Unsere ein-gebildeten menschlichen Schwächen und Nöte
Warum es aus meiner lebenswissenschaftlichen Sicht längst Zeit für ein komplett neues Bildungs-, Werte- und Zahlungssystem ist
Es gibt müde Menschen, die wütend werden, wenn andere sie wach machen wollen – weil sie sich wünschen, dass ihnen jemand vorher die Müdigkeit nimmt.
Es gibt ängstliche Menschen, die nicht glauben, wenn andere ihnen Mut und Selbstvertrauen zusprechen – weil sie sich wünschen, dass ihnen vorher jemand die Angst nimmt.
Es gibt arme Menschen, die sogar sich selbst an andere verkaufen (würden) – weil sie glauben, dass nur deren Geld auch sie reich machen oder zumindest für ihre Sicherheit sorgen kann.
Es gibt einsame Menschen, die im Prinzip immer andere Menschen um sich haben wollen als die, die gerade in der Nähe sind – weil sie glauben, dass es an denen liegt, dass sie sich einsam fühlen.
Es gibt vernunftbegabte Menschen, die sich für nicht intelligent genug halten, Gebildetere zu verstehen – weil sie denken, dass die zu lange bräuchten, um ihnen das, was sie wissen, zu erklären.
Sie wünschen sich – mehr als gesund für das eigene Selbstvertrauen ist – Mitleid, Schutz und Fürsorge und haben selbst keine Geduld mit sich oder wenig Verständnis für oder von sich.
Dabei wäre es so viel sinnvoller, wenn sie
- aufhören würden, in ihrer Opferrolle zu verharren,
- ihre Ängste, ihre Ohnmachtsgefühle und das, was sie (noch) nicht wissen, nicht mehr unter die Lupe nehmen, also nicht unnötig vergrößert betrachten würden,
- sich selbst in den Hintern treten,
- beginnen würden, mehr für sich selbst zu sorgen, und
- lernen würden, die mit der Enttäuschung darüber zu leben, dass andere nicht alle ihre Erwartungen erfüllen können – aber vielleicht mehr, als sie ihnen zutrauen würden, wenn sie zusätzlich
- lernen würden, ihre Schwächen, Nöte und Sorgen mit anderen zu kommunizieren bzw. gezielt Hilfe suchen würden – denn hilfsbereite Menschen gibt es überall.
Wenn Du Dich darin wiedererkennst, dann fang‘ an herauszufinden,
- wie Du selbst Deine Müdigkeit schnell zum Verschwinden bringen kannst,
- wie Du – mit Informationen dazu und Verhaltenstraining – Deine Ängste beherrschen kannst statt Dich von ihnen beherrschen zu lassen,
- wo Du Menschen findest, unter denen Du Dich wach und wirksam und immer willkommen fühlst,
- wer Dich stattdessen künstlich und gezielt dumm und untätig oder arm hält, um Dich nur mit seinen oder ihren eigenen Informationen bzw. Geld versorgen möchte, die Du blind glauben bzw. das Du dankbar annehmen sollst, und
- wer Dich aufklären und zum Selbstdenken und – tun anregen möchte, weil er oder sie daran glaubt, dass Du intelligent genug bist, alles zu verstehen, und fähig genug, Dir notfalls auch selbst helfen zu können.
Ich nenne sie meine echten Freunde oder zumindest Menschenfreunde, Philanthropen. Im Gegensatz zu selbsternannten oder den medial verbreiteten betrachten sie alle anderen als gleichwertig, begegnen ihnen auf Augenhöhe, laden auch alle anderen in ihr eigenes Haus ein, halten ihre Gegenüber nicht für minder- oder höherwertiger, dümmer oder schlauer, fauler oder fleißiger, besser oder schlechter.
Ich habe den Eindruck, die meisten von uns haben noch viel zu lernen, wenn es um Freundschaft und andere menschliche Werte geht.
Bleibt nur – zumindest für mich, denn ich bin nicht sicher, dass ich daran glauben kann – zu hoffen, dass sie sich nicht für zu dumm, müde oder alt dafür halten, das in ihrem Leben noch zu lernen, oder für schon zu schlau, erwacht oder noch viel zu jung, um noch oder schon etwas über das Leben lernen zu müssen.
Ein Bildungssystem, dass Lust auf lebenslanges, gemeinschaftliches Lernen, gemeinsames Leaning by doing, macht, wäre zumindest ein Anfang.
Eine kapitalistische Welt, in der möglichst viele Menschen etwas – notfalls sich selbst, also die eigenen Arbeitskraft – verkaufen wollen, um davon leben zu können, lebt aber davon, dass möglichst viele Menschen, die sich ohne fremde Hilfe, also Verkaufs-Produkte oder Dienstleistungen anderer für minderwertig halten, sich möglichst viel davon mit Geld kaufen.
Solange sich der Wert des Geldes, des Geldverdienens und Geldausgebens, also auf Gesellschaftsebene nicht ändert, solange Menschen nicht auch ohne Geld gesund, sicher und schön leben könn(t)en und wollen, wird uns unser neu-gebildetes Wissen allerdings nur unter Menschen nützen, die Freundschaften und Menschlichkeit in unserer Welt für erstrebens-wert, also für höhere Werte, halten und Geld nur noch im Notfall als Zahlungsmittel verwenden möchten.
Es ist schön zu wissen, dass es – am Rande unserer Gesellschaft – schon einige davon gibt, vermutlich mehr als die Mehrheit der Menschen, die vor allem dem Mainstream und seinen Medien folgt, denkt.
Aber jede gesellschaftliche Veränderung fängt – genau wie jede natürliche, die die wenigsten Menschen wahrnehmen – mal klein an, wenn ihre Zeit gekommen ist.
Vielleicht gewöhne ich mir ja doch noch an, daran zu glauben, dass auch in meinen Augen zukünftig alles immer nur besser werden wird, wie früher und zurück will ich selten etwas haben (ich lasse die Vergangenheit einfach gerne hinter mir und gebe nur Menschen etwas, denen ich vertraue, bei denen ich mir also sicher bin, dass sie es mir auch ohne Aufforderung irgendwann zurückgeben oder mich notfalls dafür entschädigen).
P.s.: Menschen, die Lebenszeit nicht nur als Geld, sondern als gelebte Zeit betrachten, verändern automatisch ihr Leben – nicht zum Vorteil von GeldgeberInnen, reichen Menschen, die sich ohne Besitz schwach fühlen und ohne Geld in Not geraten würden, so dass sie wenig Interesse daran haben, eine gesellschaftliche Veränderung in diese Richtung zuzulassen. Solange wir uns nicht alle ins selbe Boot setzen, unsere menschlichen Werte gemeinsam überdenken, updaten, (wollen), wird irgendwer dabei – wie seit jeher in unserer Menschheitsgeschichte – untergehen.
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Dank für das Foto gebührt Scott Graham (auf Unsplash)!
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