Warum es in der Natur wichtig ist, sich zu erinnern

In der Natur, in ihrem kollektiven Gedächtnis, gehen weniger Daten verloren als in unserer Menschheitsgeschichte oder als digitale

Menschen erinnern sich gerne an die „schönen Zeiten“. Und sie sind gut darin, schlechte Erfahrungen und Traumata zu verdrängen, um möglichst gut weiterleben zu können. Allerdings tragen wir alles, was wir nicht verarbeitet, womit wir uns nicht konfrontiert und was wir nicht bewusst losgelassen haben, weiterhin mit uns herum, vielleicht sogar als „Erblast“, die uns unsere Eltern bereits bei unserer Geburt aufgebürdet haben. Wenn wir uns dessen bewusst sind, können wir lernen, damit umzugehen, offen darüber sprechen, und damit vielleicht sogar anderen zu helfen, ihre eigenen Lasten – Trauer, Wut, Scham, Verzweiflung oder andere Ängste – leichter zu nehmen oder sich davon zu befreien. Wer sich dessen nicht bewusst ist, wird vermutlich früher oder später, vielleicht auch immer wieder, im eigenen Leben damit konfrontiert und neu traumatisiert werden, solange, bis er/sie sich der eigenen Vergangenheit stellt. Oder vor ihr kapituliert … Sowohl Körper als auch der Geist oder die Seele, vielleicht alle zusammen, können an alten, neu aufgerissenen Wunden zerbrechen.
Dessen bin ich mir heute sicher: Die Natur vergisst nie! Menschen können noch so sehr versuchen, Dinge unter den Teppich zu kehren, Erinnerungsstücke zu verbrennen oder ganz tief zu vergraben, irgendwann wird etwas davon ans Licht kommen und andere Menschen verstehen, was es damit auf sich hat.

Ich bin zum Beispiel erschüttert darüber, dass ich seit Kurzem weiß, dass wir Deutschen – rein rechtlich gesehen – gar keine Lebewesen, also Menschen, sondern „deutsche“ Objekte sind (ich habe mich schon immer über die Staatsangehörigkeit „deutsch“ gewundert und manchmal Deutschland oder Deutsche geschrieben, weil es mir grammatikalisch einfach falsch vorkam …).
Ich verstehe, warum unsere Grundrechte aktuell von PolitikerInnen eines Landes mit Füßen getreten werden, das aus juristischer Sicht gar kein souveräner Staat mit souveränen BürgerInnen ist.
Und ich habe eine Ahnung davon, warum Deutschland, dessen Vergangenheitsaufarbeitung in meinen Augen katastrophal ist, in der aktuellen „Corona-Krise“ eine Schlüsselrolle spielt.

Aber das führt vielleicht ein wenig zu weit weg von der Natur.
Mir erklärt sie zwar – wenn ich meine Augen und Ohren offenhalte, mich auf meine anderen Sinne und Feinsinne verlasse, wenn mir einfach ein Gedanke kommt, ich „zufällig“ etwas lese oder gezielt recherchiere und darüber nachdenke, warum die Welt heute ist, wie sie ist und was wir tun müssten, um zukünftig friedlich mit ihr, also auch als Teil von ihr, zu leben. Aber sie wir mir nie erklären können,

warum Menschen es so weit haben kommen lassen;

warum so viele Menschen untätig dabei zusehen bzw. sogar „freiwillig“ dafür bezahlen, dass andere sie – sozusagen in ihrem Namen – zerstören und Menschen, Tiere, Pflanzen und alle anderen Lebewesen dabei töten, und

warum sie sich dann nicht einmal damit konfrontieren lassen, also daran erinnern (lassen) wollen, um mitzuhelfen, andere vor demselben Schicksal zu bewahren,

warum also soziale Menschen aus Angst ums eigene Überleben so egoistisch, engstirnig und kurzsichtig handeln können, dass sie nicht mehr sehen, in welche Lebensgefahr sie sich begeben, einfach nur dadurch, dass sie den „falschen“ Menschen vertrauen, die sich nämlich gar nicht um ihr Überleben scheren.

Manchmal hilft das Erinnern vielleicht dabei, diejenigen Menschen wieder zu finden, auf die man sich immer verlassen konnte.
Manchmal ist es aber auch besser, neue Verbindungen zu Menschen mit weniger Angst zu knüpfen – denn vor allem aus Angst haben Menschen schon die grausamsten Dinge getan, an die sie sich hinterher nie wieder erinnern (lassen) wollten.

P.s.: Wer sich nicht erinnern will, wie es zu etwas kommen konnte, wird auch jedes einzelne der vielen Zeichen ignorieren, die daraud hindeuten, dass ziemlich dasselbe wieder geschieht.

 

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P.s.: Dank für das Foto gebührt in erster Linie Peppie, an die ich mich gerne immer erinnern möchte, auch wenn sie mir dabei ins Bewusstsein ruft, dass ich ihr in der heutigen Welt und innerhalb meines Lebens keines bieten konnte, das sie sich als Hund bestimmt gewünscht hätte.

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