Weißt Du eigentlich, welche Rolle Du im Leben anderer Menschen spielst?

Oder welche Rolle spielen andere für Dich?

Für Außenstehende, also ein Publikum, ist es oft relativ leicht zu beurteilen, wer im Umgang mit anderen Menschen wem (k)eine besondere Bedeutung im eigenen Leben zumisst – mit kleinen oder größeren, übertrieben wirkenden Aufmerksamkeit/en, mit respektvollen oder herablassenden Worten oder Blicken, mit liebevollen oder eher brutal anmutenden Handlungen.
ZuschauerInnen haben dafür keine oder wenig Ahnung davon, wie gut die Schauspielkünste von Menschen wirklich sind, z.b. sobald sie improvisieren müssen oder die eigene Bühne, die eigenen schützenden (vier) Wände verlassen haben und unbekanntes Terrain betreten und wie gut sie Rollen, die sie lieber gar nicht spielen würden, trotzdem beherrschen können. ZuschauerInnen wissen nicht, welche genauen Absprachen es möglicherweise zwischen unterschiedlichen Charakteren gegeben hat; wie zuverlässig sich alle an das halten, was sie anderen versprochen haben, ob ein heimlicher Masken-, Kostüm- oder Rollentausch stattgefunden hat, der sich erst später oder nie aufklären soll und vieles andere, was hinter den Kulissen abläuft.

Für mich ist jeder Tag eine offene Bühne, auf der ich nicht nur die unerschiedlichsten Rollenbilder erleben, sondern auch die unterschiedlichsten Menschen erleben kann, die versuchen, also sich Mühe dabei geben – oder auch nicht – sie oder einfach sich selbst darzustellen und auszudrücken: in den unterschiedlichsten Lebenssituationen, an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichsten Zeiten.

Wenn Dein Leben Dein Leben lang von Deiner Familie, ein paar wenigen FreundInnen oder nur einem einzigen Partner bzw. einer einzigen Partnerin und einem einzigen Job bestimmt wurde, von dem Du Dir mit Urlaubsreisen Auszeiten genommen hast, sowie wenn Du alle Rollenbilder mit denen aus Kino oder Fernsehen, Radio, Zeitungen oder Internet abgleichst, also eher oberflächliche Gespräche führst und Dich wenig für die hinter ihren Augen verborgene Seele der Menschen interessierst, kannst Du schwerlich behaupten, Du hättest viele unerschiedliche Menschen kennengelernt und (Lebens-)Erfahrungen mit ihnen gesammelt oder wüsstest – wenn Dich ihr Feedback zu Dir und dem, was Du tust, überhaupt nicht interessiert – viel über andere oder über Dich selbst, Deine Fähigkeiten, Deine Stärken und Schwächen.
Wenn Du wirklich wissen willst, welche Rolle Du besonders gut spielst und in welcher Du bisher vielleicht total versagt hast, musst Du lernen, nicht nur die Menschen zu fragen, die applaudieren, sobald Du Deine Bühne betrittst, sondern auch das kritische Publikum, das Dir Tipps geben könnte, besser zu werden.
Nimm‘ Kritiken nie so ernst, wie sie vielleicht für Dich klingen; aber behalte sie immer im Hinterkopf – vielleicht stellst Du selbst noch irgendwann fest, dass es gar nicht so schlecht ist und Du Dich selbst wohler fühlst, wenn Du sie berücksichtigst und eine neue Rolle daraus, also aus Dir, kreierst statt eine alte bis an Dein Lebensende zu spielen, nur weil Du sie in und auswendig kennst.

Die Bühne des Lebens steht auch Dir jeden Tag offen, zum Betreten oder „nur“ als stille oder begeisterte ZuschauerIn, die für Stimmung im Saal sorgt, auch wenn gerade ein Trauerspiel stattfindet!
Lass‘ Dich nie entmutigen, sie immer wieder zu betreten oder früher als erwartet zu verlassen, wenn Du keine Lust mehr hast, im Rampenlicht zu stehen oder Buh-Rufe für etwas zu ernten, was Du Dir mühsam ausgedacht hast und auf das Du auch ganz alleine, in Ruhe und Stille hättest stolz sein können, weil Dein Publikum eines ist, das wenig von Deiner Kunst versteht.
Alles, was Du tust, spielt immer eine Rolle – für irgendjemanden oder irgendetwas.
Also versuch‘ vor allem nicht, etwas zu verbergen, was irgendwann ohnehin ans Licht kommen wird, – denn nichts bleibt ewig im Dunkeln – egal, ob Du selbst dann noch für irgendjemanden eine Rolle spielst oder nicht: Deinen Namen oder den Deiner Familie wird man mit Sicherheit noch damit in Verbindung bringen können.

P.s.: Welche Rolle stellst Du Dir eigentlich momentan vor, wenn Du dem aktuellen political correct-Trend folgst und einen der verordneten Maulkorbvarianten anlegst: die medizinische, die bisher – aus gutem, wenn auch nicht infektiologischem Grund – nur Labor- und Pflegekräfte sowie MedizinerInnen oder Strafgefangenen vorbehalten war, oder die spezial-einheitliche, die sich bisher nur in voller Sicherheitsmontur vor Virenübertragungen schützen konnte, aber Dank neuester Technologien nur noch Feinstaubfilter(tüten) über Mund und Nase stülpen muss, um keine Gefahr, bzw. eine/n GefährderIn, mehr für sich selbst und andere Menschen darzustellen.

P.p.s.: Zu den besonders schlechten SchauspielerInnen gehören übrigens für mich Menschen, die nur so tun, als würde es sie nicht kümmern, dass andere sich nicht um sie sorgen, während das kein lebendes Wesen wirklich ernst meinen (und deshalb auch nicht ernst genommen werden) kann, wenn er/sie/es

  • dann wütend auf Menschen ist, die es tatsächlich nicht tun;
  • deswegen unglücklich ist bzw. traurig aussieht oder auf andere Menschen ungewöhnlich still oder aufgedreht wirkt;
  • dünn wegen Appetitlosikeit oder dick geworden ist vom Frustessen oder fehlendem Ansporn, sich ausreichend zu bewegen; oder
  • früher oder später – trotz angeblich (oder, in den Augen von Menschen mit vielleicht langjährigen Lebenserfahrungen, aber ohne echte Menschenkenntnisse, „tatsächlich“) bester Gesundheit – unerwartet und plötzlich (schwer) krank geworden oder vielleicht sogar verstorben ist, vor Sorgen um sich selbst oder andere, die für ihn/sie/es eine besondere oder eigentlich gar keine Rolle mehr gespielt haben bzw. hätten spielen sollen/dürfen/müssen/können.

 

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Dank für das Foto gebührt Kyle Head (auf Unsplash)!

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