Im Rausch der Gefühle und eigenen Visionen

Wenn Menschen auf Egotrips Leidenschaft mit Liebe und Angst mit Mut oder Solidarität verwechseln

Ich weiß gar nicht, ob ich viel dazu schreiben muss; denn: Jede/r kennt vermutlich seine eigenen Süchte und die Gefahren, die von ihnen ausgehen.

Nur das Ausmaß ist vielleicht nicht allen Menschen bewusst:

Nur aus Angst, nicht wenn – wie uns vor allem Hollywood weismachen will – Menschen besonders mutig sind und für andere kämpfen, kommen sie in einen Blutrausch, bei dem ihnen ihr eigenes Leben egal wird.

Nur aus der Sucht nach Leidenschaft, nicht wenn sie nach Liebe suchen, sind Menschen bereit, um Leichen zu gehen und für ihre Glückshormonausschüttung zu kämpfen (nach der sie irgendwann in der nächsten Gefühlsflaute landen werden.

Wir Menschen sind nicht dazu gemacht, rund um die Uhr Hochgefühle zu erleben.
Es gibt Zeiten, die wir über uns ergehen lassen, oder Menschen, die wir ertragen müssen, in bzw. mit denen wir kaum oder sogar keinerlei Glücksgefühle empfinden – weil wir

  • nicht das tun dürfen, was wir gerne tun würden;
  • keine Wertschätzung für das erfahren, was wir machen oder sagen; und
  • keine Erfolgserlebnisse haben,

also spüren können, dass das, was wir getan, geschafft oder fertig gemacht bzw. gebracht haben, nicht nur für uns, sondern auch für andere einen Sinn ergibt.

Daher neigen wir dazu, diese Tiefzeiten durch besondere Hoch-Zeiten auszugleichen: wir bauen uns entweder eigene Familien, die uns glücklich machen sollen, auf oder genießen es, auf besonders vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen zu gehen, also zu möglichst vielen Gelegenheiten – möglichst ausgelassen und ohne darüber nachdenken zu müssen bzw. um sich über die Tiefzeiten und Menschen, die mehr oder weniger verantwortlich dafür sind – ausgelassen zu sein, zu feiern, zu trinken und zu tanzen und dabei unser unterdrücktes Ego, unser Ich-Bewusstsein, zu zeigen, das sonst kaum jemand wahrzunehmen scheint.

Unser wahres Ich wird dabei zerstört – denn das wahre Ich der Menschen liegt nicht im Bewusstsein der Menschen, das außer Kraft gesetzt werden kann, das Blackouts haben kann. Ein wahres Ich weint, während sein Ego schreien muss, damit andere es überhaupt als existent wahrnehmen. Ein wahres Ich kann bereuen, was es getan hat; ein wahres Ich kann sich entschuldigen.
Nur Egos glauben, dass das nicht notwendig sei, weil man dann ständig etwas bereuen oder sich für etwas entschuldigen müsste.

Die Menschen dieser Erde sind heute – in einer Welt der menschengemachten und ständig verfügbaren Drogen, also Dinge, die Glück versprechen, ohne dass wir dazu etwas tun müssen, außer sie zu nehmen, zu konsumieren – im Grunde fast alle auf Egotrips, selbst die, deren Droge der Verzicht, die Askese, geworden ist.
Viele wissen es vermutlich nicht einmal – weil sie im Grunde nichts über sich wissen, sondern von Geburt an denen vertraut haben, die sie großgezogen haben.

Wer nie herausfinden will, wer er oder sie wirklich ist, wird immer denken, er oder sie sei schon immer so, also genau so auf die Welt gekommen: entweder als unzufriedenes, missverstandenes Wesen, am falschen Ort zur falschen Zeit in der falschen Familie oder zufrieden, genau zur richtigen Zeit mit den besten Voraussetzungen, der oder die zu werden, der oder die man sein wollte.
Ich habe jetzt, mit knapp 45 Jahren endlich erkannt, dass ich schon immer dieselbe war und nie eine andere werden wollte – ob als Tochter, Enkelin oder Schwester, als Weltenbummlerin oder ewige Studierende, als Wissenschaftlerin, Arzthelferin, Tierpflegerin oder Lehrerin, als Freundin oder Partnerin oder jetzt als Bürger- und Menschenrechtlerin, die gegen eine korrupte Regierung und ihre Verordnungen und Zukunftsvisionen Widerstand leistet, weil sie nicht nur menschenverachtend, sondern auch naturzerstörerisch sind.
Aber mir ist auch bewusst geworden, dass es Menschen gibt, die mich und meinen persönlichen Entwicklungsweg nicht verstehen und die mich nur so haben wollten, wie sie mich zu einem kurzen Zeitpunkts meines Lebens, auf einer bestimmten Entwicklungsstufe, gesehen haben.
Auf viele von ihnen kann ich jetzt verzichten, weil sie mich überhaupt nicht mehr verstehen; aber mit allen anderen werde ich weiterhin genau so ehrlich sein wie bisher in  meinem Leben: Lachen, wenn ich lachen muss; weinen oder laut werden, wenn mir danach ist; tanzen und singen, wenn ich den Mut dazu gefunden habe; arbeiten, wenn ich wirklich muss, weil es für mein Überleben notwendig ist; und lieben, wen ich lieben kann, solange ich Naturliebe spüre.

Ich habe nicht das Gefühl, dass ich meine Gefühle, meine Stärken und Schwächen nicht kenne – aber wer weiß? Vielleicht bin ich ja auch nur berauscht von meinem Leben und kann mein Bewusstsein nicht mehr von der Realität unterscheiden?
Lass‘ mich also bitte wissen, wenn Du mir weiterhelfen könntest, weil ich vielleicht – am Tag der Drei Heiligen, die angeblich mal aus dem Morgenland gekommen sein sollen, um einem kleinen Kind, von dem sie nur gehört hatten, Geschenke zu bringen – nur Visionen habe, die sonst niemand sehen kann.

P.s.: Happy Birthday, Patrick! Genieße den Tag, auch ohne wilde Feier!

 

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Dank für das Foto gebührt Alina Sofia on Unsplash)!

 

 

 

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