil Menschen – aus Spaß, Angst, Unwissenheit, Wut, Enttäuschung oder falschem Ehrgeiz – andere getäuscht oder belogen und damit ein Verbrechen begangen haben, sind sie noch lange keine schlechten Menschen, mit denen man sich – solange sie dazu bereit sind – nicht friedlich auf eine Wiedergutmachung einigen könnte.
Die Entscheidung, ob sie sich selbst dazu in der Lage sehen, zukünftig in Frieden mit sich, anderen und der Welt zu leben, oder lieber eine Zeitlang in Frieden gelassen werden oder sogar ruhen möchten, das muss ihnen überlassen bleiben – damit auch ihre (einstigen) AnhängerInnen oder VerteidigerInnen die Chance bekommen, Frieden mit sich zu schließen und nicht mit Schamgefühlen, also einem schlechtem Gewissen weiterleben müssen.
Ich wünsche Dir ein wunderschönes, friedliches Wochenende, das Du genießen, also voll auskosten kannst, ohne hinterher bereuen zu müssen, was Du getan hast, und ohne dass Du Angst vor dem Montag hast, an dem Du dann wieder andere Dinge tun musst, für die Du Dich oft schämst.
Wie wäre es damit, schwarze Flaggen, Gürtel oder bunte Fahnen und Banner oder rote Tücher abzunehmen und Dich mit anderen gemeinsam auf zukünftig wechselnde Farben, Muster und/oder Symbole zu einigen – je nachdem, welche Ihr braucht, um Frieden zu halten?
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Dank für das Foto gebührt Bernard Hermant (auf Unsplash)!
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