Verschlüsselte, missverständliche oder missverstandene Körpersprachen

Was unser Kopf, Herz, Bauch und Gewissen sagen könn(t)en

„Ich höre darauf, was mein Körper – mein Bauch, mein Herz oder meine innere Stimme – mir sagt.“ habe ich schon oft von Menschen gehört, die gleichzeitig nicht aussahen, als wären sie glücklich damit, oder bei denen ÄrztInnen schon eine oder mehrere Krankheiten diagnostiziert hatten.
Ich bin überzeugt, dass wir von Natur aus alles mitbekommen haben, um – damit und dementsprechend – ein langes und gesundes Leben führen zu können, bzw. das Potenzial, während unseres Lebens all das aufzubauen, was bei unserer Geburt unterentwickelt, und all das in andere Richtungen zu lenken, was „fehlentwickelt“ war.
Deshalb würde ich heute behaupten, Menschen, die krank oder unglücklich sind, verstehen entweder nicht, was ihnen ihr Bauch oder Herz sagen will, weil sie vor allem auf die Stimmen in ihrem Kopf hören; oder sie sind vor allem „Bauchmenschen“, die oft unüberlegt und in den Augen anderer unvernünftig, entscheiden.
Seltener begegnen mir Menschen, die ganz offensichtlich in erster Linie ihrem eigenen Herzen folgen und damit glücklich, aber gesellschaftlich eher Randfiguren sind; und noch seltener die, die eine gesunde Balance in all dem Stimmengewirr gefunden haben: die die sich die Zeit nehmen, bis sie allen zugehört haben, und dann einfach das tun, womit alle einverstanden sind.
Sie werden dafür mit Selbstsicherheit, Gesundheit und Glück belohnt und wahrscheinlich auch mit Respekt, den ihnen andere entgegenbringen; vor allem, wenn sie so viel Übung darin haben, dass sie auch anderen Menschen genauso zuhören wie sich selbst: mit offenen Ohren, Feinsinn und Feingefühl.

Ich habe selbst noch viel zu lernen beim Zu- und Hinhören, aber ich habe immerhin für mich schon vier Stimmen-, die in gewisser Weise auch Stimmungsquellen sind, gefunden. In dem Bewusstsein, dass andere Menschen die Einteilung anders vornehmen würden, weil sie sie entweder anders hören bzw. empfinden oder weil es für sie fließende Übergänge gibt, unterscheide ich heute zwischen vier inneren Stimmen bzw. Ursprungsorten:

  • Die lauteste Stimme, die auch schnell wütend wird, – und die ich im Bauch lokalisiere – ist die des Egos, des Ichs, das sich vor allem dafür zuständig fühlt, dass wir als Individuum wahrgenommen werden und auch in einer Gemeinschaft freie Entscheidungen treffen können. Wenn unser „Bauch-/Magen- und Darmgehirn“ im Vergleich zum Kopf wenig zu melden hat, kann es sich auch lautstark über unser Verdauungssystem oder über Essgelüste zu Wort melden.
  • Das Selbst, das vor allem mit Worten im Kopf spricht, kümmert sich um die – individuelle, aber auch soziale, gesellschaftliche Persönlichkeit; darum, dass man von anderen wahrgenommen wird bzw. sich ausreichend wertgeschätzt fühlt. Es wird – besonders natürlich während der Kindheitsentwicklung – von anderen Menschen, von Eltern, von Idolen und Idealen, beeinflusst, die sich als Glaubenssätze ein- und das eigene Weltbild prägen. Schwindel und Kopfschmerzen können anzeigen, dass das „Selbstbild“ stark von dem abweicht, wovon die anderen Stimmen sprechen.
  • Die leise Intuition – mir ist noch nichts Besseres als das abwertend klingende „Es“ eingefallen – überhören vermutlich die meisten modernen Menschen in unserer lauten Welt. Dabei ist sie dafür zuständig, dass unsere überlebenswichtigen Funktionen aufrechterhalten werden und wir unseren Körper mit dem versorgt, was wir wirklich brauchen, um lange und gesund zu leben. Es verursacht nicht in erster Linie Bauchgrummeln, sondern auch (echten) Herzschmerz, Herzrasen, Kurzatmigkeit, Appetitlosigkeit oder Heißhunger, … je nachdem, welche Bedürfnisse welcher lebenswichtigen Organe vernachlässigt werden.
  • Die mahnende Gewissensstimme eines Über-Ichs, die uns erinnern soll, wenn wir eine der anderen überhören, verwechseln wir oft mit unserem Selbst, haben also vielleicht nie gelernt, sie in einer Welt voller Stimmen einzuordnen, oder wir sehen einfach keine Möglichkeit, ihr unter vielen anderen, zwar Moral predigenden, aber gewissenlos erscheinenden, Menschen folgen zu können.

Das „Gehör“ für all die unterschiedlichen Stimmen lässt sich vor allem in der Stille trainieren. Es ist nicht oder zumindest wenig erfolgversprechend, dabei auf andere zu hören, also sich von anderen Geräuschen ablenken zu lassen. „Einfach“ nur Zeit mit sich alleine zu verbringen, ohne dabei selbst etwas zu tun, was die Ohren im Außen beim Hören nach Innen stören könnte, oder zusammen mit anderen still zu sitzen, fällt heute vielen Menschen unendlich schwer; entweder weil sie sich nur mit sich selbst nicht wohl fühlen oder weil sie es nicht schaffen, es nicht für notwendig halten, sich diese Zeit für sich zu nehmen.
„So etwas wie Meditation ist nichts für mich.“ habe ich schon oft von Menschen gehört, die trotzdem nach sich selbst oder nach ihrem Glück suchen. „Das habe ich schon versucht; aber es hat mir nichts gebracht.“
Ich bin sicher, sie hatten nur keine Geduld mit sich; sie haben unterschätzt, wie viel (Achtsamkeits- oder Bewusstseins-)Training notwendig ist, bis man Erfolge „sehen“, „hören“ bzw. spüren kann.

Ich wünsche jedem Menschen, dass er/sie irgendwann noch dahin kommt, zu verstehen, was im eigenen Körper oder Leben aus der Balance gekommen ist, was fehlt, was losgelassen werden könnte, was getan werden kann und zu tun ist.
Ich habe viele eigene Erfahrungen dazu weiterzugeben.
Allerdings bin ich – die am liebsten ehrlich Klartext redet – noch relativ unerfahren in Hellhörigkeit, also noch dabei zu lernen, genauer hin- und viel mehr auch darauf zu hören, was andere nur „zwischen den Zeilen“ sagen. Wem es schwer fällt, sich schonungslos ehrlichem Feedback und fehlendem Feingefühl auszusetzen; der/die sollte mich vielleicht noch nicht danach fragen.
Ich bleibe auf jeden Fall weiterhin dran; ich weiß, dass es sich lohnt und Freude macht.
Genauso wie: Genauer hinzuschauen – auf innere Bilder und das, was mir andere zeigen; oder: Auf das zu achten, was alle anderen unseren menschlichen Sinnesorgane und Feinsinne wahrnehmen könn(t)en, wenn wir sie lassen bzw lernen, ihre Nachrichten zu lesen.
Ich bin sicher, ich werde noch öfters darüber schreiben.

P.s.: Im Prinzip sprechen alle Körperteile und -organe für sich selbst – sogar die Ohren selbst, Augen, Nase, Haut, Schilddrüse, Lunge, Leber, Nieren, Wirbelsäule und Knochen, … – oder mehrere zusammen als Immunsystem oder Kreislauf. Es lohnt sich, überall hinzuhören!

P.p.s.: Sehr spannend ist momentan übrigens, die Ohren zu spitzen und genau zu überprüfen, was unsere Regierenden, die Leitmedien und angeblich „herrschenden“ Meinungen, die „ExpertInnen“ vertreten (ohne dass sie Gegenstimmen Gehör geschenkt haben), von sich geben!

P.p.p.s.: Weil ich nicht die einzige Frau mit dem Nachnamen Reuther bin, die aktuell viel dazu zu sagen hat, dass die Mehrheit der Menschen sich immer noch stillschweigend und unkritisch verordnen lässt, mit wem sie wie nah Kontakt haben darf, und zulässt, dass Menschen, sogar kleine Kinder, isoliert werden oder ihre Geschäfte schließen müssen, nutze ich hier heute die Gelegenheit zum Aufruf, Renate Reuther zuzuhören!

P.p.p.p.s.: Zuversichtliche Menschen klingen anders als Menschen, die auf Nummer Sicher gehen.

 

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Dank für die Fotos gebührt Nathan Dumlao, John Moeses Bauan und Cason Asher (auf Unsplash)!

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