Moral und Verantwortung im Leben

Warum es unmoralisch ist, keine oder ausweichende Antworten zu geben (und Risiken mit unabsehbaren Folgen für andere einzugehen)

Wenn man wissen möchte, ob Menschen ehrlich – zu sich selbst und anderen – sind, kann man sie einfach etwas fragen, was ihnen unangenehm ist.

Wenn man wissen möchte, ob das, was Menschen tun, so moralisch ist, so dass sie auch die volle Verantwortung dafür tragen wollen, muss man sie nur fragen, ob sie mögliche Folgen, Risiken und schädliche Nebenwirkungen, „Kollateralschäden“, berücksichtigt und Vorkehrungen getroffen haben, damit nicht andere in der Zukunft größere Mängel oder Zerstörung ausbaden zu müssen als es ursprünglich gab, sie also versucht haben zu beseitigen.

Es gibt wenige Menschen, die die „richtigen“ Fragen stellen – ich schätze, weil sie uns in der Schule oder im Elternhaus niemand beibringt, der oder die eigene unmoralische, unverantwortliche Geheimnisse hat und Gefahr läuft, dass die ans Licht kommen könnten; weil man hartnäckig durchhalten muss, immer wieder keine oder nur ausweichende Antworten zu bekommen, bis man endlich versteht, warum manche Menschen in ihrem Leben Ausflüchte vor den einfachsten Fragen suchen.

„Ich weiß nicht.“ ist vielleicht eine ehrlichere Antwort auf eine überraschende Frage als „Das ist eben so“, „Das ist einfach die beste Lösung und alternativlos“ oder „Das wird schon (wieder) gut werden“. Aber ich persönlich finde es heute schon mehr als verdächtig, wenn Menschen sich nicht die Mühe machen wollen, eine Antwort zu finden oder sich gemeinsam zu überlegen, warum etwas ist, wie es ist – vor allem, wenn offensichtlich ist, wie viel es Fragenden bedeutet, eine bessere zu bekommen, mit der sie etwas anfangen könnten. Es ist im Grunde schon ein Beweis, dass etwas verheimlicht oder gelogen wird, wenn nur die positiven Seiten dessen, was man tut, hervorgehoben werden, wenn nicht berücksichtigt wird, dass andere darunter leiden oder einseitig davon profitieren, also Ungerechtigkeiten gefördert werden.

Ich weiß, dass ich viele Menschen nerve, damit, dass ich so gut wie alle Antworten neu hinterfrage – aber ich bin eben eine geborene Wissenschaftlerin, die sich nicht damit zufrieden gibt, dass das, was sich Menschen bisher haben einfallen lassen, das Beste sein soll, was sie schaffen könnten.
Für Menschen wie mich gibt es davon nur selten Urlaub, also auch selten ein freies Wochenende; deshalb:
Ist das, was Du so tust, eigentlich moralisch oder belügst Du Dich und andere öfters als dass Du offen und ehrlich über alles mit ihnen sprichst, was sie von Dir wissen möchten, weil Du etwas darüber wissen könntest?
Wie viel Verantwortung trägst Du eigentlich für Dein Leben und welche unbeantworteten Fragen – und damit verbundene Probleme – lastest Du einfach anderen auf?

Egal, wie Deine Antworten ausfallen, ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und dass Du Menschen um Dich hast, die zusammen mit Dir Verantwortung tragen wollen – denn darauf vertrauen, dass in unternehmens- und politik- oder geldgesteuerten menschlichen Gesellschaften Moral herrscht, würde ich persönlich nicht.

 

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Dank für das Foto Yuiizaa September (auf Unsplash)!

1 Kommentar
  1. suleika
    suleika sagte:

    ……och wie ich den Text liebe – treffend, wahr, erkenntnisreich – wundervoll und beängstigend zu gleich. aufwirbelnd – erdend….
    danke dafür
    kisses suleika

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