Überleben unter DogmatikerInnen, die …

… keine Fragen zulassen und sich mit (wissenschaftlichen) Erklärungen abfinden, die sie gar nicht verstanden haben

Jeder Mensch – jeder Mann, jede Frau, jede/r, der/die sich nicht als Mann oder Frau, sondern lieber als beides bezeichnen lassen möchte, jedes Kind – hat in meinen Augen das Recht oder sogar die Pflicht, nachzufragen, bevor er/sie/es etwas oder jemanden wählt und Entscheidungen im Leben trifft.

Mehr als ein Mal habe ich mir in meinem Leben den Vorwurf gefallen lassen müssen, ich sei – als langjährige, selbstgewählte Verfechterin einer möglichst tierleidfreien und biologisch-ökologisch sinnvollen Ernährung, ohne dass ich also jemals jemandem sein/ihr Essen habe wegnehmen oder verbieten wollen, nur weil es meinen Kriterien nicht genügen würde – eine Dogmatikerin. Ich habe das so hinnehmen müssen, weil mir nicht bewusst war, dass Menschen sich von neuen Informationen in ihrer Lebensweise bedroht fühlen können; dass sie sich durch neue Informationen schlecht bei dem fühlen würden, was sie – vielleicht unbedacht – gewählt und sich selbst bisher „schön“ geredet haben und gedankenlos tun konnten.
Heute weiß ich, dass Menschen, die andere als DogmatikerInnen bezeichnen, selbst die größten DogmatikerInnen sind – weil sie nicht verstanden haben, was (Meinungs-)Freiheit und Demokratie bedeutet; und ich sehe, dass wir von solchen Menschen regiert werden, sie also als tägliche „Vorbilder“ haben, die über unser aller Leben mitbestimmen.

Ich bin ziemlich schockiert über all meine Mitmenschen, von denen viele Abitur gemacht und auch studiert haben, die vielleicht wissen, dass nichts „alternativlos“ ist – auch wenn das eine Kanzlerin im Jahr 2020 noch behauptet und damit dreist lügt. Es ist für mich ein Armutszeugnis für „intelligente Menschen“, wenn sie nicht wagen, laut nachzufragen, also auch weniger intelligente Fragen zu stellen wie die, aus welchen Alternativen überhaupt gewählt wurde; welche unter anderen man also persönlich mitverantwortet, wenn man als BürgerIn eines angeblich demokratisch „regierten“ Landes vorher gar nicht demokratisch darüber abstimmen durfte.

Wir alle, als menschliche Gemeinschaft, die solche Menschen wählt oder kritiklos bis zu nächsten Wahl regieren lässt, sind selbst verantwortlich für die aktuelle Lage, in der wir uns befinden. Wir sind als Gesellschaft noch gar nicht auf dem Niveau vernünftiger Mehrheitsentscheidungen angekommen, von dem vielleicht die meisten denken, wir wären es. Eine Mehrheit von Menschen versteht noch nicht einmal, das es nicht genügt, sich mit einer bestimmten Bevölkerungsgruppe zu solidarisieren, ohne dass andere Bevölkerungsgruppen darunter extrem leiden können, oft sogar mehr als unverhältnismäßig hoch oder wie es im Urteil zur Kontaktbeschränkung_des Weimarer Amtsgerichts vom 11.1.2021 zu lesen ist: „Das Wort „unverhältnismäßig“ ist dazu zu farblos, um die Dimensionen des Geschehen anzudeuten.“ Aber trotzdem „brauchen“ wir strenge Maßnahmen anscheinend immer noch, solange wir nichts aus unserer Geschichte gelernt haben: Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht, Berufsausübungsverbote, Ausgangssperren, Alkoholverbote – alles eindeutig sinnvoll, um Menschen vor einer Krankheit zu schützen, die man nicht einmal von der Grippe abgrenzen kann …

Die Mehrheit der deutschen Erwachsenen lässt sich von PolitikerInnen wie kleine Kinder behandeln, die sogar Angst davor haben, ihren Eltern Fragen zu stellen zu Themen, über die sie nicht reden möchten.
Die Kinder dieser Menschen werden also von solchen, im Prinzip von noch-nicht-aufgeklärten, keine-eigenen-Entscheidungen-treffen- oder für-eigene-Entscheidungen einstehen-wollenden Menschen groß gezogen.
So, mit solchen „erwachsenen“ BürgerInnen oder Wahlberechtigten kann Demokratie gar nicht funktionieren, auch wenn wir uns noch so lange einzureden versuchen, wir würden in einer leben. Dazu leben noch zu viele DogmatikerInnen unter uns und in der ganzen Welt – die meisten in den Führungspositionen; Menschen, aus ihren eigenen Kindheitserfahrungen vor allem gelernt haben, dass sie selbst nur richtige oder nur falsche Entscheidungen in ihrem Leben getroffen haben, und die nicht gerne darüber nachdenken, welche Alternativen sie gehabt hätte, vieles anders oder gar nicht zu tun.

Niemand darf sich eigentlich über die Situation in der Welt heute wundern und erwarten, dass wir jemals dahin zurück könnten, wo wir vor Beginn der „Pandemie“ im letzten Jahr waren; am wenigsten unsere „Mütter und Väter“ des Grundgesetzes, die nicht dafür gesorgt haben, dass es jedem/jeder neuen BürgerIn des Landes auch „hinter die Ohren geschrieben“ werden müsste, alle also auch seinen Sinn erkannt haben – ihre Rechte und Pflichten kennen – müssten, damit es auf Dauer funktionieren kann.
Sie waren Menschen, die mindestens einen Krieg erlebt hatten und denen bewusst war, wie sie dahin gekommen waren.
Die meisten von uns können bzw. wollen sich das gar nicht vorstellen, ich sollte besser sagen: wollTen sich das nie vorstellen.

Deshalb sind wir heute genau da.
Es werden nur bislang andere Waffen eingesetzt als die, mit denen bisher Kriege geführt würden: digitale, (bio-)technische und medizinische.
Bisher führen unsere PolitikerInnen „nur“ Krieg im eigenen Land – um die Menschen zu bekämpfen, die nach friedlichen und alternativen Lebenswegen suchen, und die hinter sich zu sammeln, die regierungstreu bereit sind, auch in jeden anderen Krieg zu ziehen.
Aufgerüstet wird derweil fleißig, weil unsere Regierungen auch noch nicht aus der Geschichte lernen konnten, dass die Mehrheit der Menschen irgendwann nicht mehr hinter ihnen und ihrer Kriegsmaschinerie steht; vor allem wenn sie nur versuchen, ihre eigenen machtpolitischen Interessen durchzusetzen – nicht nur im „eigenen“ Land, sondern über Ländergrenzen hinaus, vermutlich irgendwann weltweit.
Ich weiß, wie schwer es ist, mit Menschen, die glauben (wollen), dass andere sie „bekehren“ statt zum eigenen Denken anregen wollen, „vernünftige“ Gespräche zu führen.
Deshalb kann ich nichts tun, als abzuwarten, bis Menschen wirklich gesprächs-, also auch diskussionsbereit („small talk“ bezeichne ich ungern als echtes Gespräch) sind; aber ich habe aus meinen Erfahrungen und Fehlschlägen zum Glück gelernt, dass es viele und immer wieder neue Wege gibt, Menschen so neugierig zu machen, dass sie irgendwann gesprächsbereit sind, und dadurch vielleicht auch irgendwann bereit, anders als bisher zu handeln.

Wer so „auf Kurs“ ist wie die meisten – zum Glück nicht alle – Menschen, vor allem in den Berliner Regierungsgebäuden oder in unseren Landesregierungen, wird das alleine, ohne Druck von außen in absehbarer Zeit niemals tun. Die Frage ist nur: Wie lange wollen wir uns das noch gefallen lassen?
Ich kann es kaum abwarten, endlich mal am eigenen Leib zu erfahren, wie sich eine echte Demokratie anfühlen kann – in der wir auch nach Wahlen noch Mitsprache- und Einspruchsrechte haben und uns nicht alles gefallen lassen und ausbaden müssen, was PolitikerInnen beschließen.

Denn das müssen wir am Ende ja ohnehin: Die Verantwortung nicht nur dafür tragen, was wir tun, sondern auch dafür, was andere in unserem Namen tun dürfen.
Warum warten wir also immer, bis wir wieder in einer Krise stecken, um das zu erkennen, und reden nicht von Anfang an offen darüber, wenn wir mit etwas nicht einverstanden sind und uns übergangen oder schlecht dabei fühlen? Warum schaffen es Eltern und LehrerInnen nicht, die Neugier jüngerer Generationen am Leben zu erhalten, indem sie sie dazu anregen und anleiten, sich ihre Fragen irgendwann immer selbst beantworten zu können. Nur dann erhält man sich die Freude am Lernen und die Lust zu leben.

Ich habe das Gefühl, viele unserer DogmatikerInnen könnten einen Integrationskurs in „Transparenz und Meinungsfreiheit“ oder „Menschlichkeit und demokratische Werte“ gebrauchen.
Ich befürchte nur, es gäbe auch so einige „Nicht-Integrierbare“, die immer wieder dieselben Antworten auf unterschiedliche Fragen geben werden.
Aber auch die würden unter Menschen wenigstens mit dem Respekt behandeln werden – wenn sie sich dafür entscheiden würden, Teil der Gemeinschaft zu sein, und versuchen, bestmöglich wieder gut zu machen, was sie an Schaden angerichtet haben.

Mein Tipp also, um mit DogmatikerInnen friedlich zusammen zu leben: Mit ihnen umgehen, wie mit scheuen Tieren – sie neugierig machen und nicht zu schnell wieder verschrecken mit dem, was man gerne loswerden möchte. Achtung vor allem bei „WölfInnen im Schafspelz„! Wenn man sich autoritär-denkenden, also undemokratischen Menschen, die den Sinn von Gewaltenteilung entweder nicht verstanden haben oder aus Eigeninteressen nicht verstehen wollen und die gleichzeitig mehr (Einfluss-)Kraft und Macht haben als man selbst, aus Unvorsichtigkeit zu nahe zu tritt, kann es gefährlich werden: Sie werden nämlich häufig genauso „unvernünftig“ und grausam in ihren Handlungen wie wilde Tiere, die in die Enge getrieben werden, also Angst haben.

P.s.: Ich schätze, ich bin etwas dogmatisch hinsichtlich Sprache als Kommunikations- und Diskussionsmittel. Aber solange unser Grundgesetz und auch unsere Menschenrechte nur in schriftlicher und nicht bildlicher, musikalischer oder anderer Kunst-Form vorliegen, kann ich mich auch nur darauf berufen.

P.p.s.: Mit Gewalt zu versuchen, undogmatisch zu klingen oder antiautoritär zu sein, zeugt vom fehlenden Verständnis – nicht nur für sich selbst, sondern auch für alle anderen Menschen.

P.p.p.s.: Die Inschrift „Dem Deutschen Volke“ soll Kaiser Wilhelm II übrigens so lange am Reichstagsgebäude verhindert haben – weil er, wie übrigens auch unsere amtierende Bundeskanzlerin, nichts von der Herrschaft des Volkes, also von Demokratie hielt -, bis er 1916 die Unterstützung, also Rückendeckung der Menschen im Ersten Weltkrieg brauchte. Und ich finde traurig, dass „Honig ums Maul schmieren“ und andere Versprechungen immer noch so gut bei Menschen funktionieren, die sich nicht bewusst sind, welche Macht und Bedeutung, welchen Wert, sie selbst haben.

 

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Dank für das Foto gebührt Tim Hüfner (auf Unsplash)!

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