Die Schwierigkeit, ohne Halt die – eigene, politische oder sonstige – Mitte zu finden

Ich bin mir sicher, dass alle Lebewesen nach Balance suchen, nach Ausgeglichenheit, nach einem Zustand, in dem sie sich wohl fühlen.
Und ich glaube, dass Lebewesen diesen Zustand erreichen, wenn sie einfach sie selbst sein dürfen, wenn sie sich in ihrer Mitte befinden oder wenn sie bei ihrem „Tanz um eine Mitte“ ihre individuelle Balance finden.

Auch menschliche Gemeinschaften brauchen eine stabile gesellschaftlichen Mitte, wenn sich möglichst viele, wenn schon nicht alle, so doch wenigstens eine Mehrheit, darin wohl fühlen soll.

Unsere gesellschaftliche Mitte schrumpft zusammen mit ihren Meinungsverschiedenheiten und finanziellen Mitteln gerade augenscheinlich: als Folgeerscheinung der Möglichkeiten „der Reichen und Mächtigen“, z.B. großer Konzerne mit Hilfe unserer PolitikerInnen und Medien, Meinungen zu machen und Geld vor allem in die eigenen Taschen zu spielen.
Immer mehr Menschen neigen zu Extremen, vielleicht sogar manchmal zu Verschwörungstheorien, weil sie keinerlei Halt mehr in unserer Gesellschaft finden; weil die Reste einer vielleicht einmal großen Mitte überhaupt keinen Halt mehr bieten können. Und andere, in meinen Augen skrupellose, die Würde anderer Menschen miss- oder verachtende, Menschen nutzen die Gelegenheit, Halt zu versprechen, absurde Strohhalme anzubieten, an die sich Menschen, die Halt suchen, zu klammern versuchen (indem sie z.B. eine Verpflichtungsgefühl gegenüber wenigen, tatsächlich von einem Virus gefährdeten Menschen alsSolidaritätverkaufen, obwohl Millionen von Menschen gleichzeitig damit geschadet wird); die mit Hilfe ihrer Multiplikatoren (v.a. in den öffentlichen Medien) Meinungen als angeblich mehrheitlich an Menschen verkaufen, die sich nur in einer großen Herde sicher fühlen und dieser bereitwillig folgen.

Mir fallen gerade nur zwei Wege für diesen gesellschaftlichen Balanceakt ein, der schon vor langer Zeit eine „gefährliche“, zu einseitige, Richtung, eingeschlagen hat, um daraus jemals wieder automatisch zurück zur Mitte kommen zu können: entweder finden sich immer mehr „extreme“ Menschen friedlich neu zusammen, um sich als „normale“ Menschen gegenseitig Halt zu geben und eine neue gemeinsame, starke Mitte zu schaffen, die allen Halt geben KANN. Oder wir lassen zu, dass mächtige Menschen mit Geld, ihrer (politischen) Macht, Überwachung und Gewalt weiter die Richtung bestimmen, wie unsere zukünftige Gesellschaft auszusehen hat, an die wir uns halten MÜSSEN. Ich kann mir vorstellen, dass die der Vision (der Schauspielerin Gabriele Gysi) von einem Land ohne Lächeln ziemlich nahe kommen könnte.

Ich würde das zwar weiterhin gerne selbst mit bestimmen; aber ich füge mich natürlich der Mehrheit in unserer sogenannten Demokratie.
Wenn die also beschließt, weiterhin Däumchen zu drehen und zu warten, dass die Coronakrise für beendet erklärt wird (wenn endlich der Impfstoff da ist), dann werde ich, wie alle anderen, wohl bald extrem viel (Lebens-)Energie sparen, die in einer echten Demokratie für eigene Entscheidungen gebraucht werden würde …

 

P.s.: Vor ein paar Jahren gab es wenigstens im Fernsehen noch kritische, gehaltvolle Berichterstattung über abhängigen Jounalismus (wie in der Anstalt vom 29.4.2014); gerade verfangen sich eigentlich alle sogenannten öffentlichen Medien gemeinsam immer mehr in haltlosen Argumentationsketten.

 

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Dank für das Foto gebührt Mathias Csader!

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