Trügerisches Familienglück?

Warum die Kleinfamilie auf Dauer im Prinzip nie konfliktfrei funktionieren kann

Es ist ein schöner Traum, eine ziemlich unrealistische Idee, die uns unter anderem (Kriegs-)Propaganda oder vor allem Hollywood in unsere menschlichen Köpfe gesetzt hat: das perfekte Familienleben mit Kindern und irgendwann auch Enkelkindern, die die Großeltern für all ihre Mühen im Leben entschädigen.
In der Natur fällt mir keine einzige Art ein, die lebenslang nur im kleinsten Familienkreis, ohne Zweit- und DrittpartnerInnen zusammenlebt und bei der jeden Tag eitel Sonnenschein herrscht oder nie ein Familienmitglied auf Nimmerwiedersehen abwandert.
Es macht auch wenig Sinn in einer Natur, die der Evolution unterworfen ist. Nicht nur Bio- oder SozialwissenschaftlerInnen, sondern auch „normalen“ anderen Menschen ist schon aufgefallen, dass wir Menschen größere soziale Gruppenverbände brauchen, um gesund und glücklich leben, also sich darin auch selbst finden und verwirklichen zu können.

Wenn Kinder immer alles akzeptieren und nur das machen würden, was ihnen die Eltern beibringen, würden wir heute noch auf Bäumen leben, weil niemand sich gewagt hätte, aufrecht zu gehen, bzw. noch in Erdlöchern wie die ersten kleinen Säugetiere, aus denen sich niemand herausgewagt hätte.
Konflikte sind wichtig, weil Lebewesen lernfähig sind und dazulernen wollen, sich also nie nur mit dem zufrieden geben werden, was ihnen andere sagen.
Es ist nicht sinnvoll, Konflikte vermeiden zu wollen, weil es mit Unterdrückung zu tun hat: die eigener Bedürfnisse oder die von Unverständnis oder Wut.
Konfliktvermeidung führt zu Krankheiten oder zur Spaltung zwischen Menschen.
Aber wir Menschen können, könnten, lernen, wir sind von Natur aus dazu in der Lage, Konflikte so auszutragen, dass niemand darunter leidet:

  • Wir können Streitthemen laut ausdiskutieren, wenn alle Spaß daran haben;
  • wir können uns aber auch darauf einigen, uns erst zum Diskutieren an einen Tisch zu setzen, wenn wir genau wissen, was wir eigentlich aussprechen wollen und das auch ruhig formulieren können.
  • Wir können Dinge sofort klären, wenn alle einverstanden sind, oder
  • wir können Termine vereinbaren.
  • Wir können uns friedlich, ohne Waffen, entgegenkommen und zur Ruhe oder Vernunft zurückrufen – indem wir auch zugeben, was uns getroffen hat – statt uns – bewusst oder unbewusst, weil wir wunde Punkte nicht einmal bemerken – gegenseitig immer weiter zu verletzen.

Es gibt so viele Möglichkeiten, auch in der kleinsten Familie friedlich zusammen zu leben; und es sind so viele Informationen dazu frei verfügbar.
Ich frage mich wirklich – vor allem wenn ich von der Zunahme von häuslicher Gewalt höre -, warum so viele Menschen sich offensichtlich keine Zeit dafür nehmen, sie zu finden, also Hilfe dabei gebrauchen könnten – wenn das doch mal ihr Traum war.
Wieso bringt niemand schon Kindern in der Schule bei, dass es Zeit braucht, Träume zu verwirklichen? Wer hält es bitte für sinnvoll, Kinder immer mehr anzutreiben und ihnen in immer kürzerer Zeit immer mehr überlebenswichtige Informationen in dieser Welt eintrichtern zu wollen?
Kein Wunder, dass die heutigen „FaktencheckerInnen“ keine Ahnung mehr davon haben, wie man wissenschaftliche Arbeiten von unwissenschaftlichen unterscheidet oder Daten einordnet; mich erstaunt eigentlich nicht, dass immer noch so wenige Menschen glauben, dass Coronaviren harmlose Begleiter der Menschen sind und es andere Ursachen für Lungenerkrankungen und ihre schlimmen Verläufe gibt.
(Was mich allerdings erschreckt ist, wie wenige WissenschaftlerInnen und ÄrztInnen wissen, wie PCR-Tests funktionieren, oder sich trauen, sich ihre eigene Meinung aus den frei verfügbaren wissenschaftlichen Arbeiten dazu zu bilden, also einzugestehen, dass sie allein per definitionem keine Infektionen nachweisen können – aber das ist wohl eine lange andere Geschichte …)

Ich bin jedenfalls froh, dass ich den Traum von Familie und Kindern nie hatte (mir hat sich der Satz „Überleg‘ Dir das gut“ einiger Verwandter in meiner Kindheit tatsächlich gut eingeprägt!) und mich heute auf eine friedliche Beziehung zu den Menschen konzentrieren kann, für deren Dasein in der Welt ich nicht verantwortlich bin – das ist für mich Herausforderung, aber auch Belohnung genug!
Aber es macht mir Freude, öfters Teil von anderen Kleinfamilien sein zu dürfen, die hin und wieder meine Ratschläge hören wollen, weil sie wissen, dass ich nicht böse bin, wenn sie sie nicht umsetzen.

 

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Dank für das Foto gebührt Heidi Frey!

 

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