Wer oder was beherrscht und hemmt Dich?

Die Angst hinter dem, was Menschen tun und denken

Die einzigen drei Ängste, die uns Menschen von Natur aus bereits bei unserer Geburt mitgegeben sein sollen, sind die Angst vor dem Ersticken, vor dem Alleinsein bzw. Allein-gelassen-werden und die vor dem freien Fall, durch die wir uns instinktiv von Kanten und gefährlichen Abgründen fern halten. Ich vermute allerdings eher, dass wir alle Drei während eines natürlichen Geburtsvorganges erst lernen, weil wir in Situationen gebracht werden, in denen wir zu ersticken drohen, aus einer sicheren Umgebung herausgerissen werden und auf einem harten Boden der Tatsachen landen.

Alle anderen Lebensgefahren – verhungern, verdursten, erfrieren, verbrennen, ertrinken – müssen wir erst durch körperliche Warnsignale selbst erfahren oder gelehrt bekommen, also über sie aufgeklärt werden.
Unser Leben ist keine so sichere Angelegenheit wie uns viele Menschen – aus ihren persönlichen Erfahrungen heraus oder aus Eigeninteresse, weil sie damit ihr Geld verdienen – glauben machen möchten, aber auch nicht so gefährlich, wie es uns von ungerechtfertigten Ängsten beherrschte Menschen weismachen möchten.

Wenn man im Bewusstsein der echten Gefahren für das eigene Leben lebt, sich also bewusst ist, dass es jederzeit auch vorbei sein kann, wenn man nicht auf sich acht gibt und vor allem unvorhersehbare Unfälle vermeidet, hat man drei Möglichkeiten – obwohl sie sich natürlich nicht aus einer Welt schaffen lassen, in der Leben und Tod zusammengehören, in der neues Leben daraus entsteht, dass altes stirbt und Platz für ein neues macht:

  • sich an sie zu gewöhnen und freundschaftlich mit ihnen zu leben, ohne sie herausfordern zu wollen;
  • sie zu verdrängen und sich möglichst selten mit ihnen zu konfrontieren, obwohl sie natürlich immer da sind; oder
  • sie als Feinde für das eigene Leben zu betrachten, die es auszuschalten, zu bekämpfen, gilt .

Menschen haben die menschliche Angewohnheit, Scham, ihre Ängste vor den wahren Bedrohungen für ihr Leben zu verschleiern und hinter anderen Ängsten zu verstecken bzw. nicht wahrhaben zu wollen, welche Angst hinter ihren individuellen, auf Ängste und Unsicherheiten zurückführbaren Angewohnheiten steckt:
Menschen, die Angst vor dem Alleinsein haben, suchen sich entweder irrationale Gefahrenquellen – beliebt sind Spinnen oder viele andere, im Grunde harmlose Tiere, wenn man diese nicht dazu bringt, ihr eigenes Leben verteidigen zu müssen –  um Mitleid oder zumindest die Aufmerksamkeit anderer Menschen zu erregen, oder ertragen Demütigungen und entmenschlichende Gruppenzwänge, nur um sich nicht verlassen zu fühlen.
Wer nicht weiß, wie er/sie alleine, ohne fremde Hilfe überleben, sich also selbstständig ernähren oder versorgen könnte, neigt vermutlich besonders häufig dazu, sich selbst im Grunde aufzugeben und zu verraten, also nur oder in erster Linie zu tun – sei es noch so gefährlich oder albern -, was andere erwarten, um weiter leben zu können.
Wer aus einer Vorerfahrung heraus Angst vor dem Ersticken hat, mag vielleicht keine Rollkragenpullover.
Wer selbst schon hungern musste und Angst vor dem Verhungern oder auch Verdursten hat, legt sich eventuell häufiger Fettreserven oder sogar Wasservorräte an.
Wer nicht weiß, wie man Eigenwärme produzieren kann, wer also schnell Angst vor dem Erfrieren hat, ignoriert in manchen beheizten Räumen die Gefahr eines Erstickungstodes.
Wer schmerzhafte Erfahrung mit Feuer gemacht und Angst vor dem Verbrennen hat, kann oft nicht einmal mehr Kerzenlicht genießen.
Und wer Angst vor dem Ertrinken hat, lernt das Schwimmen manchmal „zur Sicherheit“ lieber gar nicht.

Ängste beherrschen in der unterschiedlichsten Kombination und unter den verschiedensten Deckmänteln unser menschliches Zusammenleben. Ihre Ängste zugeben würden die wenigsten, weil sie damit Schwächen zeigen würden, und könnten vermutlich noch weniger, weil sie sich nie damit konfrontiert haben und sie vielleicht gar nicht kennen.
Meiner Beobachtung und wissenschaftlichen Meinung nach haben die Menschen, die versuchen, als die Härtesten zu erscheinen, oder die – ohne unsichere GrobmotorikerInnen zu sein – nur hart mit anderen durchgreifen können, die größten Ängste.

Sollten wir uns also wirklich von denen beherrschen, regieren oder erziehen, lassen, die mit – ihren oder unseren – Ängsten „arbeiten “ eher Psychoterror statt Aufklärung betreiben, also ehrliche, umfassende Erklärungen abgeben, oder die hart mit uns durchgreifen ohne dass sie uns überzeugend vorleben könnten, wie wir ihre harten Maßnahmen ertragen sollen?
Genügen in unserem Leben nicht unsere eigenen natürlichen Ängste, die wir uns gegenseitig nehmen können, wenn wir zusammen rücken; müssen wir uns unbedingt auch noch die anderer Menschen auflasten, die so tun, als könnten sie uns damit etwas beibringen?
Ist es sinnvoll, darauf zu vertrauen, dass sie für uns Gefahren aus der Welt schaffen, die es seit Anbeginn der Menschheit gibt?
Ist es überhaupt realistisch, dass sie dabei jemals Erfolg haben können?

Wenn ich mir die digitale oder von anderen Technologien beherrschte Welt so betrachte, die heute zur Realität vieler Menschen geworden ist, befürchte ich leider, dass viele sogar mit „ja“ antworten würden …
Gehörst Du auch dazu?
Und wohin wird Dich oder uns das, wohin werden Dich oder uns diejenigen, die den aktuell eingeschlagenen, technokratischen Weg weiter gehen und immer strenger, mit dem Schüren von Ängsten, vorgeben (wollen), führen?
Schreib‘ es mir gerne, denn ich blicke Gefahren lieber früher als zu spät ins Auge, damit ich rechtzeitig weiß, womit ich es zu tun habe und mich nicht unnötig selbst in Ketten lege oder legen lasse.

P.s.: Wissen ist Macht, Informationen geben Sicherheit – sammle vor allem die von Menschen, die Dir ein beruhigendes Gefühl geben, und denke nicht, dass die – vor allem in heutigen Zeiten, die von Zensur beherrscht sind – vom Himmel fällt oder Dir von der Tagesschau oder Deiner Lokalzeitung geliefert wird.

 

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Dank für das Foto gebührt Deann DaSilva (auf Unsplash)!

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