Die Zivilisationskrankheiten und (Sehn)Süchte der Häppchengeneration

Man muss es – wie analytische Bio-WissenschaftlerInnen, die oft gewissen- und rücksichtslos, um das große Ganze auch bis ins Detail zu verstehen, alles zerstückeln, was sie interessiert  – nur klein genug schneiden, damit niemand mehr erkennt, was es ursprünglich mal war: wie schwer, wie fett, wie beweglich, wie lebendig, wie schön, wie traurig oder wie glücklich.
Sonst könnte das Leben ja niemand ertragen.
Wenn man sich über alles Gedanken machen würde, hätte man ja gar nichts mehr, woran man sich erfreuen könnte.

Wenige Betroffene können sich eingestehen, dass ihre „Zivilisationskrankheit“, ihre Sucht oder Sehnsucht nach Verbundenheit und einer eigenen Familie nicht von außen ausgelöst wurde, sondern mit ihrer Psyche zu tun hat, die bei ihrer Geburt noch völlig gesund – im Einklang mit ihrem Körper – war.
Solange Menschen denken, es läge allein an unserem modernen Lebensstil – nur an dem, was oder wie viel oder wann, wo, in welcher individuellen Verfassung und Gesellschaft wir essen, uns bewegen oder entspannen – und nicht an dem warum wir ihn unbedingt haben wollen und vielleicht sogar Angst haben, ihn aufgeben zu müssen, werden – wie ich vermute – weiterhin vermeintlich einsame Seelen auf der Suche nach ihren fehlenden bzw. sie ergänzenden Teilen sein, obwohl sie sie stattdessen nur wieder zusammensetzen müssten, um sich sowohl ganz alleine mit sich selbst als auch inmitten vieler fremder Menschen wohl fühlen zu können.

Mir graut ein bisschen davor, wenn ich mir vorstelle, dass die nachfolgenden Generationen noch unnatürlich, künstlicher, gespaltener herangewachsen sind …
Zusammen mit den ersten Beschlüssen von Coronamaßnahmen wurde für mich ein Höhepunkt staatlich-gesellschaftlich gedeckter oder unterstützter Verbrechen an menschlichen Seelen ausgerufen.
Seitdem fallen auch immer mehr menschliche Körper diesen unmenschlichen Straftaten zum Opfer, ohne dass jemand öffentlich aufschreit.
Kommt das vielleicht daher, dass sich VertreterInnen der Häppchengeneration vor allem nach (Seelen-)Ruhe sehnen, so selten wie möglich AuslöserInnen von Streitgesprächen sein und im Prinzip nur in Frieden in ihrer heilen, ungespaltenen Fantasiewelt leben wollen?

Ich glaube, ich muss sie enttäuschen, wenn sie es bisher für eine sinnvolle Strategie gehalten, ihre verletzten Seelenstücke gesund streicheln zu wollen.
Genauso wenig wie

  • ein Tier tot gestreichelt werden oder dazu gebracht werden kann, freiwillig in einem zu engen Käfig oder Stall zu leben,
  • Tiermütter im Austausch für Wasser, Futter und ein Dach über dem Kopf ihre Milch oder Eier hergeben würden,
  • sich die Natur auf Dauer nachhaltig zerstören und ausbeuten lässt, nur weil wir nicht verzichten, sondern uns lieber einreden (lassen) wollen, wir bräuchten auch weiterhin alles, was wir haben,

kann Leid schmerzlos in unserer Fantasie weiterleben, nur weil wir uns daraus schöne (Erinnerungs-)Bilder kreieren.
Aber: Jede Seele könnte zu neuem Leben erwachen – mit einem neuen Bewusstsein für sich und das Leben, das sie bisher geführt hat bzw. das Leben, das sie in Zukunft – vielleicht ganz ohne sinnloses Gemetzel, sondern in ganz neuen Einheiten, vielleicht sogar ganzheitlich – führen will.

 

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Dank für das Foto gebührt Shaun Meintjes (auf Unsplash)!

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